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Songwriter David Stellner: „Kein Blatt vor den Mund nehmen“

Daniel Schmidt, 21.04.2016 14:06

WAIDHOFEN/THAYA - WIEN. Am 26. März präsentierte das „David Stellner Duo“ in der Kunstfabrik Groß Siegharts sein neues Album „Mein lieber Freund und Zwetschkenröster“. Tips nahm dies zum Anlass und bat den gebürtigen Waidhofner David Stellner zum Gespräch.

Raphael Widmann und David Stellner (r.) bilden das David Stellner Duo. Foto: Andrej Grilc
Raphael Widmann und David Stellner (r.) bilden das David Stellner Duo. Foto: Andrej Grilc

Tips: Anfang Februar erschien das neue Album „Mein lieber Freund und Zwetschkenröster“ des David Stellner Duos. Was unterscheidet eure Musik vom klassischen Wienerlied?

David Stellner: Wir sind ja beide ursprünglich keine Wiener. Aber wer is das schon? Oft erwische ich mich selbst beim wienern und denk mir ich bin langsam einer. Ich liebe das Wienerlied halt, aber den Deckel haben uns andere Menschen draufgedrückt. Ich geh ein bisschen vorsichtig mit dem Begriff um, da uns vom klassischen Wienerlied allein die Besetzung unterscheidet. Irgendwann möchte ich ein richtiges Schrammelquartett zusammenstellen. Von Kontragitarre bis zur G-Klarinette. Vor der Pension, wenn ich brav üb.

Tips: Sie und Raphael Widmann bilden zusammen das David Stellner Duo. Was macht diese Zusammenarbeit so besonders?

Stellner: Raphael und ich sind sehr unterschiedlich. Beim Leben und beim Musizieren. Wir haben eine sehr unkomplizierte Freundschaft und das bringen wir auch auf der Bühne rüber. Raphael ist ein begnadeter Sänger und Geiger. Das hört man dann auch. Ich könnte niemals die zweite Stimme singen und kenne eigentlich auch wenige Leute, die das so gut können wie er. Oft kommt“s mir vor, als wären wir wirklich eine Person, wenn wir spielen. Und er hat einen recht leiwanden Schmäh. Das ist auch nicht zu unterschätzen.

Tips: Sie haben in den vergangenen beiden Jahren mehr als 150 Konzerte gespielt. Was waren Ihre persönlichen Highlights?

Stellner: Sie? Danke! Ich sehe, die Geheimratsecken wirken. Ein Highlight war auf jeden Fall das Musikfest in Waidhofen. Viele wussten gar nicht, dass wir gut sind. Die wussten nur, dass wir irgendwann nach Wien abg“haut sind und Musik studiert haben.

Tips: Großen Wiedererkennungswert hat Ihre Musik auch dadurch, dass Sie als einer der wenigen in Waldviertler Mundart singen. Warum haben Sie sich dafür entschieden? Gab es da auch schon einmal Verständigungsprobleme?

Stellner: Puh, das hat sich so ergeben. Ich kann schon Englisch, aber das versteht eh keiner g“scheit. Sollt ich mal auswandern, sing ich halt Englisch. Wobei ein gutes Lied auf Spanisch ja auch schön ist und da versteh ich auch nix. In Deutschland erklären wir immer ein bisschen worum“s geht und dann finden sie“s eh lieb.

Tips: Sie leben und arbeiten in Wien. Wie wichtig ist es für einen jungen Musiker in einer Stadt zu leben, die eine sehr lebendige Musikszene besitzt?

Stellner: Ich denke, dass das ein sehr wichtiger Schritt war. Ich hatte ja auch mal einen anderen Job, aber ich musste einfach nach Wien damals. Wien ist eben die Stadt der Musik und das spürt man auch. Ich bin jetzt auch Gastgeber des Singer Songwriter Circus. Da muss man die Leute einfach kennen. Ich möchte in Wien keine Kinder aufziehen und habe – wie der echte Wiener eben – langsam eine Hassliebe entwickelt, die ich in dem Lied „Bezirksamt Wien“ recht ausführlich beschreibe.

Tips: Den Zuhörern bleibt bei euren Auftritten schon mal das Lachen im Halse stecken. Gezielte Provokation oder Ausdruck dessen, dass es immer schwerer wird die Menschen wirklich zu erreichen?

Stellner: Es ist schon schwer, Leute wirklich zu erreichen, wenn man nicht im Fernsehen ist. Dafür haben wir den Luxus uns kein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen. Wir müssen ja auch nicht lustig sein. Aber ich lach schon gern und teile das auch gern, wenn das Publikum dafür bereit ist.

Tips: Sie sind hauptberuflicher Musiker. Wie sieht ihr Arbeitsalltag abseits von Konzerten aus?

Stellner: Ja, darauf bin ich sehr stolz. Ich übe sehr viel Akkordeon und telefoniere und schreibe Emails, da ich das komplette Booking derzeit selbst mache. Dann ess ich Gummibären und genieße, dass ich tun und lassen darf was ich will und niemand mein Chef ist.

Tips: Euer bisher letzter Auftritt im Waldviertel fand in der Kunstfabrik Groß Siegharts statt. Wie wichtig ist Ihnen die Verbindung zur „alten“ Heimat als Wahl-Wiener?

Stellner: Ich bin nicht so oft in Waidhofen aber ich freue mich doch, dass seit letztem Jahr die Resonanz so positiv geworden ist. Das haben wir uns wirklich hart erspielt muss man sagen. Ich glaube vor zwei Jahren wären nicht so viele Leute dort hingekommen. Wir spielen jetzt aber auch besser.

Tips: Wann sind die nächsten Auftritte im Waldviertel geplant?

Stellner: Wir spielen ein paar Mal mit dem Duo und ein paar Mal mit den Wandervögeln. Ein paar Highlights werden folgende Termine sein: am 02.07. am Internationalen Musikfest in Waidhofen, am 22.10. in der Gauguschmühle in Aigen und am 30.09. in der Kulturwerkstatt in Hirschbach. Den Rest findet man unter www.davidstellner.com


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