Felzmann: „Die Künstler kann man nicht in Geiselhaft nehmen“

Thomas Lettner Tips Redaktion Thomas Lettner, 26.07.2022 20:00 Uhr

ENNS/LEONDING. Die Eremitage in St. Petersburg stellt dem neuen Stadtgeschichtemuseum ein Bild eines Ennser Setzschilds zur Verfügung (Tips berichtete). Peter Hans Felzmann, Museumsgestalter aus Leonding, erzählt, wie es dazu kam und warum er Sanktionen gegen russische Künstler für kontraproduktiv hält.

Tips: Wie ist es genau zum kulturellen Austausch mit der Eremitage gekommen?

Felzmann: Die Ennser haben in den 1950er Jahren diese Pavese – die schönsten von den dreien, die sie hatten – an einen Kunsthändler verkauft. Der verkaufte es um ein x-faches dieses Betrags an die Eremitage. Reinhardt Harreither, der Direktor des Museum Lauriacum, gab mir den Kontakt nach St. Petersburg. Trotz der Kriegszeiten haben wir liebenswerte, unkomplizierte Kollegen in Russland angetroffen. Darum werde ich so wütend, wenn Kunst und Kultur als Druckmittel für kriegerische Handlungen eingesetzt werden. Diese Maßnahmen werden nichts bewirken. Wenn Leiter von Theatern oder von großen Schauspiel- und Opernhäusern Dirigenten und Komponisten absetzen, nur, weil sie Russen sind, oder keine Stücke von Dostojewski mehr spielen, ist das ein Wahnsinn. Jahrhundertelang wurde davon gesprochen, dass Kultur verbindet und keine politischen Grenzen kennt. Und dann glaubt man – völlig naiv –, man könne Herrn Putin zu etwas zwingen, wenn man drei seiner Komponisten nicht mehr spielt. Ich empfinde das als reine PR-Aktion und wahnsinnig verabscheuungswürdig. Gerade die Kulturschaffenden dieser Welt müssen zusammenhalten.

Tips: Sollte sich die Politik nicht in kulturelle Belange einmischen?

Felzmann: Die Politik kann sich schon in kulturelle Gegebenheiten einmischen, aber, wenn man glaubt, dass man Putin zu etwas zwingen kann, wenn man seine Dirigenten und Sänger nicht mehr auftreten lässt, ist das einfach dumm und naiv. Allein die Aktion mit Anna Netrebko grenzte für mich an Lächerlichkeit. Sie hat zwei Staatsbürgerschaften – die österreichische und die russische –, durfte aber kurzfristig hierzulande nicht mehr auftreten, weil sie in Russland geboren ist. Durch diesen realitätsfernen und dummen Ausschluss verbeugt man sich im Grunde vor den Machthabern. Man sollte eigentlich sagen: „Kein Problem, ihr dürft natürlich auftreten, denn ihr macht Kunst und keinen Krieg.“ Die Künstler kann man nicht in Geiselhaft nehmen, nur, weil ein Mensch dort agiert wie ein Wahnsinniger.

Tips: Wie sollte mit Künstlern umgegangen werden, die sich offen für Putins Politik aussprechen?

Felzmann: Wenn russische Künstler, die bei uns auftreten, Putins Meinung offen teilen würden, dann könnte man natürlich schon überlegen, sie zu sanktionieren. Aber kommt diese Fiktion auch tatsächlich vor? Wenn man aber das Werk eines Künstlers, der vor 200 Jahren gestorben ist, nicht aufführt, weil der Autor Russe war, ist das nur eine vordergründige und nicht durchdachte PR-Aktion.

Tips: Auch im Sport gibt es Sperren für russische Athleten wie Daniil Medvedev beim Tennisturnier in Wimbledon. Sollte man eher das Gegenteil tun, um den Kontakt zu Russen weiterhin aufrechtzuhalten?

Felzmann: Genauso ist es. Kultur und Sport sollen verbinden. Man könnte ein Zeichen an Putin senden, dass wir trotz der politischen Lage im Kultur- und Sportbereich zusammenhalten.

Tips: Wie könnte man Russland wirkungsvoller sanktionieren?

Felzmann: Da bin ich leider der falsche Ansprechpartner. Der ehemalige Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl hat früher gepredigt, dass Putin in die westliche Welt mit einbezogen gehört. Die EU kümmert sich aber lieber um die Krümmung der Banane als um die Friedenssicherung in Europa. In diesem Punkt hat sie gnadenlos versagt.

 

 

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Kommentare

  1. René  G.
    René G.27.07.2022 16:43 Uhr

    Noch ein nichtsversteher? - Nein, lieber Herr, es sind keine Künstler, die die Tötung von Kindern befürworten, es sind Verbrecher! Lesen Sie gefälligst zumindest die österreichischen Zeitungen bevor Sie solche Aussagen veröffentlichen https://www.derstandard.at/story/2000136986560/eremitage-chef-michail-piotrowski-wir-lassen-unseren-angriff-von-niemandem



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