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Vom Blitz getroffen, aber von Traunkirchen fasziniert

Hans Promberger, 08.11.2017 07:58

TRAUNKIRCHEN. 13 Jahre – von 1993 bis 2006 – leitete Franz Haidinger die Pfarre Traunkirchen. Seit Anfang des Jahres ist der 78-Jährige wieder als Provisor in Aktion.

Traunkirchens Pfarrer Franz Haidinger hat schon vieles er- und überlebt. Foto: Promberger/Tips
Traunkirchens Pfarrer Franz Haidinger hat schon vieles er- und überlebt. Foto: Promberger/Tips

Auch wenn Franz Haidinger in seiner kirchlichen Laufbahn viele Stationen durchgemacht und er sein Domizil mittlerweile in Ebensee aufgeschlagen hat, steht für ihn eins doch fest: „Nirgends habe ich mich so wohl gefühlt wie in Traunkirchen. Die Menschen hier haben ein spezielles Gespür und Gemüt. Vielleicht hängt es mit der Landschaft und Bergen zusammen.“

Wirken an einem spirituell interessanten Ort

Haidinger stammt eigentlich aus Ternberg im Ennstal. 16 Jahre war er als Priester „in der Welser Gegend“ tätig, ehe er sich als Pfarrer für Traunkirchen bewarb: „Ich kannte den Ort bereits von Besinnungstagen. Außerdem ist es hier immer schon – ob bei den Kelten oder Römern – ein spiritueller Platz gewesen.“

Blitzschlag überlebt

Dass er überhaupt die Chance zur Bewerbung bekam, verdankt Haidinger einem Riesenglück, Zufall oder göttlicher Fügung – je nach Ansichtssache. Denn 1976 hatte er als Jugendseelsorger in einer fünfköpfigen Gruppe einen Dreitausender in Osttirol bestiegen. Am Gipfel angelangt musste er einem nahenden Unwetter Tribut zollen. Just als er einer Begleiterin die Hand zur Hilfe anbot, traf ihn ein Blitzschlag, der am Hinterkopf eine Narbe und am Fuß leichte Verbrennungen hinterließ. Angesichts dessen, dass er mit Schwindelgefühl und Gleichgewichtsstörungen davonkam, ließ der Spott mancher Wegbegleiter nicht lange auf sich warten. „Sie haben mich darauf hingewiesen, dass ich ja eh wissen müsste, dass ich als Seelsorger die Finger von den Frauen lassen sollte“, kann Haidinger über den Vorfall heute schmunzeln.

Seiner angeborenen Wanderlust frönte er natürlich auch am Traunsee, wo er viertägige Fußwallfahrten veranstaltete und auch Seniorenfahrten zu Klettersteigen in Südtirol organisierte. „Das war für Viele ein bis dahin unbekanntes, tiefes Gemeinschaftserlebnis“, so Haidinger.

Ein Gutschein für die Osterbeichte

Befragt nach einer Anekdote aus seinem ereignisreichen Leben fällt Haidinger die Geburtstagsfeier für den einstigen SP-Gemeindevorstand Josef Lehner ein. Dem eher kirchenfernen Sozialdemokraten bot er einen Gutschein für die Osterbeichte an, den Lehner wenig später an einem Sonntag vor versammelter Menge auch tatsächlich einlöste. „Er war ein feiner Mensch und ist ein guter Freund geworden, das hat zusammengepasst“, sagt Haidinger.

Viel Kraft wendete der Pfarrer auf, um das Kloster für eine moderne Seelsorge zu renovieren und adaptieren. Trotz aller Bemühungen kämpft auch ein kirchlich geprägter Ort wie Traunkirchen mit dem Kirchenbesucherrückgang. „Aber ich denke, dass in Traunkirchen viele Menschen denken, dass der Glaube was Gutes für sie wäre. Ich finde es schlimm, wenn der Glaube fanatisiert wird. Mir ist es wichtig, dass er in die Tiefe geht, weg von Routine und falschem Brauchtum.“

Ob er nochmals Pfarrer werden würde? „Ja, sofort. Die Kirche erscheint zwar ab und zu als träger Haufen, sie ist aber sehr vielschichtig. Man kann viel Gutes ins Leben bringen und wo das gelingt, entsteht viel Freude.“


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