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Teach for Austria: "Alles ist möglich, solange die Kinder an sich glauben"

Mag. Ingrid Oberndorfer, 04.02.2021 08:14

WELS. 29 Teach For Austria Fellows setzen sich im heurigen Schuljahr als Lehrkräfte im oberösterreichischen Zen­tralraum für Chancenfairness ein, um Schüler mit schlechteren Startbedingungen zu unterstützen, erfolgreiche Bildungswege einzuschlagen. Sechs der elf neuen Lehrer aus dem Jahrgang 2020 sind in Wels im Einsatz.

Wildfellner will Chancengleichheit.   Foto: TFA/Blacher
  1 / 2   Wildfellner will Chancengleichheit. Foto: TFA/Blacher

Die Teach for Austria Fellows werden an Mittelschulen und Polytechnischen Schulen an herausfordernden Schulstandorten eingesetzt. Alle Quereinsteiger haben ein Studium absolviert und mehrheitlich bereits Berufserfahrung gesammelt. Dieses Wissen bringen sie – nach einer intensiven Vorbereitung im Rahmen von Online-Campus, Sommerakademie und ersten Erfahrungen im praktischen Unterricht, etwa im Rahmen der Linzer „Teach For Austria“ Sommerwochen – mit viel Engagement als vollwertige Lehrkräfte mit Sondervertrag in den Klassen ein.

„Bildung ist wichtig“

Eine von ihnen ist Catrin Wildfellner. Die gebürtige Welserin hat ihre Diplomarbeit zum Thema „Soziale Ungleichheit und Lebensstil“ geschrieben und war bei „Learn at Home“ für Lehrgangsmanagement, Projektmanagement und Studienleitung zuständig. Für das Soziologie-Studium hat sie sich entschieden, weil „ich mich immer sehr für gesellschaftliche Mechanismen und das menschliche Zusammenleben interessiert habe. Wie und warum Gesellschaften so funktionieren, wie sie es tun“. „Als Mama zweier Söhne möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, dass sie in einer Gesellschaft aufwachsen, in der jedes Kind die Chance hat, seine Bildungswünsche zu verwirklichen. Gute Bildung ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Zukunft und das nicht nur beruflich“, begründet Wildfellner ihren Einsatz.

Gemeinsam Erfolge

Als Teach for Austria Fellow ist die 38-Jährige jetzt in der NMS 8 Wels-Lichtenegg tätig. „Es ist eine große Herausforderung, den Unterricht für so viele verschiedene Charaktere abwechslungsreich und verständlich zu gestalten, aber ich freue mich auf jeden einzelnen Schüler, jede Schülerin, neue Herausforderungen und gemeinsame Erfolge“, ist Wildfellner voller Tatendrang.

Selbst Hürden gemeistert

In der NMS8 Lichtenegg ist auch Daniela Mandl tätig. „Ich hatte selbst in meinem Leben immer wieder sehr viele Hürden zu meistern. Als Halbwaise aufgewachsen, konnte ich nur studieren, weil ich in einem Sozialstaat lebe und weil es an wichtigen Punkten (in der Schule, an der Universität) Menschen gab, die an mich glaubten, mir den Rücken stärkten und mich unterstützten“, begründet die gebürtige Salzburgerin, warum ihr Chancengleichheit so ein großes Anliegen ist.

Soziale Ader

Mandl hat Transkulturelle Kommunikation und Konferenzdolmetschen für Französisch und Arabisch studiert und spricht fünf Sprachen. Ihre soziale Ader zieht sich vom Praktikum für SOS Menschenrechte über den Einsatz als Tutorin an der Uni bis zu ihrem beruflichen Engagement als Dolmetscherin, Integrationskoordinatorin und Qualitätssicherungsbeauftragte beim Österreichischen Integrationsfonds.

Viel Erfahrung gesammelt

Dass ihr die Erfahrungen aus ihren bisherigen Tätigkeiten auch in der Schule helfen werden, davon ist sie überzeugt. Besonders von der Arbeit mit Geflüchteten und ihren Auslandsaufenthalten glaubt sie zu profitieren. „Ich durfte vier Jahre lang Menschen, die neu nach Österreich gekommen sind, begleiten, ihr Sprachrohr sein. Dabei habe ich sehr viel gelernt, vor allem über die Herausforderungen, die diese Menschen zu meistern haben“, erzählt Mandl.

Großteils Migrationshintergrund

Worin sie ihre größte Herausforderung in der neuen Aufgabe sieht: „Ich bin Klassenvorstand einer ersten Klasse. Meine Schüler haben zum großen Teil Migrationshintergrund, viele haben zerrüttete Familienverhältnisse, haben Erfahrungen mit körperlicher und psychischer Gewalt gemacht. Es wird eine große Herausforderung für mich werden, ihnen den Glauben an sich selbst zurückzugeben. Ihnen zu zeigen, dass der Klassenraum ihnen den Rahmen von Sicherheit und die Möglichkeit zur Entfaltung bietet, der ihnen zuhause oder in ihrer Vergangenheit verwehrt worden war. Ich möchte ihnen mitgeben, dass alles möglich ist, solange sie an sich selbst glauben! Selbst wenn man einen noch so schwierigen Start hat, kann man so über sich hinauswachsen“, ist Mandl überzeugt.

Fellows gesucht

Das Leadership-Programm „Teach For Austria“ sucht engagierte Akademiker und ermöglicht ihnen den Einstieg als vollwertige Lehrkräfte an herausfordernden Mittelschulen. Das Ziel ist, Kinder aus sozial benachteiligten Familien zu motivieren und zu befähigen, ihren Bildungsweg unabhängig von der familiären Unterstützung und dem Einkommen der Eltern erfolgreich zu gehen und ihr Potenzial zu entfalten. Die „Fellows“ durchlaufen ein intensives Trainingsprogramm, das sie von Tag eins an auf den Unterricht vorbereitet. Zusätzlich werden sie während der zwei Jahre von erfahrenen Trainern hospitiert und begleitet.

Die Ausschreibung für das nächste Teach For Austria Fellowship hat bereits begonnen.

Bis Mai 2021 finden laufend Assessments statt.

Infos unter

www.teachforaustria.at/jetzt-bewerben


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