Bürger blockieren bei Demonstration gegen Zeltlager für Flüchtlinge Autobahnauffahrt
ST. GEORGEN. 17 Zelte wurden vor wenigen Wochen zur Unterbringung von Asylwerbenden in Thalgau errichtet. Die Bürger und Gemeindepolitiker fühlen sich von Land und Bund im Stich gelassen. Dies war der Grund, um sich gemeinsam Gehör verschaffen zu wollen und in Form einer Demonstration in Richtung A1 zu marschieren.
Bereits vor der Errichtung der Zelte waren in St. Georgen im Erstaufnahmezentrum dauerhaft bis zu 200 Geflüchtete untergebracht. Aktuell sind laut Gemeinde 270 Personen im EAST (Erstaufnahmestelle West) beherbergt. Die 17 neu errichteten Zelte waren jedoch für die Bevölkerung St. Georgens zu viel. Nachdem man bei den Politikern auf Landes- und Bundesebene auf nur wenig Verständnis gestoßen war, wurde ein Protestmarsch organisiert. In etwa 1.000 Personen machten sich in Begleitung der Polizei vom Platz vor dem Gemeindeamt auf den Weg in Richtung Autobahnauffahrt. Diese wurde für die Protestaktion gesperrt. Bereits vor Beginn der Demonstration war die Stimmung unter den Bürgern geladen.
Die Teilnehmerschaft setzte sich aus verschiedenen Gruppierungen mit teils unterschiedlichen Interessen zusammen. Bei der Demonstration waren sowohl viele Familien aus der Gemeinde mit Kindern, als auch Vertreter aus der rechtsextremen und identitären Szene anwesend, von denen sich Bürgermeister Ferdinand Aigner (ÖVP) mehrmals klar distanzierte. Auch Martin Sellner, Sprecher der Identitären Bewegung Österreich machte sich auf den Weg in die Marktgemeinde. Als Martin Plackner, Obmann der Grünen in St. Georgen, auf die Flüchtlingskrise 2015 hinweist und in seiner Ansprache unter anderem betont, dass eine solch ähnliche derzeit nicht erkennbar sei, sorgte dies besonders bei Anhängern rechter Bewegungen für Empörung.
Maximilian Dollberger, Ortsparteivorsitzender der SPÖ, kritisierte die „Nacht- und Nebelaktion, mit der der Innenminister die Zelte aufgestellt hat.“ Er ergänzte: „Es reicht. Diese unmenschlichen Zelte müssen weg.“ Auch er machte mehrmals in seiner Rede deutlich, dass die Gemeinde St. Georgen im Attergau aber nicht als Brutplatz für Hass und Hetze stehen möchte. FPÖ-Obmann Franz Schneeweiß sprach über „Fantastereien der Europäischen Union“ und forderte ein Schließen der Grenzen.
Die Themen, die die Demonstranten bewegten, waren unterschiedlich. Die Veranstaltung wurde als Möglichkeit genutzt, um dem Unmut bezüglich unterschiedlicher Politikbereiche Luft zu machen. So wurde nicht nur gegen das Zeltlager demonstriert, sondern auch auf die steigenden Energiepreise aufmerksam gemacht, die Asylpolitik kritisiert und Neuwahlen gefordert. Sätze wie „Falsche Asylpolitik“, „Sichere Grenzen, sichere Zukunft“, „Unser Volk zuerst“ und „Genug ist genug“ zierten die Demoschilder.
„Seit Jahrzehnten geht die Politik in die falsche Richtung. Es ist eine bessere Verteilung der Asylsuchenden notwendig. Teilweise herrschen in den Unterkünften unmenschliche Bedingungen“, sagte eine Demonstrantin. Anrainer aus Thalham erzählten vom Unwohlsein, wenn sie aus dem Haus gehen: „Im Erstaufnahmezentrum befindet sich nur eine einzige Familie, sonst sind dort nur junge Männer. Ich kann nicht einmal zu Fuß alleine einkaufen gehen. Das geht nicht mehr. Wir sehen von zu Hause direkt auf das Zentrum und dort herrscht immer ein riesiger Lärm.“ Eine Dame, die in der Gegend unterwegs und zufällig zur Veranstaltung dazugestoßen war, streckte als Symbol des Friedens demonstrativ eine Blume in die Höhe. „Wir müssen das Problem ganz klar an der Wurzel packen und das schon an den Außengrenzen Europas. Nur so kann eine gerechte Verteilung der Asylsuchenden gelingen“, betonte ein weiterer Teilnehmer.
Von allen wird ein Abbau der Zelte gefordert, um sich selbst wieder sicherer zu fühlen, aber auch, um zukünftig für menschlichere Unterkünfte zu sorgen. Dies spiegelt auch das Motto „Für Menschlichkeit und Gerechtigkeit“, wider, unter dem die Politiker der Gemeinde voranschritten.
Bürgermeister Aigner bedankte sich für die Loyalität der Bürger St. Georgens und der umliegenden Gemeinden und beendete die Demo mit den Worten: „Wir hoffen, dass die Zelte bald wegkommen und die heutige Aktion gefruchtet hat. Wenn nicht, werden wir weitermachen.“
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