Ford Mustang Cabrio: Wir sind auch nur Menschen
Ein emotional besetztes Auto rational beurteilen? Sicher nicht. Deshalb kann das Mustang Cabrio noch so laut, teuer und durstig sein. Wir lieben es trotzdem. Dabei wirkt der Ford beinahe wie ein Liebesgruß aus dem Jenseits. Der V8 ist fast ausgestorben und die Cabrios siechen auch nur noch vor sich hin. Dass sind freilich nur zwei Gründe mehr, warum man bei der Suche nach einem den Alltag erhellenden Fahrzeug das Mustang Cabrio in Erwägung ziehen sollte. Wenn nicht sogar muss. Der Hauptgrund freilich schlummert wenig überraschend unter der Motorhaube.
Wobei „schlummern“ einem beim frei saugenden V8 Benziner nicht als erstes einfällt. Gefühlt grummelt das Triebwerk selbst bei ausgeschalteter Zündung leise vor sich hin. Kann aber auch Einbildung sein. Tatsächlich lässt sich via Taste die Lärmkulisse minimieren. Was für eine blöde Idee. Ich kauf mir ja auch keine Soundbar um mir Thor 3 mit Kopfhörer anzusehen. Deshalb Sporteinstellung wählen, Klappenauspuff freigeben und dem Gott des Donners huldigen.
Ungetrübte Freude löst man dabei bei Mitmenschen nicht aus. Ist okay, das Grollen des V8 ist so ziemlich das komplette Gegenteil vom aktuellen Zeitgeist. Das ist der Verbrauch mit jenseits der 12 Liter auf 100 Kilometer übrigens auch, was in echt eine Nebenrolle spielt. Als Alltagsauto ist ein Mustang eh nicht gedacht, das Cabrio schon gar nicht. Manuelle Verriegelung öffnen, Taste drücken und 10 Sekunden später die Sonne im Gesicht spüren ist eher eine Wochenendgeschichte.
Dafür taugt auch der Kofferraum, um dann doch auch einen rationalen Zugang zum Mustang zu finden. Die Luke ist zwar eher klein, doch dahinter findet sich immerhin ein Volumen von 310 Litern. Und wer die zwei Sitze im Heck als zusätzlichen Stauraum betrachtet, was sie zumeist auch sein werden, ist was das Gepäck betrifft sowieso tiefenentspannt. Ist generell ein Zugang, der sich beim Umgang mit dem Ford Mustang Cabrio empfiehlt.
Denn wiewohl er mit 446 PS und 540 Newtonmeter epochal motorisiert ist, er sich in der 10-Gang Automatikversion in 5,0 Sekunden von 0 auf 100 km/h brüllt und via der adaptiven Dämpfung „MagneRide“ auch knackig auf der Straße liegt, ein reinrassiger Sportwagen ist er nicht. Das lässt sich, wenn es denn sein soll, mit dem Leergewicht von knapp 1,9 Tonnen oder der nicht enorm präzisen Lenkung begründen. In echt aber braucht es keine Begründung. Das Mustang Cabrio ist von ganzem Herzen Cruiser und Gleiter. Omnipotent und laut, schon klar, aber doch entspannt.
Das mag beim Blick auf den mächtigen Grill, der schier endlosen Motorhaube und dem markanten Heck mit seinen vier Auspuffrohren eigenartig klingen. Ist aber so. Spätestens bei der ersten Sitzprobe wird das Gewissheit. Die Sportsitze sind keine Schraubstöcke, das Lenkrad ist rund und die digitalen Anzeigen sind auch im Track-Modus noch sehr auskunftsfreudig. Dass es einen solchen Modus gibt, ist trotzdem kein Widerspruch. Eher ein Angebot an alle, die es trotzdem wissen wollen.
Der 13,2“ große Touchscreen ist da eh entgegenkommend, erfreut mit einer klaren Darstellung und einer logischen Bedienung. Angeblich lässt sich hier auch das angeblich tolle B&O Premium Soundsystem vielfach einstellen. Wir lauschten lieber dem V8. Eintrittspreis für diesen einzigartigen Konzertsaal: 99.000,00 EUR.
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Echt lässig: Das ganzheitliche Erlebnis.
Echt stressig: Keine vorderen Parkpiepser.
Echt fett: Eigentlich eh alles.
Echt schade: Das eine recht wahrscheinliche Zukunft ohne V8 auskommen muss.
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Daten Ford Mustang 5,0 V8 GT A10 Convertible
Motor: Achtzylinder-Saugbenziner
Leistung: 446 PS
Max. Drehmoment: 540 Nm / 5100 U.
Testverbrauch: 12,6 Liter
Vmax: 250 km/h
0 auf 100 km/h: 5,0 Sek
Preis ab EUR 99.000,00
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