Neue Ära am Sandbauern-Hof
YBBSITZ. Familie Hintermüller kombiniert Tradition und zukunftsorientierte Bio-Landwirtschaft am modernisierten Hof in Ybbsitz.
Während auf den spätsommerlichen Weiden 35 Bio-Galloway- und Bio-Angus-Ochsen gemütlich wiederkäuen, herrscht am Sandbauernhof reges Treiben. Zwischen Rosemarie Hintermüller – ihres Zeichen Tochter des Hauses – und ihrem Ehemann Rudolf tummeln sich Professionisten und holen den teilweise über 700 Jahre alten Hof aus dem Dornröschenschlaf. “Wir wollten unbedingt, dass der Hof in der Familie bleibt. Meine Mutter und mein Bruder können ihn alters- bzw. krankheitsbedingt nicht mehr alleine bewirtschaften, und so haben wir uns entschieden, die Tradition meiner Familie fortzusetzen“, erklärt Rosemarie.
Neues schaffen, Altes bewahren
Seit Beginn der Arbeiten 2019 hat sich Vieles getan: Insgesamt 3.000 Quadratmeter Dachfläche wurden erneuert, 54 Fenster getauscht, 1.400 Quadratmeter Beton für den neuen Freilaufstall und das Wirtschaftsgebäude vergossen. Dabei wurde auf den Erhalt der alten Bausubstanz geachtet und diese, wie am Beispiel der alten Mühle zu sehen ist, liebevoll renoviert. Was nach Großbetrieb klingt, ist jedoch stark vom Gedanken an Umwelt und Autarkie getragen. „Seit 1926 erzeugen wir mit einem eigenen kleinen Wasserkraftwerk Strom. Unsere Quelle versorgt Mensch und Tier am Hof mit Trinkwasser“, erklärt Rosemarie und ergänzt, „Und unsere neue Biomasseheizung wird mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben und wärmt nun endlich jedes Zimmer.“
Bio-Qualität, weil man“s schmeckt
Auch auf den Weiden hält eine neue Ära Einzug. Wo früher Milchkühe grasten, genießen nun Bio-Galloway- und Bio-Angus-Ochsen die Wiesenkräuter. Die schottischen Rinderrassen werden für ihr besonders zartes Fleisch geschätzt. Nebenan tummeln sich Bio-Bachsaiblinge im Quellwasser – ebenfalls ein Schmankerl, das beim 1. Ybbsitzer Genussmarkt vor wenigen Wochen die Besucher begeisterte.
Länger als vorgeschrieben auf der Weide
Schon seit 1991 ist der Sandbauernhof ein Bio-Betrieb, Mitglied bei Bio Austria und trägt das AMA-Gütesiegel. Dabei geht der Einsatz für das Tierwohl oft weit über die gesetzlichen Bio-Vorschriften hinaus: „Im neuen Freilaufstall haben wir spezielle Vorhänge, die Belüftung und Beleuchtung zugunsten der Tiere steuern. Dank unseres Klimas können die Tiere aber meist ohnehin noch weit länger als vorgeschrieben auf den Weiden verbringen.“ Auch wenn die Aufzucht dadurch etwas länger dauert – auf Kraft- oder Silofutter verzichtet man am Sandbauernhof konsequent. „Weil man“s schmeckt“, ist sich Rosemarie sicher.
Tradition & Neue Medien
Weil Rosemarie und Rudolf (noch) nicht selbst am Hof leben, sind Strukturen wichtig und neue Medien eine große Hilfe: Bestellen können Fleisch- und Fischliebhaber vorab online via Website oder telefonisch. Entsprechend der Bestellungen werden dann einer oder mehrere Ochsen nach zweieinhalb bis drei Jahren Aufzucht im nur 15 Minuten entfernten, zertifizierten Bio-Schlachthof Hohenlehen geschlachtet.
Nächste Abholtage: 1. und 2. Oktober
Sein Bio-Paket entgegennehmen kann man dann an den „Abholtagen“, die aktuell etwa alle vier bis sechs Wochen stattfinden. Die Website, Facebook, Instagram und eine WhatsApp-Info (0664 88 909 366) informieren über die Termine. Diese Art der Bestellung erleichtert Rosemarie und Rudolf die Organisation, garantiert fangfrischen Bio-Fisch und ebensolche Frische beim Bio-Rindfleisch.
Wünschenswert: Nose to tail
Das gesamte Angebot – vom Bio-Bachsaibling über Schnitzelfleisch, Gulaschfleisch, Faschierten bis hin zu Steak oder Kochfleisch – steht natürlich auch Gastronomen zur Verfügung. Wobei Rosemarie bemerkt: „Gerade junge Menschen experimentieren in der Küche wieder mehr und trauen sich beim Grillen an ausgefallene Stücke heran.“ Das ist ganz im Sinne ihrer nachhaltigen Fleischwirtschaft, denn: „Ein Ochse besteht nicht nur aus Steaks allein.“
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