"Irrsinnige Chance aus Lehre eine Mörder-Karriere zu machen"
WELS. „Lernen war nicht so meine Welt. Ich bin eher der praktische Typ und wollte Geld verdienen“, erklärt Walter Bostelmann, dass er sich als 14-Jähriger ganz bewusst für eine Lehre entschieden hat. - Trotz guter Noten und sehr zum Leidwesen seiner Eltern.
Dass sein Entschluss richtig war, zeigt die steile Karriere des heute 50-jährigen Welsers, der seit dem Frühjahr Vorstandsvorsitzender der Kellner & Kunz AG ist. Nach vier Jahren mit guten Noten in der Hauptschule Lichtenegg und einem Jahr im Poly trat Bostelmann 1986 zwei Tage nach dem Zeugnis seine Lehrstelle als Großhandelskaufmann bei Kellner & Kunz an. Drei weitere renommierte Welser Betriebe hätten den ehrgeizigen Burschen gerne genommen, „aber ich habe mich für Werkzeuge und Schrauben interessiert und mir gedacht, ich probiere das“.
Lehrlinge musste noch das Lager kehren
Während bei Kellner & Kunz aktuell 35 Lehrlinge ausgebildet werden, waren es damals nur drei. „Und die Lehre war eher drei Jahre Lagertätigkeit, wo man auch noch zusammenkehren musste“, erinnert sich der heutige CEO. Ein Jahr nach Ende seiner Lehrzeit wird er nach Deutschland geschickt, um in einem Konkursbetrieb den Einkauf neu zu organisieren. „Das war für mich als Jungspund nicht einfach. Die Zuständigen hatten keine Freude, sich von einem 19-jährigen Ösi etwas sagen zu lassen, aber es ist mir gelungen, die Leute auf meine Seite zu ziehen. Das Unternehmen konnte saniert und in die Gewinnzone gebracht werden“, erzählt Bostelmann.
„Immer tolle Teams gehabt“
Zurück in Wels, baut er in Österreich den Produktentwicklungsbereich auf, übernimmt im Laufe der Zeit den gesamten Einkauf und später auch die Logistik. „Da war ich dann plötzlich Chef bei Leuten, wo ich vorher Lehrling war. Aber ich habe es auch geschafft, diese hinter mich zu bringen. Ich habe immer tolle Teams gehabt“, betont der zweifache Vater, gesteht aber auch: „Das hat viel Arbeit und Zeiteinsatz gebraucht. Meine Tage hören nicht um 17 Uhr auf“.
Mit „Hoamspü“ auf der Bühne
2010 wird der leidenschaftliche Musiker, der in seiner spärlichen Freizeit bei „Hoamspü“ Klavier und Steirische spielt, dann in den Vorstand berufen, 2015 auch parallel für die Business Unit Industrie der Tochterunternehmen der Reca-Gruppe. „Ich empfehle jungen Leuten, eine Lehre zu machen. Es ist schön, sofort im Arbeitsleben etwas bewegen zu können und mit dem verdienten Geld gleich ein anderes Leben führen zu können. Aber der Job muss einen interessieren! Dann hat man irrsinnige Chancen aus einer Lehre eine Mörder-Karriere zu machen“, spricht Bostelmann aus Erfahrung.
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