Welser Gemeinderat beschließt Förderung für umstrittene Schießhalle
WELS. In der letzten Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause stand unter anderem die Renovierung des Polizeisportverein PSV Vereinsheim sowie der Neubau einer Schießhalle auf der Tagesordnung. FPÖ, SPÖ, MFG und Neos stimmten für die umstrittene Förderung. ÖVP und Grüne kritisieren vor allem, dass diese Entscheidung noch vor dem für Herbst angekündigten Sportstättenkonzept gefällt werden musste.
Die Renovierung des rund 60 Jahre alten PSV-Heims wird mit 1,5 Millionen Euro veranschlagt. Der Neubau einer Schießhalle anstelle des bestehenden Schießkanals soll rund 3,5 Millionen Euro kosten und die Stadt soll insgesamt drei Millionen zuschießen. Wobei zwei Millionen Euro eine direkte Förderung sind und um eine weitere Million die Stadt dem PSV das Grundstück abkauft. Über einen Baurechtsvertrag kann der PSV dann aber das Vereinsheim auf dem Grundstück errichten und dieses 80 Jahre lang kostenlos zurück pachten. Die Stadt hat somit für die nächsten 80 Jahre keine Verfügungsmöglichkeit über das Grundstück, sie ist zwar Eigentümer, das ausschließliche Nutzungsrecht hat aber der PSV.
„Ungleichbehandlung der Sportvereine“
Die ÖVP sieht in dem Beschluss zur Förderung eine Ungleichbehandlung im Sportbereich. Der Beschluss über die Neuerrichtung der Schießhalle noch vor der Erstellung des von Sportreferent und Bürgermeister angekündigten Sportstättenkonzepts 2030 sei problematisch. „Damit erfolgt eine Festlegung auf dieses Projekt noch bevor andere Vereine überhaupt die Möglichkeit hatten, ihren Sanierungsbedarf einzumelden“, heißt es in einer Presseaussendung, denn immerhin haben viele Sportvereine in Wels Probleme mit ihren Sportstätten. Die ÖVP hätte sich gewunschen, das Thema Schießhalle mit allen anderen Sportstätten im Herbst gemeinsam zu erheben und dann eine Entscheidung hinsichtlich der Prioritäten zu treffen. Abgesehen davon seinen „3,5 Millionen Euro für eine Sportart, die keine Kinder zum Sport bewegt, eine große Summe“.
Wirtschaftsstadtrat Martin Oberndorfer dazu: „Ich sage es immer und immer wieder: Zuerst braucht es eine nachvollziehbare Sportstrategie. Dann erst kann man entscheiden, welche Sportstätten wie und wann saniert oder neu errichtet werden. Auch andere Vereine warten auf dringend notwendige Investitionen. Es ist diesen gegenüber ungerecht, wenn man das Schießhallen-Projekt des PSV einfach vorzieht.“
„Völlig überdimensioniert“
Völliges Unverständnis über den Beschluss der Millionen-Zuwendung gibt es auch von Seiten der Grünen: „Das Projekt, zumal innerhalb des Stadtgebietes, ist völlig überdimensioniert. Insbesondere von den Kosten“, ärgert sich Umweltstadtrat Thomas Rammerstorfer. Es sei geradezu ein Hohn, dass man für Sozial-, Kultur- oder andere Sportprojekte quasi um jeden Cent feilschen muss, hier aber Millionen ohne nähere Prüfung verschenkt werden. Besonderes enttäuschend sei außerdem die Zustimmung der SPÖ zu dem Projekt.
Pochen auf ein umfassendes Konzept
Die angesprochene SPÖ kritisiert trotz ihrer Unterstützung für das Projekt die Konzeptlosigkeit der FPÖ im Sport und fordert seit Monaten ein Finanzierungskonzept für die Welser Sportvereine um eine faire und gerechte Verteilung des Budgets für die Sportstätten sicherzustellen. Überdies wird auch eine Neugestaltung der allgemeinen Sportförderung gefordert. Im Sportbereich gebe es nach wie vor viele offene Themen, wie beispielsweise die Pachtvertragsstreitigkeiten zwischen den Huskies und dem FC Hertha Wels, die marode Leichtathletikanlage, die noch immer ungelöste Hallensituation bei den Tischtennisspielern oder das in die Jahre gekommene Clubheim der Blaue Elf Wels.
„Für uns sind alle Sportvereine in Wels wichtig, denn Sport und Gesundheitsprävention haben einen äußerst hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wir vermissen in diesem Zusammenhang die Weitsicht von Bürgermeister Rabl und Sportreferent Kroiß. Das Zögern, Zaudern und Hinhalten der letzten Jahre wird jetzt zum Bumerang. Wer immer nur Löcher stopft und keine Ideen für die Zukunft hat, steht irgendwann mal vor einem Berg an notwendigen Investitionen“, ist Vizebürgermeister Klaus Schinninger überzeugt.
Pläne gibt es schon seit zwei Jahren
Für Sportreferent Gerhard Kroiß wiederum liegt auf der Hand, warum über das Projekt gerade jetzt abgestimmt wurde:“ Die Pläne für die Sanierung und den Neubau gibt es seit rund zwei Jahren und sie sind schon weit gediehen. Dazu kommt, dass es nun die Förderzusage von Land und Bund gab und da ist es nur sinnvoll, das nun voranzutreiben. Ich bin froh, dass jetzt zu einem positiven Abschluss gekommen ist und somit das Überleben des PSV gesichert ist“.
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