Als Mechatronikerin in einer Männerdomäne erfolgreich
RAINBACH. Anna Stadler ist Doktorin der Technischen Wissenschaften, sie arbeitet und forscht bei Kreisel Electric in Rainbach. Mädchen, die sich für Technik interessieren, gibt die Mechatronikerin einen guten Rat: „Folgt euren Visionen und lasst euch niemals unterkriegen!“
Seit gut einem Jahr arbeitet die 35-Jährige in der Abteilung „Pre-Development“ bei Kreisel Electric in Apfoltern und kehrte damit zu ihren Wurzeln zurück, steht das Elternhaus doch in Rainbach.
Nach der Matura am Gymnasium in Freistadt entschied sich Anna Stadler für ein technisches Studium und schrieb sich an der JKU Linz für Mechatronik ein, vor allem wegen ihrer Begeisterung für Industrial Design. „Mich interessierte einfach, wie man Technik, Funktionalität und Design miteinander verbinden kann“, sagt Anna Stadler, die mit ihrem Ehemann, einem Kindergartenpädagogen, und den beiden gemeinsamen Söhnen (acht und vier Jahre alt) in Linz wohnt.
Während des Studiums nach Italien und Amerika
Ein Auslandsjahr an einer Technischen Universität in Italien, dem Politecnico di Milano, stellte einen Wendepunkt im Leben der damaligen Studentin dar. „Das war eine sehr wichtige Zeit für mich, vor allem für meine Persönlichkeitsentwicklung. Meine Kommilitonen konnten kein Englisch, und ich zu Beginn noch kein Italienisch. Deshalb ist mir gar nichts anderes übrig geblieben, als gleich direkt mit den Professoren zu sprechen. Da habe ich jede Scheu vor Autoritäten zwangsweise ganz schnell abgelegt“, erinnert sich die Mechatronikerin zurück.
Ein Marshall Plan-Stipendium führte sie schließlich noch für drei Monate an die Northwestern University in Chicago, wo sie ein Forschungspraktikum in den Bereichen Medizintechnik und Biochemie absolvierte, bevor sie an der JKU Linz ihre Diplomarbeit schrieb.
Unterstützung und Rückhalt von der Familie
Am Institut für Medizin- und Biomechatronik an der JKU Linz bekam Anna Stadler eine Assistentenstelle angeboten – mit der Prämisse, das Doktorat abzulegen. „Damals war unser erster Sohn erst elf Monate alt und die Stelle Vollzeit ausgeschrieben. Ich habe trotzdem zugesagt“, konnte sich die gebürtige Rainbacherin immer auf die Unterstützung und den Rückhalt ihres Ehemannes und ihrer Eltern verlassen.
„Bei uns hat das gut funktioniert. Die Karenz haben mein Mann und ich uns bei beiden Kindern 50:50 geteilt. Für die Beziehung finde ich das extrem bereichernd. Man hat einfach mehr Respekt vor dem, was der Partner zuhause mit den Kindern oder im Beruf leistet.“
Patent angemeldet
Die Doktorarbeit schrieb Anna Stadler über Fluid- und Partikelströmung in biologischen und bionischen Systemen. Im Zuge ihrer Forschung meldete sie gemeinsam mit einem Kollegen sogar ein Patent mit dem Titel „Vorrichtung zum Filtern von Partikeln“ an, für das der Sandfisch (eine Echse, Anm.), quasi das „Vorzeigetier“ der Bionik, Pate stand.
Abwechslungsreiche und spannende Arbeit
Bei Kreisel Electric ist Anna Stadler für die Kühlflüssigkeit, die jede einzelne Batteriezelle in den Kreisel-Akkus optimal temperiert, verantwortlich: „Meine Arbeit ist extrem abwechslungsreich und spannend.“
Als Frau unter Männern: Auf die Hierarchie kommt es an
Auf die Frage, wie man sich in einer Männerdomäne behauptet, meint Anna Stadler: „Es kommt mehr auf die Strukturen an als darauf, wieviele Männer in einem Bereich arbeiten. An der JKU zum Beispiel ist die Hierarchie sehr steil. Wenn es da einen Professor gibt, der Frauen nicht fördert oder ein persönliches Problem mit Frauen in der Technik hat, kann das einem das Leben ganz schön schwer machen. Was mich heute noch ärgert, oder vielmehr wundert: Wenn wir an der Uni ein Meeting hatten, wurde grundsätzlich davon ausgegangen, dass ich – weil oft die einzige Frau unter Männern – die Sekretärin bin. Bei Kreisel Electric dagegen ist die Hierarchie ziemlich flach: Man ist wie selbstverständlich per Du, es stehen keine Titel auf den Visitenkarten, die Kollegen sind jung und denken nicht mehr so stark in alten Rollenbildern. Ich fühle mich sehr wohl in dem Unternehmen.“
„Es gibt so viele tolle weibliche Vorbilder“
Technikbegeisterten Mädchen gibt Anna Stadler einen Tipp: „Lasst euch nicht unterkriegen, folgt euren Träumen und Visionen, brecht aus veralteten Konventionen aus! Es gibt so viele tolle weibliche Vorbilder, an denen sich Mädchen und Frauen orientieren können!“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden