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Gebürtiger Welser radelte 14.000 Kilometer durch Europa

Mag. Ingrid Oberndorfer, 09.07.2024 14:54

WELS/STUTTGART. Jürgen Hofer ist der Stayrider. Bereits zum dritten Mal unternahm der 49-jährige Jurist aus Stuttgart eine Extrem-Radtour um auf die Einkommensprogramme der Entwicklungshilfeorganisation Stay und die Kraft des Unternehmertums aufmerksam zu machen. Dabei legte der gebürtige Welser in 55 Tagen unglaubliche 14.000 Kilometer zurück und verspürte einmal mehr bei seiner Fahrt durch die Welt eine unglaubliche Demut und große Dankbarkeit.

"Reduktion schafft Freiheit": Alles was der Stayrider mit hat wiegt 16 Kilogramm. (Foto: Hofer)
  1 / 3   "Reduktion schafft Freiheit": Alles was der Stayrider mit hat wiegt 16 Kilogramm. (Foto: Hofer)

„Ich habe im internationalen Finanzwesen gehackelt - ohne Ende und ich habe immer schon extrem viel Sport betrieben, vom Berglaufen bis zum Iron Man“, erzählt Hofer wie sein Leben früher war. Doch als Corona kam, hatte der Vater eines erwachsenen Sohnes viel Zeit zum Nachdenken. „Ich hab ein geiles Leben gehabt, aber ich hab mich dann irgendwann gefragt: Was ist es, was ich hinterlassen möchte? Was will ich mit meiner Zeit machen“, erinnert sich der Wahl-Stuttgarter und erzählt, dass er ohne Job-Alternative gekündigt und mit über 40 Jahren noch einmal studiert hat.

„Ich möchte etwas Gutes tun“

„Und um es ganz pathetisch zu sagen: Ich möchte was Gutes tun. Ich bin nicht reich, aber ich möchte etwas Gutes tun“, erzählt der frühere Private Banker und fängt 2021 bei der Stay-Stifung als Ansprechpartner für alle Unternehmen an, die sich für unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit stark machen wollen.  

Um die Arbeit der Stiftung bekannter zu machen, setzt er 2022 erstmals einen drastischen Schritt: Er unternimmt eine erste Tour quer durch Europa, die ihn innerhalb von 62 Tagen über insgesamt 25 innereuropäische Landesgrenzen führte. Dabei legte er eine Strecke von knapp 15.000 Kilometern zurück. 2023 folgt der zweite Streich: Hofer durchquert sogar zwei Kontinente. Von Stuttgart über Innsbruck ging es weiter Richtung Osten durch Bulgarien und Istanbul. Der Sportfreak durchquerte die asiatische Türkei und radelte durch Armenien, Georgien und den Irak. Nachdem er über Italien und Frankreich die Schweiz erreicht und die Alpen erneut überquert hatte, kehrte er nach fast 15.000 Kilometern zurück.

„Es ist eine Kopf-Sache“

„Die erste Tour war die härteste, weil ich unerfahren war. Das war auch mental die Schwierigste und das gilt auch für das Zurückkommen“, erklärt Hofer, dass die extremen Radtouren für ihn in erster Linie eine Kopf-Sache sind. Dass man körperlich fit sein muss, ist klar, aber für einen extremen Sportler wie Hofer braucht es für derartige Vorhaben keine außergewöhnliche Vorbereitung. „Es ist eine Kopf-Sache und keine körperliche Sache und ich habe den Kopf dafür“, weiß der 49-Jährige und sieht seine Unternehmungen aber nicht als extrem oder Spitzenleistung.

Fernab der Zivilisation

Tour Nummer Zwei in den Osten war von den Rahmenbedingungen her die schwerste. Nawi und Handy hatten oft keinen Empfang, die Straßen waren schlecht, die Logistik schwierig und die Versorgungssicherheit nicht immer gegeben. „Da war ich mental vollkommen am Limit, permanent am reagieren“, erinnert sich Hofer und sagt deshalb auch aus voller Überzeugung: „Die jetzige Tour war mit Abstand die leichteste: Vertrautes Gebiet, überall Tankstellen und Gasthäuser, gute Straßen und keine wilden Tiere“.

Vom südlichsten Punkt bis zum Nordkap

Die erste Etappe führte den Stayrider von Stuttgart nach Tarifa, dem südlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Vom verregneten Süden ging es nach einem kurzen Zwischenstopp zur Generalüberholung seines Fahrrads in Stuttgart schnurstracks weiter Richtung Norden, dem nächsten großen Ziel entgegen. Nur drei Wochen später erreichte Hofer bei strahlend blauem Himmel den nördlichsten Punkt Europas: das Nordkap! Danach ging es über Finnland und das Baltikum zurück nach Stuttgart.

„Reduktion schafft Freiheit“

Mit im Gepäck hat Hofer bei seinen Touren wenig. Samt Rad sind es insgesamt 16 Kilogramm, die der Extremsportler mit sich führt: Powerbank, Ladegerät, Zelt, Isomatte, Schlafsack. „Diese Reduktion schafft Freiheit. Sie ist das Geilste und Großartigste“, spricht er aus Erfahrung. „Man schätzt dann andere Sachen. Hat andere Dinge in sich wach gemacht“, beschreibt Hofer seine Erkenntnis. Was bei der letzten Reise seine Höhepunkte waren? - „Jeder Tag war ein Höhepunkt“, stellt Hofer fest. „Ich bin in jeden Tag offen hineingegangen und das Highlight sind immer die Menschen. Wie schön Europa ist, wie stark die Welt und das Wetter ist“, das fasziniert ihn auf seinen Touren. „Und da spüre ich auch eine gewisse Demut. Ich habe auch oft Danke gesagt und bin stolz auf meinen Körper und mein Erinnerungsbuch ist wieder um einiges dicker geworden“.

„Wels ist einfach daheim“

Im Juni ist der Stayrider wieder in daheim in Stuttgart eingetrudelt. Mit Tränen in den Augen, wie er auf seinen Instagram-Posts dokumentierte, denn auch wenn er ein echter Familienmensch ist, geben ihm seine wochenlangen Touren allein mit dem Fahrrad unglaublich viel. „Es ist ein Geschenk, dass ich die Zeit habe, das zu tun“, ist sich Hofer bewusst. „Es schlagen da zwei Seelen in meiner Brust. Aber im Moment bin ich wahnsinnig gern daheim“.

Apropos daheim: „Heimat ist mir wichtig. Heimat ist ein Gefühl“, stellt Hofer klar, der Stuttgart und Innsbruck als seine zwei Zuhause nennt. „ Aber in Wels habe ich immer noch ein Nest. Das ist einfach daheim.“

Die Arbeit für Stay

Der 49-Jährige, der als Head of Philanthropy bei der Stiftung Stay arbeitet, möchte mit seiner Aktion auf die Kraft des Unternehmertums und die Arbeit der Stiftung Stay aufmerksam machen. Die nachhaltigen Einkommensprojekte tragen dazu bei, dass es mehr Menschen in ihrer Heimat gut geht. Noch in diesem Jahr will die Stiftung 2.500 Kleinbauern im Rahmen der Einkommensprogramme in Ostafrika schulen.

Spendenkonto: DE18 3702 0500 0008 7430 00Bank für Sozialwirtschaft


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