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Buch und Podcast über ungeschönte Seiten des Unternehmertums

Michaela Aichinger, 24.11.2025 10:16

AMSTETTEN. Der Amstettner Unternehmer und Podcaster Rudolf Körber hat gemeinsam mit Valentina Camille Körber sein Buch zum gleichnamigen Podcast „52 RUNS – Durch das erste Jahr Unternehmertum“ veröffentlicht. Er geht darin der Frage auf den Grund, was es wirklich bedeutet, ein Unternehmen zu führen – mit allen Unsicherheiten, Selbstzweifeln, unangenehmen Entscheidungen, großer Verantwortung und folgenreichen Fehlern. Tips bat Körber zum Gespräch.

Unternehmer Rudolf Körber bei der Buchpräsentation (Foto: whatifmedia/Markus Kohlmayr)
  1 / 2   Unternehmer Rudolf Körber bei der Buchpräsentation (Foto: whatifmedia/Markus Kohlmayr)

Tips: Herr Körber, Ihr Buch beschreibt sich selbst nicht als Ratgeber, sondern als „Resonanzraum für Gedanken, Zweifel und Aha-Momente“. Was sind jene Zweifel oder unbequemen Wahrheiten, die Unternehmer Ihrer Meinung nach viel zu selten aussprechen – Gründer aber unbedingt hören sollten?

Rudolf Körber: Viele Unternehmer sprechen nicht offen genug darüber, wie einsam die Anfangsphase sein kann und wie stark Selbstzweifel den Alltag prägen. Wir zeigen gerne die glänzenden Seiten, selten aber die Nächte, in denen man sich fragt: „War das die richtige Entscheidung?“ Eine unbequeme Wahrheit lautet: Nicht jede gute Idee wird ein gutes Geschäft – und nicht jeder Gründer ist automatisch ein guter Unternehmer. Ich glaube, junge Gründer sollten früh hören, dass es völlig normal ist, nicht alles zu wissen, Fehler zu machen und Entscheidungen zu treffen, die man später revidieren muss. Wer das akzeptiert, bleibt offener, neugieriger und vor allem lernfähiger.

52 Kapitel, 52 Wochen – ein Jahr Unternehmertum. Wenn Sie auf Ihre eigenen ersten 52 Wochen zurückblicken: Welche Realität hat Sie damals am härtesten getroffen, obwohl sie in keinem Businessplan stand?

Im Businessplan klingt vieles logisch, planbar und strukturiert. In der Realität prasseln täglich Dinge auf dich ein, die du nicht vorhersehen kannst: unerwartete Kosten, Kunden, die abspringen, Teamdynamiken, die nicht funktionieren.Mir wurde in diesen ersten Monaten klar, dass Unternehmertum weniger ein Weg mit klarer Beschilderung ist, sondern eher ein dauerndes Navigieren im Nebel. Und dass dieser Nebel normal ist – aber im Businessplan stand das nicht.

Sie sprechen im Podcast und im Buch bewusst über die Schattenseiten des Unternehmensaufbaus. Welche Krisen oder Konflikte sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten „blinden Flecken“ junger Unternehmer – und was macht sie so gefährlich?

Der größte blinde Fleck ist aus meiner Sicht die Illusion der Kontrolle.Viele glauben, sie könnten alles durch Planung beherrschen – doch die wirklichen Krisen entstehen meist dort, wo man zu spät merkt, dass man etwas verdrängt hat: Konflikte im Team, Überforderung, falsche Prioritäten oder eine Vision, die man aus den Augen verliert. Gefährlich werden diese Dinge, weil sie schleichend passieren. Man merkt erst spät, dass man nicht mehr am Unternehmen arbeitet, sondern nur noch gegen die Probleme. Und dann wird es emotional, teuer und anstrengend.

Das Buch versteht sich als „gedruckter Sparringspartner“. Wie schafft man es als Unternehmer, zwischen Alltagsstress, Verantwortung und Selbstzweifeln tatsächlich reflektiert zu bleiben – und wie helfen Ihre wöchentlichen „Runs“ dabei?

Reflexion muss man bewusst einbauen, sonst passiert sie nicht. Im Alltag eines Unternehmers ist alles laut: Verantwortung, Termine, Entscheidungen. Das bedeutet, man braucht Orte und Zeiten, die leise sind. Meine wöchentlichen „Runs“ – ob im Podcast oder später im Buch – sind genau das: kleine Stoppschilder. Sie zwingen mich, Abstand zu gewinnen, Muster zu erkennen und Entscheidungen mit einem klaren Kopf zu treffen.Ein gedruckter Sparringspartner hilft dabei enorm. Er stellt Fragen, die im hektischen Alltag niemand stellt – und er widerspricht dir, wenn du dir selbst etwas vormachen willst.

Viele Menschen starten mit großen Visionen und enden im Hamsterrad ihrer eigenen Firma. Was braucht es aus Ihrer Sicht, damit Unternehmertum nicht nur wirtschaftlich erfolgreich ist, sondern auch persönlich erfüllend bleibt?

Erfüllung entsteht, wenn Vision und Alltag nicht auseinanderdriften.Viele starten voller Energie, verlieren aber nach ein paar Jahren den Kontakt zu dem, was sie eigentlich antreibt. Dann arbeitet man nur noch „für den Laden“ – statt an den eigenen Zielen. Aus meiner Sicht braucht es drei Dinge, damit das nicht passiert: Klarheit darüber, warum man das alles macht. Strukturen, die einen nicht versklaven, sondern entlasten. Den Mut, regelmäßig neu anzufangen – Entscheidungen zu korrigieren, Dinge loszulassen und sich selbst nicht für vergangene Fehler zu bestrafen. Wenn man das schafft, kann Unternehmertum nicht nur wirtschaftlich erfolgreich sein, sondern auch persönlich wachsen lassen. Und genau dafür steht 52 Runs.


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