Kampfhund von Familie vorm Tierheim Freistadt ausgesetzt
FREISTADT. Seit dem tragischen Unglück in Naarn – ein Kampfhund hatte eine Joggerin angefallen und tödlich verletzt – gehen im Tierheim Freistadt täglich Anrufe ein, weil Hundebesitzer ihre Kampfhunde abgeben wollen. Ein Rüde wurde sogar einfach vorm Tierheim ausgesetzt. ¶
Ein American Staffordshire Terrier Rüde hat am Montag vergangener Woche in Naarn eine Joggerin (60) angefallen und getötet. „Schon am Tag darauf stand eine Familie aus dem Bezirk Perg mit einem AmStaff vor unserer Tür, der Hund müsse sofort weg. Wir sind aber mit 45 Hunden und 250 anderen Tieren mehr als ausgelastet, und können unmöglich weitere Hunde aufnehmen. Nach längerer, hitziger Diskussion fuhren die Hundebesitzer einfach weg und ließen ihren Rüden an unserem Gartenzaun angebunden zurück. Jetzt sitzt er bei uns und versteht die Welt nicht mehr“, schildert Tamara Binder vom Tierheim Freistadt.
Ins Tierheim abgeschoben
Die Problematik, dass Hundebesitzer ihre Vierbeiner von jetzt auf gleich loswerden wollen, beschränke sich aber nicht nur auf so genannte Kampfhunderassen. „Wir könnten täglich Hunde aufnehmen, vom Chihuahua bis zum Herdenschutzhund, weil die Besitzer mit der Erziehung überfordert sind, sich das Tier nicht mehr leisten können oder wollen, oder weil sie feststellen, doch keine Zeit für das Tier zu haben“, sagt Hundeexpertin Tamara.
Hälfte der Hunde sitzt wegen Beißvorfällen im Tierheim
Von den 45 Hunden im Tierheim Freistadt wurde mindestens die Hälfte wegen Beißvorfällen abgegeben. „Es macht aber schon einen Unterschied, ob ein Malteser zubeißt oder ein American Staffordshire Terrier – die Beißkraft ist eine ganz andere.“
Im Tierheim Freistadt kann man verstehen, dass sich viele Besitzer von Kampfhunderassen nach dem Unglück in Naarn nun zu Unrecht angefeindet fühlen. „Andererseits muss man auch verstehen, dass die Menschen sensibilisiert sind und Angst vor diesen oder generell großen Hunden haben“, sagt Tamara Binder. „Und leider ist es so, das bei weitem nicht jeder Hund, egal welcher Rasse, gut erzogen ist und von den Besitzern gut geführt wird.“
Beißkorbtraining auch für erwachsene Hunde
Um Anfeindungen von Vornherein keine Chance zu geben, gebe es die Möglichkeit, großen Hunden auf Spaziergängen einen Beißkorb anzulegen.
Auch alle Hunde, die wegen Beißvorfällen im Tierheim Freistadt landen, werden behutsam an einen Beißkorb gewöhnt. „Richtig gemacht, ist es kein Problem, auch einen erwachsenen Hund an einen Maulkorb zu gewöhnen. Wichtig ist, dass dieser guter sitzt und man beim Training mit positiver Verstärkung arbeitet. Bei Unsicherheit deswegen kann man sich gerne bei uns informieren“, sagt Tamara Binder, die mit der ehrenamtlichen Helferin Babsi für die „schweren Fälle“ im Tierheim Freistadt zuständig ist und intensiv mit den Hunden arbeitet.
Selten ein Happyend für auffällig gewordene Hunde
Für die auffällig gewordenen Hunde, egal welcher Rasse, gibt es leider nur selten ein Happyend. „Wir wollen die Hunde guten Gewissens und ohne Bauchweh abgeben können“, sagt Lisa Binder. „Leider ist das nicht bei allen Hunden möglich.“ Die Tierheim-Mitarbeiter müssen sich deswegen auch oft Kritik gefallen lassen. „Wie oft hören wir, dass wir gar keine Hunde vermitteln wollen. Aber wir machen uns einfach gründlich Gedanken darüber, welcher Hund für wen geeignet ist.“
Prüfung für Hunde
Wer von sich selbst aus die Initiative ergreifen möchte, kann in Hundeschulen mit seinem Hund (egal welcher Rasse) die BH/VT-Prüfung ablegen. Diese Begleithundeprüfung mit Verkehrsteil dient als Nachweis, dass Hund und Hundeführer Grundregeln des Gehorsams und des gemeinsamen Verhaltens in der Öffentlichkeit beherrschen. Sie besteht aus drei Teilen: einem theoretischen Sachkundenachweis, einer Unterordnungsprüfung am Hundeplatz und einem Verkehrsteil in der Öffentlichkeit. Vor der Prüfung überzeugt sich der Leistungsrichter von der Unbefangenheit des Hundes (Wesenstest), die auch während der gesamten Prüfung weiterhin beurteilt wird.
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09.10.2023 11:13
Tiere ins Heim abschieben
Ich verstehe diese Menschen einfach nicht. Wenn man sich ein Tier anschafft sollte man sich zuerst der Verpflichtungen voll bewusst sein. Ein Tier ist ein Lebewesen - wie ein Kind. Es hat Bedürfnisse. Man muss sich genau überlegen ob man es sich leisten kann bzw. was mache ich mit dem Tier wenn ich in den Urlaub fliegen möchte. Zum tragischen Vorfall in Naarn: Eine Schutzhund-Ausbildung sollte nur der Polizei und dem Militär vorbehalten sein aber auf keinen Fall Privatpersonen nur um sein Ego zu befriedigen.
07.10.2023 14:28
Hetze gegen Hunde besitzer!
Kein Wunder daß die"Anderen"jetzt die Hunde besitzer belästigen.... Wenn sie Medien, auch dieses,sich als Resonanzkörper gebärden und die Stimmung ich einmal anheizen. Danke daß ist echter Qualitäts journalismus