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Herr Franz bleibt seinen Gästen erhalten: Welser Kult-Café macht weiter

Gerald Nowak, 14.10.2023 06:30

WELS. Franz Strassmair steht wieder in der kleinen Küche seines Kaffeehauses neben dem Ledererturm. Er bereitet die berühmten Strudel, aber auch Torten und Kuchen selbst zu. Vor wenigen Monaten war dies anders: Der 54-Jährige schlitterte in ein Burnout. Jetzt ist es aber fix: „Ich mache weiter.“

Franz Strassmair mit einem wunderbaren Kuchen. (Foto: Tips)
Franz Strassmair mit einem wunderbaren Kuchen. (Foto: Tips)

von GERALD NOWAK

Elan und Tatendrang sind groß. Und das ist auch gut so. Denn im April änderte sich schlagartig alles. Strassmair konnte nicht mehr und brach zusammen: „Ich schmiss die Gäste aus dem Lokal und brachte Franz ins Krankenhaus“, erinnert sich Lebensgefährtin Kerstin Atzlinger. Zwei Kinder (Jonas, vier Jahre alt und Valerie, die dieser Tage ihren ersten Geburtstag feiern wird) haben die beiden gemeinsam. Die finanzielle Situation mit Lokal und Hausbau war angespannt. Wichtig war, dass der „Herr Franz“, wie er von vielen genannt wird, professionelle Hilfe bekommt, aber auch, wie es mit dem Lokal weitergeht. Stand am Anfang die Schließung im Raum, änderte sich in den kommenden Wochen die Sachlage. Stammgäste, die das Lokal nicht sterben lassen wollten, halfen mit. Die Aufgaben unter den Mitarbeitern mussten neu verteilt werden. Es gab aber zwei entscheidende Punkte: „Sobald die Strudel zu Mittag wieder auf der Karte standen, sind die Gäste gekommen“, erinnert sich Atzlinger. Das gab Auftrieb. Und der zweite Punkt war, dass es Strassmair selbst mit viel professioneller Hilfe gelang, aus der psychischen Talsohle herauszukommen.

„Nicht das Kaffeehaus war schuld, sondern ich!“

Der Wirt selbst geht auch selbstkritisch mit allem um: „Ich musste einiges lernen und mir auch selbst eingestehen: Nicht das Kaffeehaus war schuld, sondern ich!“ So erarbeitete die Familie gemeinsam mit den Mitarbeitern eine Strategie, wie es weitergehen kann.

Strassmair, der in den vergangenen 24 Jahren wirklich fast alles selbst gemacht hat, konzentriert sich verstärkt auf die Zubereitung der Speisen, egal ob warm oder kalt und süß oder sauer. Denn nicht nur die verschiedensten Strudel – und auch hier freut sich der Fleischtiger ebenso wie der vegane Gast oder das süße Schleckermaul –, sondern auch die Brote haben einen gewissen Kultstatus in der Stadt. Acht- Stunden-Tage sind genug, es müssen nicht immer 14 bis 16 Stunden sein. Andere Arbeiten werden eben aufgeteilt und umstrukturiert. Es bleibt nicht mehr alles beim Chef hängen. Der muss auch lernen zu delegieren, wie er selbst zugibt. Gemeinsam will die junge Familie aber das Konzept beibehalten: gemütliches Kaffeehaus mit speziellen Mittagsstrudeln in lockerer Atmosphäre. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 8.30 bis 19 Uhr, Samstag 8.30 bis 14 Uhr, Sonntag und Mittwoch geschlossen


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