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AMS Amstetten: Gesundheitliche Probleme bremsen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt

Michaela Aichinger, 08.09.2025 19:03

BEZIRK. Amstetten gehört auch weiterhin zu jenen NÖ Arbeitsmarktbezirken mit sinkender Arbeitslosigkeit. Im Vergleich zum August des Vorjahres ist die Arbeitslosigkeit abermals um -0,1 Prozent geringfügig gesunken. Was auffällt: Bei etwa jedem dritten Jobsuchenden im Bezirk stehen gesundheitliche Probleme einem raschen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt entgegen. Tips hat bei Andreas Haider, dem Leiter des Arbeitsmarktservice (AMS) Amstetten, nachgefragt.

Psychische Erkrankungen nehmen immer stärker zu. (Foto: polkadot/stock.adobe.com)
  1 / 2   Psychische Erkrankungen nehmen immer stärker zu. (Foto: polkadot/stock.adobe.com)

Tips: Herr Haider, etwa jede dritte arbeitsuchende Person im Bezirk Amstetten hat mit gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen. Um welche Einschränkungen handelt es sich vorwiegend?

Andreas Haider: Sehr häufig handelt es sich um Einschränkungen des Bewegungsapparats, aber auch psychische Erkrankungen nehmen in den letzten Jahren stark zu. Fakt ist: Die Rückkehr in den Arbeitsmarkt dauert bei diesen AMS-Kunden um 34 Tage länger als bei jenen ohne gesundheitliche Handicaps. Im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit ist es entscheidend, dass wir uns Jobsuchenden mit gesundheitlichen Problemen konsequent zuwenden und sie mit maßgeschneiderten Angeboten beim beruflichen Wiedereinstieg unterstützen.

Tips: Sie sprechen von maßgeschneiderten Angeboten. Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie diese Unterstützung aussieht?

Andreas Haider: Für Personen, die ihre bisherige Tätigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben können, bieten wir in Zusammenarbeit mit der Pensionsversicherungsanstalt gezielte Umschulungs- und Trainingsmaßnahmen an. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Fachkräfteausbildungen, die durch vorgeschaltete Orientierungsangebote ergänzt werden. Ziel ist es, die Teilnehmenden wieder auf ein vergleichbares Ausbildungsniveau zu bringen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig zu verbessern.

Die gute Zusammenarbeit mit dem BBRZ (Berufliches Bildungs- und Rehabilitationszentrum) ist hier ein wesentlicher Erfolgsgarant, um diese Personengruppe, mit zum Teil doch gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen, wieder nachhaltig integrieren zu können.

Das AMS Amstetten bietet aktuell mit dem Angebot „Xsund“ auch eine Basisqualifizierung für ältere Personen mit orthopädischen Problemen an, die die Jobchancen, die sich im Zuge der Digitalisierung ergeben, erhöhen soll. Dabei handelt es sich etwa einmal pro Woche um das Angebot einer Physiotherapie im Rahmen der Maßnahme.

Zudem steht seit 2021 mit Florian Laumer ein auf berufliche Reha spezialisierter AMS-Berater Jobsuchenden beim AMS Amstetten zur Seite und unterstützt diese mit maßgeschneiderten Förderangeboten. Seine Zielgruppe umfasst Personen mit einer gesundheitlichen Einschränkung von mindestens 50 Prozent sowie Menschen, die aufgrund gesundheitlicher Probleme eine berufliche Neuorientierung oder Umschulung anstreben.

Dank dieser Spezialisierung kann eine besonders individuelle Beratung mit erweiterten Zeitressourcen angeboten werden – ein entscheidender Faktor, da diese Personengruppe oft einen erhöhten Unterstützungsbedarf hat.

Seit der Einführung des sogenannten „Spezialschalters“ konnten bereits zahlreiche Personen erfolgreich umgeschult und wieder in Beschäftigung gebracht werden. Bis Ende August ist 376 Arbeitslosen mit gesundheitlichen Problemen der berufliche Wiedereinstieg gelungen. Das sind um 1,9 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres.

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die gezielte und aktiv gepflegte Zusammenarbeit mit relevanten Institutionen und Beratungseinrichtungen – darunter die Arbeitsassistenz, der Verein 0-Handicap sowie Beschäftigungsprojekte.

Diese Vernetzung trägt maßgeblich dazu bei, passgenaue Lösungen zu entwickeln und die nachhaltige Integration der Betroffenen in den Arbeitsmarkt zu fördern.

Tips: Wie Sie sagen, konnten bis Ende August 376 Personen mit gesundheitlichen Problemen wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden – ein Plus von 1,9 Prozent. Was steckt hinter diesem positiven Trend, und wo sehen Sie noch Potenzial?

Andreas Haider: Hinter diesem Trend stecken die zuvor genannten Angebote und Maßnahmen und der gezielte Einsatz der Fördermittel, speziell für jene Jobsuchenden, die es schwerer haben, am Arbeitsmarkt aufgrund diverser gesundheitlicher Einschränkungen Fuß zu fassen. Um echte Inklusion zu erreichen, müssen aber auch Unternehmen weiterhin überzeugt werden, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen berufliche Perspektiven anzubieten.

Tips: Welche zusätzlichen Maßnahmen wären aus Ihrer Sicht notwendig, um die Rückkehr in den Arbeitsmarkt für gesundheitlich beeinträchtigte Menschen noch schneller und nachhaltiger zu gestalten?

Andreas Haider: Mit zusätzlichen Fördermitteln könnten deutlich mehr geförderte Beschäftigungsverhältnisse, Ausbildungsplätze und Arbeitsmöglichkeiten in Beschäftigungsprojekten speziell für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen geschaffen werden. Um Umschulungsmaßnahmen und Integrationsbemühungen noch schneller und effizienter umsetzen zu können, ist das AMS jedoch auch auf eine funktionierende medizinische Versorgung angewiesen.

Der Mangel an Therapieplätzen, lange Wartezeiten auf notwendige Operationen oder andere medizinische Leistungen führen leider immer wieder zu Verzögerungen bei der beruflichen Wiedereingliederung.


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