Im Jahr 2014 haben die Österreichische Forschungsgesellschaft (FFG) und das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) eine Studie mit dem Titel „#Big Data in #Austria - Österreichs Potenzial und Best Practices für Big Data“ in Auftrag gegeben (Quelle). Die Studie analysiert das Potenzial von Big-Data-Technologien für den österreichischen Markt von der Bewältigung der Datenflut bis hin zu semantischen und kognitiven Systemen.
Die Studie identifiziert neue Möglichkeiten, die sich aus der Nutzung öffentlich verfügbarer Daten wie Open Government Data und unternehmensinterner Daten ergeben, indem mehrere Domains abgedeckt werden.
Die Studie ist der Ansicht, dass Österreich auf internationaler Ebene kein führender Akteur im Bereich Big Data ist. Im Bereich der Wissenschaft besitzt Österreich einerseits eine starke Expertise in verschiedenen Teilbereichen von Big Data und ist Teil mehrerer hochinnovativer Forschungsprojekte. So ist Österreich in den Bereichen High Performance Computing (HPC), Analytik und Nutzung (semantische Technologien und Wissensmanagement) sehr präsent. Auf der anderen Seite ist Österreich in den Bereichen Big-Data-Plattformen und Programmiermodelle unterrepräsentiert. Im wirtschaftlichen Bereich wird ein jährliches Umsatzwachstum von 33,5 % in den nächsten vier Jahren erwartet und das österreichische Big-Data-Marktvolumen von 22 Mio. EUR aus 2013 hat im Jahr 2017 etwa 73 Mio. EUR erreicht.
Aber es gibt nur wenige österreichische Firmen, die über ein Know-how im Bereich Big Data verfügen und nur teilweise auf dem internationalen Markt erfolgreich sind. Alles in allem wird der österreichische Geschäftsmarkt nicht als besonders innovationsfreundlich wahrgenommen und die international erfolgreichsten Unternehmen planen keine hohe Präsenz in Österreich.
Auch im Bereich der tertiären Bildung scheint es notwendig zu sein, die Kurse im Bereich Big Data zu verbessern. Um das Bestreben Österreichs als innovativen Standort für Wirtschaft und Wissenschaft zu stärken, schlägt die Studie eine „Roadmap“ für Österreich im Bereich Big Data vor. Es identifiziert fünf Hauptziele und schlägt vier Vorbedingungen und sieben Maßnahmen vor, um diese Ziele zu erreichen.
Die Ziele
Ein wichtiges Ziel für Österreich ist es, die Wertschöpfung zu erhöhen, um das BIP zu stärken und Arbeitsplätze im Technologie- und Innovationssektor des Landes zu schaffen (und zu halten). Ein Weg, dies zu tun, ist, internationale Firmen des Big Data-Geschäfts für eine Ansiedlung in Österreich zu gewinnen und sie in den Bereich Forschung und Entwicklung zu integrieren. Darüber hinaus ist es wichtig, Big-Data-Projekte in lokalen Unternehmen, KMU und Start-ups zu unterstützen.
Es ist auch wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Unternehmen zu erhöhen, um die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Österreich zu sichern. Dies kann durch die Unterstützung der Anwendung von Big-Data-Technologien in Nicht-IT-Unternehmen und der Förderung lokaler IT-Startups erreicht werden. Generell sollte Österreich als attraktiver internationaler Wirtschaftsstandort gefördert werden. Gerade im Technologiesektor ist eine hohe Expertise auf dem Arbeitsmarkt wichtig, um den Wirtschaftsstandort Österreich attraktiver zu machen. Daher ist die Entwicklung und Stärkung von Kompetenzen im tertiären Sektor und auf dem Arbeitsmarkt von großer Bedeutung.
Voraussetzungen
Um Big-Data-Projekte zu implementieren, sind die Verfügbarkeit, Qualität und Zugänglichkeit von Daten, die Rechtssicherheit bei der Nutzung von Daten, die Verfügbarkeit der notwendigen Infrastruktur und die Verfügbarkeit des notwendigen Know-hows auf allen vier Ebenen des Big Data Stack (Utilization, Analytics, Plattform und Management) wichtig.
Zuallererst muss der Zugriff auf Daten aktiviert werden. Es ist wichtig, zwischen unternehmensinternen Daten und der externen Bereitstellung von Daten zu unterscheiden. Unternehmen und Institutionen verfügen immer mehr interne Daten und müssen klare Regeln für ihre Verwendung festlegen, insbesondere für Daten mit persönlichen Referenzen. Immer mehr Unternehmen stellen ihre Daten jedoch externen Diensten zur Verfügung. Dies kann einerseits durch eine kommerzielle Datenverteilung erfolgen. Auf der anderen Seite können Daten kostenlos veröffentlicht werden. Es gibt Initiativen in Richtung Open Data, insbesondere bei der Open Government Data.
Für alle oben genannten Alternativen müssen klare Richtlinien festgelegt werden, da die Verwendung von Daten ein sehr sensibles Thema sein kann. Insbesondere wenn es um Daten mit (indirekten) persönlichen Referenzen geht, gibt es viele Kontroversen über Datenschutzprobleme und die Datensammlung. Die Studie hat gezeigt, dass die unsichere Rechtslage die Unternehmen häufig daran hindert, Innovationen im Bereich der Big Data voranzutreiben. Daher ist es wichtig, einen klaren und internationalen Rechtsrahmen zu schaffen, der Regeln für den Zugang und für die Nutzung von Daten festlegt, insbesondere für Daten mit (indirekten) persönlichen Referenzen.
Die Verfügbarkeit von Infrastruktur ist für Forschung, Wirtschaft und der Gründung von Start-Ups von großer Bedeutung. Ein nationales, unabhängiges (nicht an eine Universität gebundenes) Rechenzentrum sollte eingerichtet werden, um Kapazitäten für alle Forschungsprojekte auf nationaler Ebene bereitzustellen.
Die Verfügbarkeit der notwendigen Expertise in Wissenschaft und Forschung ist für die Entwicklung des Big-Data-Sektors in Österreich von großer Bedeutung. Österreich verfügt über eine reichhaltige Infrastruktur an Universitäten und Fachhochschulen, aber es fehlt an einer spezifischen Ausbildung als Datenwissenschaftler im Tertiärbereich.
Darüber hinaus setzt die Studie auf eine stärkere Kooperation von Wirtschaft, Wissenschaft und Tertiärbildung sowie eine gezielte Förderung anwendungsorientierter Forschung.
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