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Trinkwassertag: Einblick in die Geschichte der Wasserversorgung in Amstetten

Michaela Aichinger, 18.06.2021 08:04

AMSTETTEN. Alljährlich findet Mitte Juni - heuer am 18. Juni - der Trinkwassertag statt, der daran erinnern soll, wie wertvoll unser Trinkwasser ist. Ein Rückblick auf die Geschichte des Amstettner Wasserwerkes zeigt, dass gutes, reines Trinkwasser nicht immer selbstverständlich war und wie viel Einsatz, Innovation und technischen Fortschritt es erfordert, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Pumpenhaus des Wasserwerkes 1 in Allersdorf 1942 (Foto: Stadtwerke Amstetten)
photo_library Pumpenhaus des Wasserwerkes 1 in Allersdorf 1942 (Foto: Stadtwerke Amstetten)

Jahrhundertelang bestand die einzige öffentliche Wasserversorgung des Marktes Amstetten aus dem Kilianbrunnen auf dem Marktplatz. Das Wasser wurde ihm durch eine eigene Leitung zugeführt, die von einer Quelle gespeist wurde Sie befand sich ungefähr dort, wo Gschirmbach und Edlabach ineinander münden. Die Häuser am Hauptplatz Nr. 17 (Stadtapotheke) und Nr. 23 (Freisleben) besaßen das Recht, das Überwasser des Kilianbrunnens zu benutzen. Die übrigen Bewohner des Marktes Amstetten versorgten sich aus ihren Hausbrunnen.

19. Jahrhundert: Wasser vieler Brunnen war verseucht

Da es bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Amstetten keine klaglos funktionierende Kanalisation gab und Düngerstätten und Senkgruben nicht ausreichend kontrolliert wurden, war das Wasser vieler Brunnen verseucht. Die Folge waren immer wiederkehrende Typhusepidemien. Eine solche Epidemie brach in Amstetten im Sommer 1891 aus: sie forderte 12 Todesopfer. Zwar wurde der Markt Ende 1891 für seuchenfrei erklärt, aber auch in den folgenden Jahren kam es wiederholt zu Typhusfällen.

Wasser-Untersuchung lieferte „bestürzendes Ergebnis“

Die Bezirkshauptmannschaft unter ihrem Leiter Baron Lattermann reagierte rasch und ordnete eine Untersuchung der Brunnen, der Kanäle und der häuslichen sanitären Verhältnisse an. Das Ergebnis der Untersuchung war tatsächlich bestürzend. Manche Hauseigentümer ließen sich erst durch Strafandrohungen dazu bewegen, die aufgezeigten Missstände zu beheben.

1893: Bau der Wasserleitung

Mit Beschluss des Gemeindeausschusses vom 11.4.1892 erwarb die Marktgemeinde Amstetten eine Wiesenparzelle in Haaberg. Im darauffolgenden Jahr, am 7.3.1893, konnte der Bau der Wasserleitung in Angriff genommen werden. Die gusseiserne Leitung vom Behälter in das Versorgungsgebiet hatte eine Länge von 2,2 km und einen Durchmesser von 100 mm. Das vollendete Werk wurde am 20. August 1893 feierlich eröffnet.

Zweites Wasserwerk: Rinnerbauer-Wasserleitung

Durch den Aufschwung Amstettens um die Jahrhundertwende war es bald erforderlich, eine zweite Wasserleitung zu errichten. Das zweite Wasserwerk, die Rinnerbauer-Wasserleitung, wurde 1901 in Betrieb genommen, und schon ab 1908 wurde die Kapazität der beiden Wasserwerke erhöht. 1917 wurde ein auf der Rennbahn befindlicher Brunnen ausgebaut, eine ähnliche Anlage wurde 1923 in der Ardaggerstraße geschaffen. Am 2.8.1929 wurde in Allersdorf ein neues, elektrisch betriebenes und vollautomatisch arbeitendes Pumpwerk in Betrieb genommen.

1960er-Jahre: Bautätigkeit erforderte verbesserte Wasserversorgung

Auch die neuere Zeit stellte das Wasserwerk vor ständig neue Aufgaben. Eine gegen Ende der fünfziger Jahre einsetzende enorme Bautätigkeit in Amstetten, die Errichtung neuer Siedlungen, Wohnhausanlagen und Betriebe erforderte neue Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserversorgung. So wurde 1962 auf dem Krautberg ein Wasserhochbehälter gebaut, 1967 errichteten die Stadtwerke einen Hochbehälter oberhalb der Südhangsiedlung mit einem Fassungsvermögen von 3.000 m³. 1983 wurde dieser Hochbehälter durch einen Zubau erweitert, so dass derzeit hier ein Volumen von 9.000 m³ zur Verfügung steht. 1972 errichtete man das Wasserwerk Wassering. Der Brunnen ist 14 m tief und hat einen inneren Durchmesser von 3 m.

