Ohne Ehrenamt wird es still in der Gesellschaft
BEZIRK. Ehrenamt ist ein wesentlicher Motor und Kitt für die Gesellschaft. Im Bezirk engagieren unzählige Menschen in den verschiedensten Vereine oder Körperschaften. Am 5. Dezember, dem internationalen Tag des Ehrenamtes, werden ihre Leistungen vor den Vorhang geholt. Tips hat sich im Bezirk umgeschaut.
Derzeit sind 1.652 Vereine im Bezirk registriert, die alle Lebensbereiche abdecken. Blasmusikkapellen, Sportvereine, Kulturinitiativen, Sozialvereine bis hin zu den Feuerwehren oder dem Roten Kreuz - sie alle bereichern das örtliche und regionale Leben. Ohne die unzähligen freiwilligen Helfer würden Häuser einfach weiterbrennen; auch Opfern von Verkehrsunfällen oder medizinischen Notfällen würde nicht geholfen. Das gesellschaftliche Leben in den Gemeinden wäre ohne die Veranstaltungen, um deren Organisation sich überwiegend Ehrenamtliche in ihrer Freizeit kümmern, praktisch inexistent.
Viel Abwechslung beim Roten Kreuz
Das Rote Kreuz hat im Bezirk neun Ortsstellen und eine werksinterne Dienststelle in der Lenzing AG; fast 1.800 Ehrenamtliche bringen sich im Bezirk ein. Alleine im Rettungsdienst wurden im Vorjahr 226.047 Stunden von knapp 900 Freiwilligen geleistet. Viele engagieren sich nicht nur im klassischen Rettungsdienst. Das Rote Kreuz bietet unterschiedliche Facetten für Ehrenamtliche wie den Besuchsdienst, das betreuten Reisen, das Jugendrotkreuz, den Katastrophenhilfsdienst, den Blutspendedienst oder auch einen Coach für leseschwache Kinder uvm.
„Es ist für mich eine sehr abwechslungsreiche und lehrreiche Tätigkeit und es wird nie langweilig. Es bedeutet mir viel, Menschen zu helfen, die unsere Hilfe brauchen. Außerdem sind wir eine sehr starke Gemeinschaft und aus Kollegen haben sich viele gute Freunde entwickelt“, erzählt Lukas Kiener, der beim Roten Kreuz St. Georgen im Rettungsdienst und beim Jugendrotkreuz tätig ist.
Auf die Kameraden ist immer Verlass
Die Feuerwehren sind als Körperschaften öffentlichen Rechts keine klassischen Vereine, jedoch ein wesentlicher Träger des Ehrenamtes. 110 Freiwillige und fünf Betriebsfeuerwehren gibt es in Vöcklabruck. Stellt man sich die Feuerwehren als eine „Gemeinde“ vor, wären sie mit fast 7.700 aktiven Mitgliedern - darunter knapp 1000 Frauen - die drittgrößte im Bezirk; zählt man die gut 1.400 Jungfeuerwehrmitglieder und die über 2.300 Reservisten ab 65 noch dazu, käme der fiktive Feuerwehrort gleich nach der Bezirkshauptstadt.
Unbezahlter Managementjob
565 Ehrenamtliche nehmen eine Führungsposition im Kommando einer Feuerwehr ein, zum Beispiel als Kommandant oder Stellvertreter, Kassier oder Schriftführer - ein unbezahlter Managementjob mit großer Verantwortung. 54.000 Arbeitsstunden wurden im Vorjahr durch die Mitglieder der Bezirksfeuerwehren bei Einsätzen erbracht; dazu kommen noch 681.000 Stunden für Übungen, Weiterbildungen, Jugendarbeit, Gerätewartungen und Veranstaltungen.
Großer Zusammenhalt
„Bei der Feuerwehr kann man sich in der Gemeinschaft engagieren, neue Freunde finden und gleichzeitig etwas Sinnvolles tun. Unsere Mitglieder arbeiten eng zusammen und können aufeinander zählen. Dadurch entsteht eine starke Kameradschaft, in der sich jeder auf den anderen verlassen kann. Die Feuerwehrfrauen und -männer opfern ihre Freizeit, lassen alles stehen und liegen, um Gefahren und Katastrophen zu bewältigen oder Leben zu retten. Feuerwehrleute schaffen Vertrauen, sorgen für Sicherheit in den Gemeinden und geben den Menschen das Gefühl, dass sie in guten Händen sind“, so Bezirksfeuerwehrkommandant Wolfgang Hufnagl.
