Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Rauchfrei per Gesetz: des einen Wirt Freud und des anderen Wirt Leid

Mag. Susanne Überegger, 29.10.2019 15:39

BEZIRK FREISTADT. Mit 1. November tritt das Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. Tips hat sich bei einigen Wirten in der Region umgehört, was sie vom generellen Rauchverbot in der Gastronomie halten.

  1 / 2   Erich und Melanie Schmalzer vom Treff 16 in Schönau freuen sich über den „Neustart“ als komplett rauchfreies Lokal. Foto: Melanie Koppler

„Gott sei Dank ist das endlich geregelt. Jetzt herrscht für alle Wirte Gleichberechtigung“, sagt Brauhaus-Wirt Helmut Satzinger. Das Brauhaus wird bereits seit mehreren Jahren als Nichtraucherlokal geführt.

„Da wird die Innenstadt brennen!“

„Dem Wirt am Land, der so wie das Brauhaus einen Gastgarten hat, wird das generelle Rauchverbot keine Probleme bereiten. Aber die Betreiber von Bars und Discotheken haben da sicher ihre Sorgen. Wenn etwa in der Altstadt von Freistadt alle Bargäste zum Rauchen auf die Straße müssen, da wird die Innenstadt brennen. Da tut mir der Wirt leid und da tun mir auch die Anrainer leid“, prophezeit Satzinger den Lokalbetreibern eine Klageflut von Anrainern, die sich vom Lärm der draußen rauchenden Lokalgäste gestört fühlen.

„Man raucht ja meist nicht allein, zudem ist es bei den Rauchern draußen oft lustiger als drinnen. Und wenn einer ein bisserl was getrunken hat, fällt dem gar nicht mehr auf, wie laut er redet oder lacht. Also ich möchte da kein Anrainer sein“, sagt Helmut Satzinger.

Wirtesprecher: „Das Thema Lärm auf die Raucher abzuwälzen, ist nicht fair“ 

Wirtesprecher Josef Aglas zum Thema: „Lärmbelästigung an sich hat nichts mit Rauchen zu tun. Das man das jetzt auf die Raucher abwälzt, halte ich für nicht fair. Es kann auch nicht sein, dass der Betriebsinhaber für Ruhe vorm Lokal zu sorgen hat. Nachtgastronomen fordern da verständlicherweise eine Gesetzesänderung. Denn grundsätzlich ist jeder für sich selbst verantwortlich.“

Latino-Chef befürchtet Umsatzeinbußen und Ärger mit Anrainern

Christian Hoheneder, Betreiber der Bar Latino in der Freistädter Eisengasse und selbst Nichtraucher, meint: „Dass in Speiselokalen nicht geraucht wird, das sieht jeder ein. Aber für Barbetriebe wie den meinen fand ich die Regelung von getrennten Raucher- und Nichtraucherräumen eine gute Lösung. Ich verstehe nicht ganz, warum man da jetzt so radikal ist. Keiner wird das Rauchen aufhören, weil in den Lokalen nicht mehr geraucht werden darf.“

Der Latino-Chef möchte zwar auf der Terrasse ein Plätzchen für Raucher einrichten, befürchtet aber Probleme mit den Anrainern, sollten seine Gäste vor dem Lokal auf der Straße rauchen. „Vom Konsumverhalten her sind Raucher auch anders. Ich rechne daher schon auch mit Umsatzeinbußen“, sagt Hoheneder.

Rauchen im Gastgarten

In der Konditorei Poissl schräg gegenüber sieht man dem Rauchverbot in der Gastronomie gelassen entgegen. „Das wird keine besondere Tragödie werden, solange für alle das Gleiche gilt und es keine Ausnahmen oder sonstigen Schlupflöcher gibt“, ist sich Konditormeister Clemens Poissl sicher.

„Natürlich sind unsere rauchenden Gäste nicht glücklich über das neue Gesetz, aber ich hoffe, dass es akzeptiert wird und alle Raucher wiederkommen. Im Gastgarten darf ja weiterhin geraucht werden.“

Bockauwirtin Sabine Larndorfer begrüßt das generelle Rauchverbot in der Gastronomie: „Unser Gasthaus ist an den Sams- und Sonntagen schon seit gut zwei Monaten rauchfrei und das funktioniert tadellos. Das ist für die Gäste, aber auch für uns und unsere Angestellten angenehmer.“

Allerdings räumt die Wirtin ein, dass die Sache am Abend mit den Bar- und Stammtischgästen anders aussehe. „Aber ich glaube nicht, dass uns die Raucher deswegen wegbleiben werden.“

„Endlich rauchfrei“

Das Café-Pub Treff 16 ist direkt im Ort Schönau der letzte verbliebene Gastronomiebetrieb. Seit 2005 betreibt Melanie Schmalzer das Lokal, in dem bis vor wenigen Wochen Raucher ihrem Laster frönen durften.

