Ein „halber Ulrichsberger“ in New York: „Wir leben schon seit Monaten im Ausnahmezustand“
ULRICHSBERG. Als „zweite Heimat“ bezeichnet Michael Drexler Ulrichsberg. Denn hier hat der gebürtige Münchner in seiner Kindheit viel Zeit bei seinen Großeltern verbracht; hier pflegt er auch heute noch viele Kontakte. Sein Leben verbringt er aber seit dem Studium in New York. Im Tips-Interview erzählt der gefeierte Pianist, Tonmeister und Musikproduzent vom neuen Präsidenten, von seiner Karriere und auch, warum er immer wieder gerne ins Mühlviertel kommt.
„In New York City überwiegt die Skepsis, die Stimmung ist eher getrübt“, beschreibt Michael Drexler die ersten Tage nach der Angelobung des neuen US-Präsidenten. „Aber das Schöne an der Demokratie ist ja, dass die Bevölkerung eine Stimme hat. Es gibt seit dem Wochenende unzählige Demonstrationen in allen großen und vielen kleineren Städten, nicht nur in den USA. Da spürt man schon eine Aufbruchsstimmung.“ Weil der neue Präsident Donald Trump in New York City wohnt, leben die Menschen schon seit Monaten im Ausnahmezustand, ergänzt Drexler. Aber, „einen echten New Yorker kann das nicht erschüttern. Das Leben geht hier, wie überall auf der Welt, weiter und wir nehmen jeden Tag so wie er kommt.“
Nach Jazz-Studium in New York geblieben
Zu Studienzwecken hat es den Münchner mit den Ulrichsberger Wurzeln (seine Großeltern mütterlicherseits lebten in Salnau) nach New York verschlagen: „Nach meinem Studium zum Diplom-Tonmeister habe ich vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) ein Stipendium erhalten, um am „Berklee College of Music“ in Boston Jazz zu studieren. Daraufhin habe ich direkt meinen ersten Job in New York City gelandet, als Tonmeister bei den Sony Music Studios, und habe mich dann entschieden, ganz in New York zu bleiben“, erzählt Drexler.
Mit vielen Stars im Studio und auf der Bühne
Musik spielt für ihn schon seit seiner Kindheit eine wichtige Rolle. Schon mit vier Jahren bekam er Musikunterricht, mit acht begann er zum Klavierspielen und er durfte als Sänger bei verschiedenen Platten- und Fernsehproduktionen mitwirken – unter anderem als „Little Drummer Boy“ bei Boney M. und mit Nicole und den Olympischen Athleten von 1984 unter Ralph Siegel. Auch als jugendlicher Pianist absolvierte er einige Fernsehauftritte. „Ich habe mich dann entschieden, Musik zu studieren, mit Schwerpunkt Aufnahmeleitung (Tonmeister) und Klavier.“ Als Tonmeister und Musikproduzent war der Wahl-Amerikaner sehr erfolgreich, zweimal war er sogar für einen Grammy nominiert. „Diese Grammy-Nominierungen als Tonmeister waren schon tolle Erfahrungen. Eine davon war für ein großes Projekt mit Harry Belafonte, mit dem wir dann auch Zeit auf Jamaika verbringen durften.“ Über die Jahre hat Michael Drexler als Sänger, Pianist und/oder Tonmeister mit vielen Stars gearbeitet – darunter Gloria Gaynor, Toni Braxton, Celine Dion, Lou Bega oder Anna Nebtrebko.
Vor gut zehn Jahren hat er auf die Geschäftsseite im Musikbusiness gewechselt: Er arbeitet bei großen Plattenfirmen, wie Sony, BMG oder Warner Music, und Musikverlagen in Führungspositionen in der Musiklizensierung, der Digitalen Strategie und in der Unternehmensentwicklung.
Klavierspielen ist Nebenberuf
Nebenberuflich setzt sich Michael Drexler auch gerne ans Klavier, als Ragtime- und Jazzpianist. Er ist auf Festivals in den USA ebenso zu hören, wie auf Hochzeiten oder Firmenveranstaltungen. Obwohl er das Klavierspielen eher als „großen Spaß“ sieht, gewann er letztes Jahr beim „World Championship of Old-time Piano Playing Contest“, einem Ragtime Klavierwettbewerb in Mississippi, eine Medaille.
Für Auftritte kommt der Musiker auch immer wieder gerne zurück in die Heimat. Der nächste steht kurz bevor: Am 11. Februar spielt er in der Kunsthalle in Aigen-Schlägl mit Drummer Harry Pröll. „Es ist für mich einfach eine Freude, Musik mit solch talentierten Leuten spielen zu dürfen, und hoffentlich auch das Publikum zu begeistern“, freut er sich schon auf den Abend.
Schöner Kontrast
Überhaupt verbringt er gerne Zeit im Oberen Mühlviertel. „Ich hatte schon als Kind immer eine tolle Zeit bei meinen Großeltern und in Salnau war immer was los. In den letzten 15 Jahren haben meine Frau Samantha und ich viele neue und alte Freundschaften und Familienverbindungen pflegen dürfen. Wir beide fühlen uns in Ulrichsberg wie zu Hause.“ Am meisten vermisst er in Amerika neben den Freunden das hervorragende Essen (wie die Käsespätzle im Ulrichsberger Hof), die gute Luft und das Freizeitangebot. Für Michael Drexler ist „Ulrichsberg ist ein Refugium geworden, ein schöner Kontrast zum hektischen Leben in New York City.“
Konzerttermin:
Am Samstag, 11. Februar (20 Uhr), gibt Michael Drexler mit Drummer Harry Pröll ein Konzert in der Kunsthalle in Aigen-Schlägl. Außerdem sind „The Teachers“ zu hören.
Kartenreservierungen sind unter Tel. 0664/170 2964 möglich (Eintritt: 10 Euro).
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