Geplantes Hochwasserschutzprojekt spaltet die Gemeinde Waizenkirchen
WAIZENKIRCHEN. Immer wieder wird die Gemeinde Waizenkirchen von Überflutungen durch die Hochwässer der Aschach heimgesucht. Bis zu 1,5 Meter standen die betroffenen Häuser in Waizenkirchen entlang des Flusses zuletzt 1997 und 2002 unter Wasser – eine Katastrophe für die Anwohner. Ein Hochwasserschutzbecken soll in Zukunft Schlimmeres verhindern. Das Millionenprojekt trifft aber besonders bei den Landwirten auf Widerstand, die für die benötigte Fläche Teile ihrer Felder verkaufen müssten und um ihre Existenz fürchten.
Bei längeren Regenphasen in der Gemeinde Waizenkirchen steigt mit dem Pegel des Aschachflusses im Überflutungsgebiet auch die Nervosität der Anwohner. Schon zu oft wurden sie in den letzten Jahren vom Hochwasser heimgesucht und haben mehr als einmal unzählige Liter Wasser aus ihren Häusern geschöpft. Ein geplantes Hochwasserprojekt soll die Gemeinde und auch die umgrenzende vom Hochwasser betroffene Region entlasten. Konkrete Pläne gäbe es hierzu noch keine. Nur so viel: Aus einem Protokoll des Wasserschutzverbandes Aschachtal geht hervor, dass es mit zwei Millionen Kubikmetern, das größte Rückhaltebecken in der Region werden soll. Die betroffenen Landwirte fürchten nun um ihre Felder. Da laut den Bauern für das Projekt wohl mindestens 80 Hektar Grund benötigt werden würden. „Der Boden ist die Grundlage für unsere Existenz. Müssen wir verkaufen oder werden enteignet, müssen wir auch unsere Höfe schließen“, erklären die Landwirte Josef Mair und Georg Doppler stellvertretend für 20 betroffene Bauern und 15 Grundeigentümer im Gebiet rund um das geplante Becken. „Seit fünf Jahren geistern Gerüchte von Dämmen, Hochwasserbecken, Flussbettverlegung und sogar der Verlegung von Eisenbahntrasse und Straße in unserem Gemeindegebiet herum“, meinen die Landwirte. Für diese Maßnahmen würden vor allem die Flächen oberhalb von Waizenkirchen benötigt. „Mit uns Landwirten, die diese bewirtschaften und davon leben, hat noch nie jemand gesprochen [...“ Wie immer wird man mit uns erst ganz zum Schluss sprechen. Und wie immer werden wir dann als große Verhinderer eines Hochwasserschutzes dargestellt werden, weil wir unsere Felder nicht verkaufen wollen oder können“, so Doppler und Mair. Eine Resolution mit ihren Standpunkten und Unterschriften von 40 Betroffenen haben die Landwirte an alle zuständigen Stellen versandt, um ihren Unmut über das geplante Projekt kundzutun.
Um harmonisches Miteinander in der Gemeinde bemüht
„Wir sind in der aktuellen Situation gefordert, über den Tellerrand zu blicken. Die betroffenen Menschen haben Angst. Sie sollen auch noch beruhigt schlafen können, wenn es länger regnet. Wir bemühen uns in der Gemeinde eine Lösung zu finden, die halbwegs gut für alle ist“, erklärt Bürgermeister Wolfgang Degeneve gegenüber Tips. „Ich verstehe die Sorgen und Nöte der betroffenen Landwirte. Jedoch können wird das Projekt gar nicht einstellen, das könnten wir nur, wenn wir es selber in Auftrag gegeben hätten. Wir sind einfach nur die Gemeinde, in der das Projekt geplant ist“, stellt der Bürgermeister klar. Anfang März sollen bei einer Informationsveranstaltung von den Projektverantwortlichen mehrere Varianten vorgestellt werden. Aktuell arbeite man an einer allgemeinen Studie. Man sei um ein harmonisches Miteinander bemüht. Die Verhandlungen sollen fair verlaufen, heißt es aus den Kreisen der Projektbeteiligten. „Es soll ein Hochwasserschutz für ein 100-jährliches Hochwasser erreicht werden, das ist unser Ziel“, erklärt Josef Dopler vom Wasserverband Aschachtal. Der aktuelle Plan des Projektes liege ihm allerdings noch nicht vor. Dopler stellt jedoch klar, dass für die betroffenen Bauern natürlich Ersatzgründe gesucht werden. „Wir im Verband besitzen aktuell 60 Hektar Grund in der Nähe, die vorsorglich für diesen Zweck, also als Tauschgründe, angekauft wurden“, erklärt Dopler. Außerdem soll trotz Errichtung des Beckens ein Großteil der Fläche weiter landwirtschaftlich nutzbar bleiben. Nach dem Jahrhunderthochwasser wurden laut Dopler die Rufe nach einem Schutz laut. Einen Zeitplan für die Errichtung des Rückhaltebeckens gäbe es bisher nicht – laut ersten Informationen handle es sich um ein längerfristiges Projekt, das sicher nicht „von heute auf morgen“ realisiert werden könne.
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