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Ein halbes Leben im Dienste der Menschen

Leserartikel Online Redaktion, 03.05.2015 08:00

WAIDHOFEN. Vor wenigen Wochen feierte Johann Panzer seinen 70. Geburtstag im Kreise von Kollegen, Freunden, Verwandten, Künstlern und Feuerwehrkameraden in Groß Siegharts. Dabei wurde er mit der silbernen Verdienstmedaille des Roten Kreuzes geehrt. Ein guter Grund, einen tiefergehenden Blick auf das Leben eines Mannes zu werfen, der bereits seit 46 Jahren ehrenamtlich für die Hilfsorganisation  tätig ist. von ERICH SCHACHERL

  1 / 2   Johann Panzer beim Interview mit Tips in der Rot Kreuz Zentrale in Waidhofen. **********Fotos: Schacherl
„Mich hat das Rote Kreuz schon von Kindesbeinen an fasziniert“, schildert Johann Panzer im Gespräch mit Tips in der Bezirksstelle Waidhofen/Thaya. Als 24-jähriger trat er der Organisation in Allentsteig bei, „weil das eine Möglichkeit war, Menschen in Not zu helfen“. Nach der erfolgreichen Absolvierung der Grundausbildung versah er seine Dienste als Rettungssanitäter, während er sich um seine berufliche Karriere als Techniker und seine Familie kümmerte. Ein Leben gerettet Er erinnert sich an ein, im Nachhinein schönes Erlebnis: „Wir  - Johann Panzer als Rettungswagenfahrer und ein Kollege als Sanitäter - mussten aus einer Ortschaft in der Nähe von Allentsteig einen Verletzten mit schweren Schädelverletzungen nach Wien ins Krankenhaus bringen. Die Überlebenschancen des Mannes schienen gering. Damals gab es auch noch keine (von einem Notarzt durchgeführte) medizinische Versorgung im Wagen. Also sind wir bei Nacht mit Blaulicht nach Wien gerast“. Einige Wochen später erfuhr Panzer, dass der Verletzte überlebt hatte, „das war für mich ein wunderbares Erlebnis, als kleines Rädchen in einem großen System dazu beigetragen zu haben, einen Menschen zu retten“. In Allentsteig bewohnte Johann Panzer mit seiner Familie fünf Jahre lang das Rot Kreuz Haus und kümmerte sich neben seinen Sanitäterdiensten auch noch um das Anwesen und die Fahrzeuge, bevor er in eine Wohnung zog. Die Jahre vergingen, die berufliche Karriere entwickelte sich nach oben, die Familie wuchs. Die Aktivitäten bei der Blaulichtorganisation wurden zurück geschraubt. Kriseninterventionsteam Im Jahr 2000 schließlich marschierte Johann Panzer in die Bezirksstelle Waidhofen und bot seine Hilfe an, er wollte wieder aktiver werden. Die Grundausbildung hatte er ein weiteres Mal zu absolvieren, dann begann erneut der Dienst als Rettungssanitäter. Einige Jahre später stand die Bildung eines Kriseninterventionsteams zur Diskussion. „Das hat mich sehr interessiert“, erinnert sich der 70-jährige. Also entschied er sich, die notwendige Spezialsausbildung mit abschließenden Prüfungen zu absolvieren. Das Kriseninterventionsteam „betreut betroffene Menschen nach potentiell traumatischen Ereignisse in der Akutphase“, heißt es dazu auf der Website des Roten Kreuzes.  Das ist bereits zwölf Jahre her und seither war er bei mehr als 50 Einsätzen dabei. „Wir – es sind immer zwei Mitarbeiter im Einsatz – versuchen die betroffenen Menschen wieder nach oben zu bringen und auch das soziale Netz zu starten, also Angehörige, Verwandte oder Freunde zu aktivieren. Oft geht es auch einfach nur um Zuhören“, schildert der Fachmann aus seinen Erfahrungen. Keine leichte Aufgabe, die er allerdings gut meistert. Für die Kollegen Weil ihm nicht nur die Menschen draußen, sondern auch seine Kollegen am Herz liegen, ging der nunmehrige Pensionist noch einen Schritt weiter. Er ließ sich zu einem „peer“ ausbilden. Der aus dem Englischen stammende Begriff bedeutet „der Gleiche“. Gemeint ist, dass ein gleich Ausgebildeter wie beispielsweise Sanitäter, Feuerwehrmann oder Polizist nach traumatischen Einsätzen bei Bedarf  seine Kameraden betreuen kann. Es geht dabei vor allem darum, gesunde Stressbewältigungemechanismen zu entwickeln, damit die Betroffenen sich von den Folgen der Belastungen in Extremsituationen besser erholen können. Johann Panzer ist Leiter einer dreiköpfigen Gruppe geworden. „Ich kann sagen, dass wir bei den bisherigen Anlässen, wo wir um Hilfe gebeten wurden, hundertprozentig helfen konnten“ vermeldet er mit berechtigtem Stolz. „Die Tätigkeit als peer ist mir sehr wichtig, die nehme ich persönlich sehr ernst“, erzählt er weiter. Vor allem die Zivildiener, die beim Roten Kreuz ihren Dienst ableisten, liegen ihm am Herzen. Er bietet ihnen Hilfe bei Problemen aller Art an, denn Panzer will, dass die jungen Sanitäter ihren Kopf frei haben und sich voll auf ihre Aufgabe konzentrieren können, wenn sie im Dienst sind. Der Erfolg gibt seinem Engagement recht: „In vielen Fällen haben wir solchen Leute helfen können“. Voll aktiv Wenn Johann Panzer im Rot Kreuz Haus unterwegs ist, wird offensichtlich, dass er sich hier Zuhause fühlt. Er kennt sich aus, weiß alles, freundliche Grüße und Worte mit den Kollegen werden getauscht. Derzeit legt er allerdings mehr Augenmerk auf seine große Leidenschaft Musik, die er als Bariton des von ihm gegründetet klassischen Quartetts „Ensemble K. u. K.“ bei Konzerten und Proben auslebt. Dann ist da auch noch das kunsthandwerkliche Schaffen des gelernten Uhrmachers. Johann Panzer baut und bemalt Holzuhren. Ob aus dem Rettungssanitäter, Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams und peer, der bisher zirka 5500 Einsätze geleistet hat, noch mehr beim Roten Kreuz wird ist möglich und wahrscheinlich. „Ich bin dem Schicksal sehr dankbar, dass es mir im Alter so gut geht. Dafür möchte ich mich bedanken, indem ich anderen Menschen meine Zeit zurückgebe“, sagt der gläubige Katholik zum Abschluss mit einem freundlichen Lächeln.

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