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Bunte Bewegung gegen Rechts: Bürgerinitiative will über Identitäre aufklären und sehr genau hinschauen

Michaela Primessnig, 08.12.2021 09:11

STEYREGG. Vor etwa einem halben Jahr wurde bekannt, dass hinter dem Käufer des ehemaligen Stadtcafes eine Gruppe von Identitären steckt. Unter dem Namen „Steyregg ist bunt“ hat sich nun eine Bürgerinitiative gebildet, die über die Aktivitäten der rechtsextremen Basis informieren und gleichzeitig auch zeigen will, dass man in der Stadt für Vielfalt und ein offenes Weltbild eintritt.

  1 / 2   Rund 50 Personen wollen als Bürgerinitiative „Steyregg ist bunt“ mit Aufklärung das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen. (Foto: Steyregg ist bunt)

Das Haus im Stadtzentrum wurde bereits vor zwei Jahren an eine Privatperson verkauft. Heuer sickerte dann an die Öffentlichkeit, dass hinter dem „Strohmann“ eine rechtsextreme Gruppierung steht, die das „Castell Aurora“ als „Festung Morgenröte“ für ideologisch Gleichgesinnte der Identitären nutzen will. Die besorgniserregende Nachricht verbreitete sich sehr rasch und auch die Stadtgemeinde unter dem ehemaligen Bürgermeister Johann Würzburger wurde aktiv. Mit einem regenbogenfarbenen Fußgängerübergang zeigte man Flagge und machte sichtbar, dass Steyregg für rechtsextreme Ideologien kein Verständnis hat. Eine Gruppe couragierter Steyregger hat inzwischen die Bürgerinitiative „Steyregg ist bunt“ gegründet und will über Rechtsextremismus im Allgemeinen und die Aktivitäten der Identitären in Steyregg im Besonderen die Bevölkerung aufklären.

„Rechtsradikale sollen auf keinen Fall Einfluss auf unsere Gesellschaft nehmen können,“ so GUIDO AXMANN.

„Jeder von uns hat persönliche Gründe, warum er sich bei uns engagiert. Meine Intention ist: Ich kann nicht verhindern, dass sich hier Menschen gleicher Gesinnung treffen und austauschen, aber Rechtsradikale sollen bei uns keinen Einfluss nehmen“, so Guido Axmann, einer der Mitbegründer von „Steyregg ist bunt“. Darum will die unparteiliche Initia- tive gemeinsam informieren, aufklären und Bewusstseinsbildung betreiben. Vor allem junge Menschen sollen im Bilde sein, welche Ideologien hinter dieser Gruppe stehen. Unterstützung hat man sich auch von der Initiative „Linz gegen Rechts“ geholt, die sich seit Jahren mit rechtsextremen Gruppierungen und deren Aktivitäten beschäftigt und die nötige Expertise einbringen kann. Persönlichen Kontakt hatte man bisher mit den Betreibern des „Castell Aurora“ nicht, aber auch in Steyregg verfolgt man mit Argusaugen, was in diesem Haus vorgeht. Unter den Besuchern seien vor allem Leute aus ganz Oberösterreich, die sich im darin eingerichteten Bierlokal treffen, auch einschlägige Referenten aus Deutschland wurden schon empfangen. „Leider gibt es auch ein paar junge Menschen aus Steyregg, die schon dort waren, weil sie scheinbar sonst von der Gesellschaft nicht abgeholt werden“, weiß SBU-Vizebürgermeister David Lackner, der die Bürgerinitiative seit Beginn unterstützt. „Man muss als couragierte Gesellschaft da genau hinschauen. Wir wollen keine Form des Extremismus bei uns, gerade in Zeiten wie diesen, wo viele Themen ohnehin schon so polarisieren.“

Bürgermeister Gerhard Hintringer: „Was da vorgeht, darf nicht verharmlost werden“

Auch SPÖ-Bürgermeister Gerhard Hintringer ist froh, dass sich aus der Bevölkerung so eine Initiative gebildet hat. „Die Leute müssen wissen, welch gefährliche Ideologie diese Gruppe vertritt. Das darf nicht verharmlost werden. Da werden Videospiele entwickelt, die in Deutschland verboten sind. Ich habe schon Sorge, dass es zu größeren Versammlungen kommt, deshalb brauchen wir auch Unterstützung vom Land und vom Bundesinnenministerium. Alleine können wir das nicht lösen“, ergänzt Hintringer; die zuständigen Stellen und Behörden seien daher informiert. Dass es Ängste in der Bevölkerung gibt, ist ein weiterer Grund für die Bürgerinitiative, nun aktiv zu werden. In den nächsten Tagen wird es als ersten Schritt einen Info-Folder an alle Haushalte geben, in dem über die Hintergründe der identitären Bewegung aufgeklärt wird.

Sorgen ernst nehmen durch Sensibilisierung

„Es kommt schon von vielen, dass sie sich Sorgen machen, vor allem, dass bei dem einen oder anderen Jugendlichen die Neugier geweckt wird“, so Caroline Preslmayer. „Wir wollen sensibilisierend einwirken und auch zeigen, dass wir uns als Steyregger nicht auf dieses Bild, das man überregional jetzt vom Ort kennt, reduzieren lassen. Wir sind für Vielfalt und wollen zeigen, dass die Mehrheit bei uns offen ist.“ Für viele ist es nun auch wichtig zu wissen, dass sie sich mit ihren Ängsten an jemanden wenden können. „Ich hab mich am Anfang total hilflos gefühlt, weil ich sehr nahe wohne“, verrät Magdalena Plöchl. „Es hat mich bestärkt, dass andere auch etwas tun wollen und dass wir gemeinsam in eine Richtung denken.“ Jeder, dem es ebenso geht, kann sich der Initiative anschließen. „Wo die Reise hingeht, wissen wir noch nicht“, so Guido Axmann. „Wir wollen keine Provokation, die würde nur Gegendruck erzeugen. Wir wollen aufklären mit Workshops uvm.“

Alle Informationen auf: www.steyreggistbunt.at


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