1972: Großgemeinde Amstetten mit neun Wasserwerken

Mit 1.1.1972 trat die freiwillige Gemeindevereinigung in Kraft und aus Amstetten, Mauer, Ulmerfeld-Hausmening und Preinsbach entstand die Großgemeinde Amstetten mit etwa 22.000 Einwohnern. Das bedeutete auch für die öffentliche Wasserversorgung eine neue Herausforderung. Neun Wasserwerke versorgten nun das gesamte Stadtgebiet - es waren dies Werk Allersdorf I, Werk II Rinnerbauer, Werk III Hochzone Gutenbergstraße, Werk IV Haaberg, Dorf Hausmening, Neufurth dazu die Quellen Ulmerfeld, Galtberg und ab Ende 1972 Werk Wassering. Der Brunnen Galtberg wurde im Oktober 1974 eingestellt.

1976: Gemeindewasserversorgungsverband gegründet

Ende 1976 kam es zur Gründung des Gemeindewasserversorgungsverbandes Amstetten, dem die Gemeinden Amstetten, Oed-Öhling, Viehdorf und Winklarn angehörten und dessen Aufgabe es war, die Zubringerleitungen zu den Ortsnetzen zu bauen. Die von den Amstettner Wasserwerken geförderten Wassermengen reichten schon damals (und auch heute) aus, um die angeschlossenen Ortsnetze speisen zu können. Mit 1. Jänner 2014 ging das gesamte Versorgungsnetz der Gemeinde Winklarn an die STADTwerke Amstetten. Um die Wasserversorgung auch zukünftig zu sichern wurde im Jahr 1994 ein neuer Brunnen in der Doislau errichtet. Im Jahr 2010 wurde der Brunnen Wasserring umfassend saniert und erneuert.

Hochbehälter in Parksiedlung

Im Juni 2018 wurde nach rund 1-jähriger Bauphase ein Hochbehälter in der Parksiedlung eröffnet. Das hochmoderne Gebäude beinhaltet 2 Zylinder mit einem Fassungsvermögen von je 500 m³ Trinkwasser und sichert die Versorgung der Hochzone (Parksiedlung, Ardaggerstraße) mit Trink- und Löschwasser. Zuletzt wurde noch im Jänner 2020 der neu gebaute Vertikalfilterbrunnen in Allersdorf in Betrieb genommen. Dieser ist ein weiteres wichtiges Standbein, um die Wasserversorgung in Amstetten dauerhaft zu sichern.

Fünf Gewinnungsanlagen

Heute beträgt die mit 5 Gewinnungsanlagen geförderte Wassermenge durchschnittlich 5.680 m³ pro Tag, damit werden über 21 Ortsnetze rd. 25.500 Personen versorgt. Trotz einschneidender Klimaveränderungen mit teilweise sehr heißen, trockenen Sommern gilt die Wasserversorgung in der Region als gesichert. Im Bedarfsfall können sogar noch weitere Abnehmer beliefert werden und so wurde im Jahr 2020 mit der Marktgemeinde Aschbach ein Wasserliefervertrag für Notfälle abgeschlossen. Auch die Erschließung von Schutzgebieten zur Absicherung der Trinkwasserqualität ist ein laufendes Projekt der STADTwerke Amstetten. Mehrmals pro Jahr werden Untersuchungen durch die Medizinische Universität durchgeführt, die Ergebnisse sind durchwegs positiv. Unser Wasser besitzt „Trinkwasserqualität“, das heißt, es kann so getrunken werden, wie es aus dem Boden kommt.

Wasservorräte „gesichert“

Die Lage, die Bodenbeschaffenheit und das niederschlagsreiche Klima sichern der Stadt Amstetten und ihren Umlandgemeinden reichliche Wasservorräte. Für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen, den technischen Fortschritt und die reibungslose Zulieferung zum Endverbraucher sorgt jedoch das 12-köpfige Team des Amstettner Wasserwerkes. Dass ein so sensibler Bereich wie die Trinkwassergewinnung spezielle Kenntnisse erfordert, liegt auf der Hand. Das sieht auch Stadtwerke-Direktor Jürgen Hürner so und ermutigt jeden Mitarbeiter, die Ausbildung zum Wassermeister zu absolvieren. Sie alle sind sich bewusst, wie wichtig ihr täglicher Einsatz ist und welch große Verantwortung sie tragen, denn Wasser ist die Basis allen Lebens.

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