Musik macht Freude
In den 48 Musikkapellen im Bezirk sind über 2.600 Musikern aktiv, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2021 gab es bezirksweit fast 1.100 Musikproben und über 280 Jugendorchesterproben. Bei 626 Ausrückungen zeigten die Musikkapellen ihre breit gestreute Aufgaben. Sie sorgen für die Umrahmung von fröhlichen und traurigen Anlässen, sie sind Veranstalter von unzähligen Bällen, Frühschoppen oder Festen, ohne die das örtliche Leben still stehen würde. Durch ihre aktive Jugendarbeit sorgen sie dafür, dass Kinder und Jugendliche ein kreatives Hobby in einer sinnstiftenden Gemeinschaft ausüben können.
„Ich selber bin seit mehr als 40 Jahren aktiver Musiker und seit mehr als 25 Jahren ehrenamtlicher Funktionär. Anfangs hat mich neben dem Musizieren, die Gemeinschaft im Musikverein dazu bewegt, dem Verein beizutreten. Ich schätze die Musik als Ausgleich zum Beruf bzw. Alltag - auch wenn der Tag noch so anstrengend war, ist nach kurzer Zeit in der Musikprobe die ganze Last abgefallen. Darüber hinaus ist es ein schönes Gefühl, anderen mit Musik eine Freude zu bereiten bzw. bei traurigen Anlässen mit Musik Trost zu spenden“, schildert Harald Kroiss, Bezirksobmann des Blasmusikverbandes.
Weltweite Verbundenheit
Rund 320 Personen zwischen sieben und 80 Jahren engagieren sich in einer der vier Pfadfindergruppen im Bezirk, die in Vöcklabruck, Vöcklamarkt, Schwanenstadt und Regau angesiedelt sind. Die Pfadfinderbewegung und auch das ehrenamtliche Engagement lebt von der Vielfalt wie dem Zusammenhalt in einer Gruppe, aber auch der weltweiten Verbundenheit, die etwa bei Großlagern, wie dem Scoutcamp 2023 in St. Georgen, stark spürbar ist. Die Aufgaben bei den Pfadfindern zeichnen sich durch ihre Vielfalt aus: Sei es die Begleitung der Kinder und Jugendlichen, das Planen und Organisieren von Programmen, Veranstaltungen und Sommerlagern oder das Arbeiten in unterschiedlichen Kleingruppen.
„Ich habe bereits im Alter von sieben Jahren bei den Pfadfinderinnen begonnen und alle vier Altersstufen durchlaufen. Danach wollte ich gerne Teil dieser Gemeinschaft bleiben und bin deshalb Leiterin geworden. Ich möchte gerne den Kindern wie Jugendlichen ermöglichen, viele Freundschaften zu schließen, Abenteuer zu erleben, viel Neues zu lernen und zu entdecken“, erzählt Leiterin Martina und ihre Kollegin Alexandra ergänzt: „Nach sechs Jahren Pause bin ich wieder im Vorstand tätig. Der Entschluss, wieder eine aktive Rolle zu übernehmen, liegt vor allem darin, Teil einer so bunten Gemeinschaft sein, in der jeder dazugehört und trotzdem er oder sie selbst sein kann.“
Ehrenamtliche sind gefragt
Ehrenamtliches Engagement ist sinnstiftend, beugt Einsamkeit vor und ist für die Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Wer sich in seiner Freizeit in die Gemeinschaft einbringen will, findet ein passendes Thema. Auf den Websites vieler Gemeinden kann man sich über örtliche oder überregionale Angebote informieren. Egal ob im Sportbereich, in den örtlichen Verschönerungs- oder Tourismusvereinen, im kirchlichen oder sozialen Bereich, bei den Goldhauben- und Kopftuchgruppen, bei Garten- oder Siedlervereinen, bei Theater- oder Faschingsvereinen, bei Vereinen, die sich für die Regionsgeschichte oder für die Kunstförderung starkmachen - helfende Hände sind gefragt und neue Mitglieder überall herzlich willkommen.
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