„Durch die Größe waren wir bis vor Kurzem ein reines Raucherlokal. Mir ist aber immer öfter aufgefallen, dass nichtrauchende Gäste noch in der Tür wieder umgedreht haben. Seit Schulbeginn sind wir endlich rauchfrei“, sagt die Wirtin. „Es reicht aber nicht, bloß die Aschenbecher wegzuräumen. Wir haben wochenlang renoviert, alles durchgeputzt, die Sitzmöbel neu tapeziert und die Wände frisch gestrichen, um den Geruch zu entfernen“, freut sich Schmalzer – selbst seit Kurzem Nichtraucherin – über den „heiß ersehnten“ Neustart.

„Natürlich haben wir anfangs befürchtet, dass die jahrelangen rauchenden Stammgäste uns die Umstellung übel nehmen. Aber sie kommen nach wie vor in das Treff 16, das freut uns sehr.“

Ab 1. Mai 2018 sollten gemäß der Novelle des Tabakgesetzes alle Gastronomiebetriebe Rauchfreiheit gewährleisten. Am 22. März 2018 beschloss der Nationalrat jedoch die Rücknahme des geplanten Rauchverbots. Obwohl das Nichtraucher-Volksbegehren im Oktober 2018 insgesamt 881.569 Unterschriften erreichte, lehnte die damalige ÖVP/FPÖ-Bundesregierung eine verbindliche Volksabstimmung ab. Nach der Ibiza-Affäre wurde die Regierung aufgelöst, was den Weg für eine neue Abstimmung zur alten Gesetzesvorlage öffnete. Bei der erneuten Abstimmung sprach sich nur mehr die FPÖ gegen die Einführung des Nichtraucherschutzes aus. Das Rauchverbot gilt ab 1. November in allen Räumlichkeiten der Gastronomie, in denen Getränke oder Speisen verabreicht werden. Ausgenommen sind Freiflächen, z. B. Gastgärten und Terrassen.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden

Antworten
Kratos
Kratos
03.03.2020 18:28

Rauchverbot auch auf Restaurant/Caféterrasse

Es wäre auch ein Rauchverbot notwendig auf jeder Restaurant und Caféterrasse!....warum?? Aus einem ganz einfachen Grund und zwar "Wie komme ich als Nichtraucher dazu, dass ich mir den Dreck den sich ein Raucher in seine Lungen reinzieht und dann wieder ausatmet einatmen muss??", "Wie komme ich dazu, dass ich mir von einem Raucher das Essen oder den Kaffee verderben lassen muss, oder im Sommer vielleicht bei der Hitze in's Lokal gehen müsste!!??". Und es ist auch nicht so, dass ein Wirt sich das aussuchen soll ob in seinem Lokal sich das selber aussuchen soll ob geraucht wird oder nicht; es geht um die Gesundheit derer die sich mit diesem Mist nicht krankmachen wollen und auch um Kinder die auf diesen Terrassen dieser Einrichtungen sind! Es gibt jedes Jahr in Österreich 14.000 Raucher die sich von dem Planeten verabschieden! Wenn sich jemand damit ein Raucher krankmachen will ist es seine Sache, aber nicht in Einrichtungen wo sich auch Nichtraucher und Kinder aufhalten. Rauchen kann wer will, aber bitte in seinen eigenen vier Wänden. Es sollte auch nicht sein, dass die Arbeiter-Krankenkasse auf Grund dieser Tatsache, Behandlungen durch selbst gezüchtete Erkrankungen so ohne weiteres Bezahlt - Raucherprodukte gehören extrabesteuert. Wie kommt ein Mensch dazu der auf seine Gesundheit schaut, arbeiten geht seine Beiträge für solche Menschen einzahlt denen ihre Gesundheit wurscht ist? Raucher sollen durch ihren Konsum zusätzlich Steuern Zahlen, das ist Gerechtigkeit gegenüber jenen die versuchen Gesund zu leben.