GARSTEN. Die Justizanstalt in Garsten ist einer der größten Arbeitgeber im Bezirk Steyr-Land. Tips war vor Ort und tauschte sich mit vier Mitarbeitern über ihren Arbeitsalltag aus.
Franz Derflinger trat im November 1985 seinen Dienst in der Justizanstalt (JA) in Garsten an, wurde 1993 Offizier und dann Wirtschaftsleiter. Seit 2015 ist er Anstaltsleiter. „Ich wollte schon immer in den öffentlichen Dienst“, erzählt der gelernte Installateur „Es gilt, ein breites Spektrum an Tätigkeiten zu meistern“, sagt der 58-Jährige.
Personal gesucht
240 Insassen sitzen längere Haftstrafen ab, dazu kommen 20 Personen in Untersuchungshaft. Knapp über 200 Menschen arbeiten in der JA Garsten. „Das Einzugsgebiet ist in den letzten Jahren größer geworden. Wir haben auch Pendler aus dem Inn- und Mühlviertel“, sagt Derflinger. Die Personalsuche beschreibt der Steyrer als größte Herausforderung. „Wir brauchen in allen Bereichen zusätzliches Personal. Nicht nur in der Justizwache, auch bei den Psychologen und Sozialarbeitern.“ In der Justizwache geht bald wieder ein Schwung von Mitarbeitern in Pension. Matura oder ein Lehrberuf sind keine Grundvoraussetzungen mehr für den Dienst in der Justizwache, auch Zivildiener können die ein Jahr dauernde Ausbildung starten.
Im Raum mit einem Mörder
Die klinische Psychologin Melanie Krenmayr pendelt seit zweieinhalb Jahren von Wilhering nach Garsten, davor war sie schon ein Jahr in der JA Suben im Innviertel tätig. Das Arbeiten im Gefängnis hat für sie eine eigene Faszination. „Ich habe den Zugang, mit einem Mörder sprechen zu dürfen. Respekt ist natürlich da, Angst braucht man keine haben. Man kann sich auf die Sicherheitsmaßnahmen und die Kollegen verlassen“, sagt Krenmayr. Sie ist eine von sieben Psychologinnen in Garsten und für 30 Untergebrachte fix zuständig. „Wir haben eine riesige Bandbreite an Menschen, die eingewiesen werden. Von intelligenzgeminderten bis zu hochgradig psychopathischen Menschen“, erzählt Krenmayr. Die Gespräche mit den Insassen werden in der Regel unter vier Augen geführt, im Fall des Falles wäre die Justizwache sofort zur Stelle.
Einsatz von Waffen
Brenzlige Situationen im Gefängnis gibt es natürlich, kommen aber seltener vor als man denkt. Gibt es einen Waffeneinsatz, wird alles genau dokumentiert. Die junge Justizwachebeamtin Larissa Pum ist im Dienst mit Pfefferspray und Einsatzstock unterwegs. Nach der einjährigen Ausbildung ist sie seit drei Jahren in der JA Garsten tätig. „Der Job ist abwechslungsreich und fordernd, wird nie langweilig“, sagt die Amstettnerin. Angst ist für sie kein Thema. „Mein Eindruck ist, dass die Insassen vor Frauen mehr Respekt als vor Männern haben. Man muss aber schon entsprechend auftreten.“
Ein falsches Bild
Walter Aigner machte eine kaufmännische Ausbildung und folgte dann seinem Bruder, der bereits in der JA Garsten tätig war. „Als Kind hat man natürlich einen anderen Traumjob. Rückblickend war die Justiz für mich sicher die richtige Entscheidung“, sagt der Mollner. Er begann im Wachzimmer-Dienst, durchlief verschiedene Stationen und ist mittlerweile in der Medienstelle angekommen. Oft hätten die Menschen ein falsches Bild, wie es im Gefängnis abläuft. „Mit dem was man aus dem Fernsehen kennt, hat das gar nichts zu tun. Wir haben auch keine Verhältnisse wie in Amerika. Es ist aber schon eine eigene Welt“, so Aigner, der seit 26 Jahren in der JA Garsten arbeitet.
Sich am sechs Hektar großen Areal des ehemaligen Klosters zurechtzufinden, war zu Beginn eine Herausforderung. Mittlerweile kennt Aigner alle Wege in- und auswendig und führte beim Tips-Besuch durch die verschiedenen Bereiche. Von 7.30 bis 14 Uhr sind die Häftlinge in insgesamt 19 Werkstätten bzw. Betrieben tätig. In der Schlosserei sind die Leute kreativ, die Produkte werden heuer erstmals am Garstner Adventmarkt verkauft.
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