Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Ennserin holt erste WM-Medaille für Österreichisches Nationalteam im Para-Climbing

Rafael Haslauer, 25.07.2019 12:39

ENNS. Schleichend hat sich das Schicksal in Edith Scheineckers Leben gedrängt. Doch sie kämpft zurück. „Selbstständig bleiben, solange es geht“, lautet das Motto der 52-jährigen Ennserin.

Edith Scheinecker auf ihrem Weg zu WM-Bronze. Foto: Syste van Slooten
  1 / 2   Edith Scheinecker auf ihrem Weg zu WM-Bronze. Foto: Syste van Slooten

Edith Scheinecker hat eine seltene Augenkrankheit, genannt Zapfen-Stäbchen-Dystrophie. Dadurch hat sie einen Tunnelblick, erkennt kein Gesichtsfeld und sieht nur das, was im Fokus ist und selbst der wird mit der Zeit immer schlechter. Seit 25 Jahren lebt sie nun mit dieser Krankheit. „Angefangen hat es damit, dass ich in der Nacht schlechter gesehen habe, ich dachte mir aber, dass das eine einfache Nachtblindheit sein wird, das haben ja viele“, erzählt die Ennserin. Die Symptome wurden jedoch immer schlechter, wenn auch schleichend. Heute bleibt ihr eine Restsehschärfe von 30 Prozent, die mit der Zeit jedoch auch weniger werden wird.

Aufgeben kam nicht in Frage

Dadurch lässt sich das Energiebündel aber nicht unterkriegen. Sie hat schon immer gerne Sport betrieben, das wollte sie sich nicht nehmen lassen. Früher fuhr sie Mountainbike, bald kam sie aber auch in den Genuss des Kletterns: „Als mein Sehen schlechter wurde, habe ich mir gedacht, dass das ein Sport ist, den ich als Blinde auch noch machen kann. Die Aufforderung zum Klettern kam schlussendlich von meiner Tochter“, die Scheinecker mit in die Kletterhalle „schleifte“.

WM-Teilnahme nicht geplant

Durch eine „Blödelei“ mit einer Freundin, wie sie es formuliert, nimmt Scheinecker im November 2017 dann an einem Trainingslager für die Nationalmannschaft der Paraclimbers teil – und erreicht im Juli 2018 den vierten Platz bei ihrem ersten Worldcup. Daraufhin folgen weiter Wettbewerbe und im Juli 2019 dann die große Überraschung, sowohl für Edith Scheinecker, als auch für das Nationalteam: In der Kategorie „Damen mit hochgradiger Sehbeeinträchtigung“ holt sie die Bronze-Medaille bei der Weltmeisterschaft in Briançon (Frankreich). Scheinecker und ihr Teamkollege, der Gold gewinnt, sind somit die beiden ersten, die für das österreichische Paraclimbing-Nationalteam Medaillen nach Hause bringen.

Ein Zeichen setzen

Die Freude darüber ist riesig, dennoch betont Scheinecker: „Ich klettere nicht für die Medaille, ich klettere für mich selbst und um ein Zeichen zu setzen, damit sich endlich etwas tut im Behindertensektor des Sports.“ Klettern sei in Österreich generell eher ein Randbereich und Sport mit Beeinträchtigung in der Gesellschaft noch nicht so angekommen, wie es sollte. Das möchte Scheinecker ändern. Sie erklärt auch, dass im Beeinträchtigtensport viel Teamfähigkeit gefragt ist. „Das Restsehvermögen das ich habe, setze ich auch ein. Dennoch wird mir jeder Griff angesagt. Die Trainer müssen also hervorragend Rückenlesen können und vorausschauend sein. Sie müssen sich auf mich einstellen. Auch das darf nicht unerwähnt bleiben“, ergänzt sie.

Es geht weiter

Derzeit trainiert Edith Scheinecker für die Weltmeisterschaft in Russland 2021 und frischt dafür ihre Russisch-Sprachkenntnisse auf, immerhin hat sie in Russisch Maturiert. Neben dem Klettern hat sie aber auch mit dem Mountainbiken nicht aufgehört. „Zu mir haben sie einmal gesagt: Du wirst wahrscheinlich noch mit dem Blindenstock Radfahren“, scherzt sie. Wobei man sich bei Edith Scheinecker nicht sicher sein kann, ob das wirklich ein Scherz ist: mit soviel Lebensfreude und Überzeugung könnte man meinen, sie findet auch nach völligem Erblinden noch einen Weg, ihren Leidenschaften nachzugehen und stets ein Lächeln auf den Lippen zu behalten.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden