Eigentlich hat man vom Exterieur des eigenen Autos ja relativ wenig. Das Design des Kia EV3 aber ist derart markant, dass es völlig von einem Besitz ergreift. Es gibt die Ansicht, dass es auf innere Werte ankommt. Soll sein. Wir behaupten aber schon, dass es eine gewisse visuelle Anziehung braucht, um überhaupt in die Nähe der inneren Werte zu kommen. Kia konnte das schon immer gut, vielleicht mit einem etwas unspektakulären Start kam spätestens mit Designer Peter Schreyer richtig frischer Wind in den Schauraum. Im Vergleich mit dem Look der neuen EV-Generation ist selbst das nur ein laues Lüftchen.
Nach dem riesigen EV9 ist aktuell der EV3 an der Reihe, Köpfe zu verdrehen und das Segment der kompakten E-SUV´s ordentlich durchzuwirbeln. Wir fuhren den Koreaner in der Top-Ausstattung „GT-Line“, quasi zusätzliche Dramatisierung des Dramas, inklusive größerem der beiden angebotenen Akkus. 81,4 kWh fasst der Speicher, damit geht sich eine WLTP-Reichweite von bis zu 563 Kilometern aus, womit wir dann eh auch schon den ersten ziemlich coolen inneren Wert haben.
Auch schön ist die gemäßigte Leistungsausbeute von 204 PS. Manche Hersteller jagen ja ständig neuen Fabelwerten nach, die das Auto dann eh nicht auf die Straße bringt. Das kann dem EV3 nicht passieren ohne dabei aber schnarchig zu sein. In knackigen 7,7 Sekunden ist man aus dem Stand auf 100 km/h gesprintet, auch leistet die Elastizität genau das, was sich man von einem E-SUV erwartet.
Freilich könnte man bemängeln, dass der Kia mit seiner einzigartigen Mischung aus Kanten, Ecken und markanter Lichtsignatur martialischer aussieht als er fährt. Das passt schon so. Auch ein grimmiger Kerl kann den Wohlfühlfaktor an erste Stelle stellen. So gesehen nehmen wir den „Sport“-Modus als Randnotiz zur Kenntnis, erfreuen uns aber lieber an der großen Bandbreite der via Lenkradpaddels vierfach verstellbaren Rekuperation und dem komfortablen Fahrwerk.
Agilität ist dem EV3 aber nicht fremd, wir würden ihn angesichts der mehr als zwei Tonnen Leergewicht gar als leichtfüßig beschreiben. Liegt vielleicht auch an den 19-Zöllern der GT-Line. Die übrigens gar nicht so sportlich ist wie sie klingt, genau genommen müsste sie „Vollausstattung“-Line heißen. Klimatisierte Kunstledersitze, Head-up Display, Premium Soundsystem, Vehicle2Load, Premium Relaxation Sitze mit Liegefunktion, Wärmepumpe und natürlich alle gängigen Assistenzsysteme.
Die Lästigen davon lassen sich via langen Druck auf den Lautstärkenregler ins Abseits befördern. Vielleicht keine große Ingenieursleistung, aber Sinnbild für eine bis ins Detail durchdachte und schwindelfrei zu nutzende Bedienung. Das hat bei Kia Tradition, neues wie ein eigener kleiner Screen für die Temperatur unterstützt von analogen Kippschaltern fügt sich harmonisch ein. Das klingt nicht nur gut, das sieht via Ambientelicht und gut gewählten Recycling-Materialien auch lässig aus.
Was fehlt noch für ein gelungenes E-SUV? Stimmt, Platzverhältnisse. Der EV3 nutzt sein kantiges Layout für eine maximale Bewegungsfreiheit für Mensch und Gepäck. Der Kofferraum ist variabel, sein kleiner Bruder „Frunk“ unter der Motorhaube schluckt das Ladekabel. An Gleichstrom nimmt der Kia bis zu 128 KW, das ist okay. Und für all das 53.190,00 EUR haben zu wollen sowieso.
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Echt lässig: Das Gesamtpaket.
Echt stressig: Sicher nicht das Verstauen des Ladekabels – Frunk sei Dank
Echt fett: Den Tempowarner mit einem langen Tastendruck deaktivieren.
Echt schade: Die fehlende Leistungsvielfalt. 204 PS und aus.
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Daten Kia EV3 GT-Line
Motor: 81,4 kWh Lithium-Ionen-Batterie (Netto)
Leistung: 204 PS
Max. Drehmoment: 283 Nm
Reichweite: ca. 460 km
Vmax: 170 km/h
0 auf 100 km/h: 7,7 Sek
Preis ab 53.190,00 EUR
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