OÖ. Meister im Damensattel-Reiten

Das „Pferde-Fieber“ erwischte Iris Muhm, als sie etwa 12 Jahre alt war: „Schuld daran war damals Charly, ein Shetlandpony mit allen Allüren, die man Shettys nachsagt“, sagt die frisch gekürte OÖ. Meisterin im Damensattel-Reiten. Sie führt seit 1995 die Reitschule „Relax on Horsebacks“, derzeit hat sie zehn Schulpferde im Einsatz und unterrichtet regelmäßig rund 70 Stammgäste.

Reiten à la „Sisi“

Die Ausbildung zum staatlich geprüften Übungsleiter für Damensattel-Reiten hat Iris Muhm im November 2021 gemacht, seither gibt sie hier interessierten Schülern Einzelstunden im Damensattel-Unterricht.

„Gutes Gleichgewicht und etwas mehr Mut als Durchschnittsreiter sind schon wichtig“, betont die Oö. Meisterin.

In ihrer Reitschule wird hauptsächlich im „englischen Sattel“ geritten - am Programm stehen Dressur, Springen, Gelände, das Spezialgebiet „Working Equitation“ und eben „Damensattel-Reiten“. „Voraussetzung für Reiten im Damensattel ist ein solide Grundausbildung im Dressurreiten, korrekter Sitz und vor allem Mut zu Neuem. Auch die Pferde sollten gut im Herrensitz ausgebildet sein, dann machen sie sofort mit“, klärt die 49-Jährige auf. Als einzige Hilfe steht dem Reiter dabei auf der rechten Seite die Gerte zur Verfügung, als Ersatz des Schenkeldrucks.

Wie ist die 49-Jährige überhaupt auf den Damensattel gekommen? „Meinen ersten Kontakt mit Damensattelreiten hatte ich 1994 in Mexiko, wo es Damengruppen gibt, die rasante Manöver im Damensattel reiten. Da habe ich mir einen Sattel mit nach Österreich genommen. Die Europäischen Sättel sehen jedoch ganz anders aus“, klärt die Pferde-Freundin auf.

Schnuppermöglichkeit in spezielle Reitweise

„Es gibt immer wieder mal die Möglichkeit, eine Einzelstunde im Damensattel zu absolvieren, auch als Neuling“, sagt Muhm. Zudem werden mehrmals im Jahr Kurse übers Wochenende organisiert, mit Sattelkunde, Sitzkunde, praktischem Reiten. Um aber einigermaßen sicher im Damensattel unterwegs zu sein, sollte man regelmäßig insgesamt ein bis zwei Stunden pro Woche maximal je eine halbe Stunde im Damensattel reiten. Für die Vierbeiner selbst ist das Reiten im herkömmlichen Sitz dazwischen allerdings wichtig, und es sollte nicht öfter als zwei Mal pro Woche im Damensattel geritten werden, um das Tier nicht zu überanstrengen.

Lust auf Neues

„Auch für Männer ist das Reiten im Damensattel eine spannende Erfahrung und für jeden einen Versuch wert. Reiten ist ein Sport, den man auch im reiferen Alter ausüben kann“, sagt die OÖ. Damensattel-Meisterin schmunzelnd.

„Damensattelreiten wollen Leute, die Lust auf Neues haben und sich das anfangs gar nicht vorstellen können, wie das gehen soll und dann ganz überrascht sind, dass alles annähernd gleich gut geht wie im Herrensitz“, berichtet die Reitstall-Besitzerin: „Es ist jedoch extrem anstrengend.“

Damensattel-Szene in Österreich

Die Damensattel-Szene in unserem Land ist klein, somit kennt fast jeder jeden, auf das gesamte Bundesgebiet verteilt. Es werden auch Österreichische Meisterschaften im Damensattel ausgetragen.

Sie selbst liebt ihr Leben mit den edlen Tieren: „Ich bin nur mit den Pferden verheiratet und habe einen Hund“, so die Lichtenbergerin. Meine Leidenschaft sind die Tiere und die Freude daran, wenn sich meine Reitschüler weiterentwickeln, sowohl im Sport als auch menschlich“, sagt Muhm.

„Ich liebe die ungläubigen Blicke der Menschen, sowohl von Reitern als auch Nichtreitern, wenn man im Damensattel auftritt und dann so lustige Fragen gestellt  bekommt, ob man da überhaupt reiten kann – sieht man doch!“, berichtet Iris Muhm.

Spezieller Sattel

Das einzige Problem dabei ist gutes und passendes Zubehör zu finden: Es gibt kaum neue Damensättel zu kaufen , das Anpassen an Pferd und Reiterin ist wirklich schwierig und kostet auch richtig viel Geld. „Ich besitze drei historische Damensättel mit einem Alter von rund 100 Jahren. Zwei davon wurden in der K&K Hofsattlerei Wien gefertigt, einer ist aus London. In England gibt es eine große Tradition im Damensattel-Reiten. Jetzt will ich es auch bei uns bekannter machen“, verrät die Lichtenbergerin.