Zweite Demenz WG geschlossen: Streit um den Grund
WELS. Es war ein Vorzeigeprojekt. In der ehemaligen Dragonerkaserne gab es zwei Wohngemeinschaften für Demenz-Erkrankte. Mitte 2022 schloss die Stadt die Erste und in diesem Jahr die Zweite. Die Welser SPÖ übt heftige Kritik. Für die FP-Sozialreferentin Vzbgm. Christa Raggl-Mühlberger waren die gestiegenen Kosten aufgrund der Klage eines Bewohners ausschlaggebend.
Viele Kommunen kamen nach Wels, um sich die Wohngemeinschaften anzusehen. Zehn Demenzerkrankte und ein Betreuer lebten in einer WG zusammen. Ein möglichst eigenständiges Leben bei guter medizinischer Versorgung durch Dienstleister war möglich. SP- Fraktionsvorsitzende GR Silvia Huber: „Die zuständige Referentin hatte die Schließung mit weniger Nachfrage begründet. Wenn die Nachfrage trotz steigender Krankheitszahlen sinkt, sollte die Referentin über die Ursachen nachdenken und nicht dieses wichtige Angebot einfach streichen. Wenn es um Brot und Spiele geht, ist immer Geld vorhanden. Bei Pflege heißt es aber schnell, das kostet zu viel!“, kritisiert Huber.
Raggl Mühlberger kontert
2020 gab es eine Klage eines Bewohners, die bis zum Obersten Gerichtshof ging. Das Urteil war für die Stadt verheerend: „Das Urteil besagte, dass die die öffentliche Hand einen Großteil der Kosten übernehmen müsse. Bis dahin hatten die Bewohner einen großen Teil der Wohn- und Pflegekosten getragen. Die WG´s waren für leichte Demenzerkrankte konzipiert gewesen. Laut Urteil hätten sie jetzt aber Pflegestufe Vier haben müssen. Das passte nicht zum dem Gedanken, wie die WG´s konzipiert waren. Mit dem gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssel wären dies zwei kleine, elitäre Pflegeheime gewesen. Bei dem Mitarbeitermangel ist dies nicht zu rechtfertigen. Außerdem war das nicht Ziel des Projektes“, sagt Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger.
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