Chronisch Kranker aus Altheim findet keinen Arzt für dringend benötigtes Rezept
ALTHEIM. In Altheim spitzt sich die medizinische Versorgung zu. Ein 55-jähriger Mann ist chronisch krank und benötigt regelmäßig eine teure Spritze. Nach der Pensionierung seines Hausarztes steht er nun jedoch ohne ärztliche Betreuung da, wie die Arbeiterkammer berichtet.
In Altheim gibt es aktuell nur noch einen Allgemeinmediziner – bei rund 5.000 Einwohnern. Dieser nimmt keine neuen Patienten mehr auf, auch den chronisch kranken Mann nicht.
Patienten auf sich allein gestellt
„Mein Mann ist total verzweifelt. Er ist wegen der dringend benötigten Spritze schließlich ins Krankenhaus Braunau gefahren. Dort wurde ihm gesagt, er solle woanders hingehen“, berichtet seine Frau. „Erst auf massives Drängen hat ihm ein Arzt die Spritze auf Rezept verschrieben – mit dem Hinweis, dass er das in Zukunft nicht mehr machen werde.“
Die Situation sei untragbar: „Am besten ist wirklich, du wirst nicht krank. Mein Mann ist völlig verzweifelt. Er braucht die Spritze. Aber wer stellt ihm ein Rezept aus? Und wie weit muss er fahren, um überhaupt eines zu bekommen?“
Oberösterreich an letzter Stelle
Oberösterreich liegt laut Zahlen des Landes mit nur 66,8 Kassenvertragsärzten pro 100.000 Einwohnern österreichweit an letzter Stelle. Zum Vergleich: Im Burgenland sind es 86,1. Die Folge: Oberösterreich weist die höchste Krankenhaushäufigkeit im ganzen Land auf.
2024 wurden über 3,6 Millionen ambulante Patienten in oberösterreichischen Spitälern behandelt – ein neuer Höchstwert. Statistisch gesehen wurde damit jeder Einwohner im Schnitt 2,4-mal im Spital versorgt.
Trotz steigender Patientenzahlen wuchs die ärztliche Versorgung im niedergelassenen Bereich nicht mit: Zwischen 2017 und 2024 sank die Vertragsärztedichte in Oberösterreich um 12 Prozent. Gleichzeitig nahm im öffentlichen intramuralen Bereich, also in den Fondsspitälern, das medizinische Personal um rund 11 Prozent zu.
Arbeiterkammer fordert Reform
Arbeiterkammer-Präsident Andreas Stangl kritisiert: „Dieses Ping-Pong-Spiel zwischen Krankenhäusern und dem niedergelassenen Bereich, bei dem die Versicherten auf der Strecke bleiben, ist ein inakzeptabler Zustand.“
Die Versicherten zahlen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, hätten aber keinen verlässlichen Zugang zur medizinischen Versorgung. Stangl fordert daher eine strukturelle Änderung im System: „Es braucht wieder eine Arbeitnehmermehrheit in den Entscheidungsgremien der Gesundheitskasse.“
„Brauchen eine Trendwende“
Auch Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP) schlägt Alarm: „Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Es geht hier nicht um Budgets, es geht um Menschen, die eine Versorgung brauchen in allen Regionen unseres Bundeslandes. Wir brauchen eine Trendwende in der haus- und fachärztlichen Versorgung in Oberösterreich und einen klaren Ausbaupfad.“ Die Gesundheitskasse stehe hier in der Verantwortung. „Jede und jeder hat ein Recht auf einen Hausarzt.“
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