Bundespräsident Van der Bellen bei Gedenkkundgebung in Wels
WELS. Die Initiative Welser gegen Faschismus hat die Gedenkkundgebung anlässlich des 85. Jahrestages der Reichspogromnacht organisiert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen über die aktuelle Situation: „Wenn Österreich das ‚Niemals wieder‘ ernst meint, muss es das zeigen. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt“.
Zum ersten Mal war ein regierendes Staatsoberhaupt zu Gast bei der Kundgebung. Mehrere hunderte Menschen versammelten sich im Pollheimerpark beim Mahnmal für die jüdischen Opfer. Zuerst sprach Martin Kamrat, Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. Angesichts der Situation in Israel sei es schwer hier zu sprechen. „Die Reichspogromnacht erinnert uns daran, wie schnell Hass und Intoleranz in Gewalt umschlagen können, wenn sie nicht aktiv bekämpft werden. Die junge Generation hat die Aufgabe, diese Erinnerung lebendig zu halten und die Welt zu einem besseren Ort zu machen, in dem die Werte des Mitgefühls, des Respekts und der Menschlichkeit im Vordergrund stehen“. Er dachte an die 200 Geiseln, die immer noch in der Hand der Hamas sind. Hoffnung hat er in die junge Generation. Dass viele an der Kundgebung teilnehmen mache ihm Hoffnung: „„Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass ‚Nie wieder‘ nicht nur leere Worte sind.“
Bundespräsident Van der Bellen sprach nicht nur über die aktuelle Situation im Nahen Osten, sondern erinnerte an die Geschehnisse in den 1930iger Jahren. Viele haben weggesehen oder sogar zustimmend gejohlt, als am 9. November und in den Tagen darauf „ „Nazihorden – von deren Führung wohlorchestriert – über jüdische Menschen und deren Geschäfte, Wohnungen und Einrichtungen herfielen“. Auf die aktuelle Situation im Nahen Osten meine Van der Bellen: „Die Hamas ist eine Terrororganisation. Sie will nicht Freiheit, sondern die Auslöschung Israels“. Er sprach weiter: „Unsere Antwort auf Antisemitismus jeglichen Ursprungs muss hart und klar und unmissverständlich sein. Wer in Österreich lebt, wer in Österreich leben will, für den und die gelten nicht nur Menschenrechte, sondern auch Menschenpflichten. Es gibt Regeln und an diese muss man sich halten. Und wer glaubt, die herrschende Toleranz für Intoleranz nutzen zu können, muss Konsequenzen tragen“.
Für die Antifa ergriff der Vorsitzende Werner Retzl das Wort. Er kritisierte den Beschluss im Welser Gemeinderat belastete Straßennamen nicht zu ändern. „Judenhetzer und NS-Verbrecher haben im Straßenbild definitiv nichts verloren, wenn man die regierungsamtlich verkündete Bekämpfung des Antisemitismus und den antifaschistischen Auftrag unserer Bundesverfassung, der in Artikel 9 des Staatsvertrages nachzulesen ist, ernst nimmt“. Er kritisierte die Event-Kultur mit der man alles zudecken will.
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