AMSTETTEN. Seit Februar 2020 betreiben Karin und Christoph Distelberger ihren „Unverpackt“-Laden in Wieselburg-Land. Nun eröffnet das Ehepaar einen weiteren Standort in Amstetten.
Vor etwa fünf Jahren erwachte bei Karin und Christoph Distelberger der Wunsch, weitgehend auf Plastik verzichten zu wollen. Schritt für Schritt stellte das Paar aus Wieselburg-Land seinen Haushalt um. Einen wichtigen Auslöser stellte dann nochmals die Geburt ihres Sohnes im Jahr 2018 da. „Wenn man Kinder hat, denkt man noch mal ganz anders nach“, erklärt Karin Distelberger.
Von der Idee zur Umsetzung
Doch das Paar beließ es nicht dabei, in den eigenen vier Wänden umweltbewusst zu leben. Die beiden wollten etwas bewegen. Und weil sich ein plastikfreier Einkauf im normalen Supermarkt nicht ganz einfach gestaltet, beschlossen die Distelbergers, das Thema selbst in die Hand zu nehmen. Die Idee für den „Unverpackt“-Laden war geboren.
Innovatives Konzept
Im Februar 2020 eröffneten sie ihr Geschäft in Neumühl. Dort bieten sie seither zahlreiche verschiedene Lebensmittel sowie Körperpflege- und Haushaltsprodukte von rund 90 verschiedenen Lieferanten aus der Region an. Die Produkte sind entweder bereits plastikfrei verpackt oder können vom Kunden selbst abgefüllt werden. Personal gibt es vor Ort keines, es herrscht Selbstbedienung.
Neuer Laden in Amstetten
Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung des Geschäfts zieht Karin Distelberger eine zufriedene Bilanz: „Das Thema ist am Land angekommen“. Mittlerweile werden die Distelbergers schon von anderen Gemeinden angesprochen, ob sie dort nicht auch einen Laden gründen möchten. Gesagt, getan. Am 8. September um 17.30 Uhr eröffnet ein „Unverpackt“-Laden in Amstetten in der Ardaggerstraße 52 (ehemaliges Autohaus Hütter). Der Laden wird jeden Tag von 7 bis 21 Uhr geöffnet sein. Für den Eintritt benötigen Kunden eine Bankomatkarte. Über eine Gegensprechanlage beim Eingang und im Kassenbereich kann man bei Fragen mit den Distelbergers in direkten Kontakt treten.
„Über 100 Lieferanten“
„In Amstetten bieten wir Produkte von über 100 Lieferanten – zum Großteil aus dem Bezirk Amstetten – an. Zum Einkauf kann jedes Behältnis mitgebracht werden. Es sind auch Papiersäcke vor Ort vorhanden“, erklärt Karin Distelberger. Neu in Amstetten ist auch ein Pfandglas-Rückgabeautomat. Zukünftig soll es im Laden auch die Möglichkeit geben, ungebrauchte verschraubbare Gläser abzugeben. „Diese werden von uns thermisch desinfiziert und stehen dann wieder dem Kunden zur Verfügung“, berichtet Distelberger und erklärt: „Uns ist ein gemütliches Einkaufen wichtig. Daher wird es in Amstetten auch eine Kaffee-Ecke sowie eine Kinder-Spielecke geben.“ Nächstes Jahr soll übrigens ein weiteres Geschäft in Krummnußbaum (Bezirk Melk) folgen.
Verein als Herzensprojekt
Neben der Ausweitung ihrer Geschäftsidee verfolgen die Distelbergers seit rund zwei Monaten auch ein Herzensprojekt: den Verein „Unverpackt Kreislauf Partner“. Hintergrund der Idee ist, dass die Distelbergers bislang keine Möglichkeit sahen, Fleisch, Fisch oder Käse ohne Plastikverpackung anbieten zu können. Hier soll nun der Verein für Abhilfe schaffen, der gleichzeitig auch ein Pilotprojekt in Niederösterreich darstellt. Mit seiner Hilfe sollen nun auch andere Direktvermarkter ihre Waren plastikfrei verkaufen können.
So funktioniert das Projekt
Der neue Verein will Bauern, Direktvermarkter und Konsumenten in der Region besser vernetzen. Die Kunden erwerben ihre Lebensmittel nach Vorbestellung direkt beim Erzeuger und erhalten die Produkte in einem speziellen Edelstahl-Vakuumbehälter überreicht. Diese Behälter können dann bei jedem Mitgliedsbetrieb ausgetauscht oder zurückgegeben werden. Pro Behälter muss ein Pfand von 20 Euro hinterlegt werden, das man bei Rückgabe erstattet bekommt. Kunden, die Gefallen an dem Behälter finden, dürfen diesen auch behalten (sprich kaufen). „Wir wollen den plastikfreien Einkauf alltagstauglich machen“, so Obfrau Karin Distelberger. Das Thema solle verstärkt ins Bewusstsein der Menschen rücken. Die Edelstahl-Behälter werden den Mitgliedern kostenlos zur Verfügung gestellt.
Rund 20 Mitgliedsbetriebe
Aktuell hat der Verein rund 20 Mitgliedsbetriebe aus dem Mostviertel. Angeboten werden Fleisch, Fisch, Wild oder etwa Käse. Der Verein präsentiert seine Mitgliedsbetriebe auf seiner Website sowie Social Media und übernimmt somit einen Teil des Marketings.
Mitglieder willkommen
Neue Mitglieder sind laut Distelberger willkommen. Aufgenommen werden landwirtschaftliche Betriebe, Direktvermarkter, Käsereien, Fleischereien sowie Jäger. Die Mitgliedschaft ist heuer kostenlos, ab 2022 kostet sie 5 Euro im Monat.
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