S10 Umfahrung Rainbach: Wegen der Schmetterlinge fahren jetzt schon mal die Bagger auf
RAINBACH. Baustart für die sieben Kilometer lange S10 Verlängerung nach Norden (Freistadt Nord bis Rainbach Nord) ist zwar erst im Herbst 2023, aber schon jetzt fahren in Rainbach in der Kranklau die Bagger auf. Denn als erste ökologische Ausgleichsmaßnahme werden Grassoden samt Bodenleben an nahe gelegene Ersatzstandorte verlegt, um die streng geschützte Schmetterlingsart Ameisenbläuling zu „übersiedeln“.
Ein Jahr vor Baustart der S10 Mühlviertler Schnellstraße von Vierzehn bis Kerschbaum im Herbst 2023 setzt die Asfinag vor Ort den ersten konkreten Schritt im Projekt. Als sogenannte ökologische Ausgleichsmaßnahme wird eine Grassodenverpflanzung durchgeführt. Dabei werden Lebensräume (Wiesenoberflächen und Erdreich) der streng geschützten Schmetterlingsart Ameisenbläuling, die sich an der künftigen S10-Trasse befinden, an nahe gelegene Ersatzstandorte verlegt.
Überdimensionale Ausstechformen
Die Verlegung der Grassoden erfolgt in Rainbach durch eine Spezialanfertigung. Die gut 30 Zentimeter dicken Soden werden nach der Entnahme mit speziell angefertigten „Ausstechformen“, die man sich als überdimensionalen Keksausstecher vorstellen kann, auf einen Hänger verladen und so zu den Zielflächen transportiert. Dort werden sie von der Ausstechform direkt passgenau in die vorbereiteten Vertiefung gelegt.
„Bei dieser Methode wird das gesamte Bodenleben mit übertragen, im konkreten Fall die Ameisenpopulation sowie Wiesenknopf-Pflanzen, die der Ameisenbläuling zur Fortpflanzung benötigt“, heißt es vom Asfinag-Projektteam.
25 Hektar Fläche werden für den S10-Weiterbau versiegelt
„Beim Streckenneubau der Asfinag fließt bis zu ein Drittel der Investitionen in Umwelt- und Anrainerschutz sowie in neue grüne Lebensräume. Mit sogenannten Ausgleichsflächen kompensieren wir Eingriffe in die Natur“, sagt Alexander Walcher, Geschäftsführer der Asfinag Bau Management GmbH. So werden für den sieben Kilometer langen S10-Abschnitt Freistadt Nord-Rainbach Nord 25 Hektar an Flächen versiegelt, aber auch 53 Hektar ökologische Ausgleichsflächen geschaffen. „Diese Flächen können auch in Zukunft nicht anderweitig genutzt oder bebaut werden, sind also für die Natur gesichert“, unterstreicht Walcher.
Neben der Sodenverpflanzung sind viele weitere Projekte bereits vor Baubeginn umzusetzen. Dazu zählen beispielsweise Biotopversetzungen, neue Habitate für Reptilien und Amphibien, oder das Aufhängen von 150 Fledermauskästen.
„Umweltverträglichkeit der Schnellstraße sicher stellen“
Rainbachs Bürgermeister Günter Lorenz freut sich: „Seit der ersten Trassen-Präsentation 2013 gab es einige Hochs und Tiefs. Nach jahrelanger Planungsphase kommen wir in die Umsetzungs- und Bauphase. Wie professionell und nachhaltig die Asfinag Straßenbauprojekte realisiert, zeigt sich an der Vielzahl von Naturschutzmaßnahmen, die hier umgesetzt werden. Es ist überaus wichtig, die Umweltverträglichkeit dieser Schnellstraße sicher zu stellen.“
Ortszentrum Rainbach: 19.400 Autos ohne S10, 1.500 Autos mit S10
Der Baustart der sieben Kilometer langen West-Umfahrung von Rainbach ist für September 2023, die Verkehrsfreigabe im Jahr 2027 geplant. Die Trasse umfährt ab der Anschlussstelle Freistadt Nord die Ortschaften Vierzehn und Rainbach und mündet dann in die bestehende B 310. Die Umfahrung entlastet das Ortszentrum von Rainbach deutlich vom Verkehr und bringt mehr Verkehrssicherheit.
Ohne S10 Nord würden im Jahr 2035 zum Beispiel täglich rund 19.400 Autos durch das Ortszentrum von Rainbach fahren. Mit S10 Nord werden es weniger als 1.500 pro Tag sein. Dies entspricht einer Verringerung des Verkehrs um 92 Prozent. „Der Verkehr, der aktuell täglich durch Rainbach rollt, ist eine enorme Belastung für den Ort. Außerdem werden wir von dem Verkehr bei der Ortsplatzgestaltung stark gebremst“, kann Bürgermeister Lorenz die Entlastung des Ortskerns durch die S10 kaum erwarten.
2031 von Linz bis Budweis auf der Schnellstraße
„Schon jetzt planen wir die Weiterführung der Trasse bis zur Staatsgrenze nach Wullowitz“, sagt Asfinag-Projektleiter Leopold Lechner. 2028 soll mit dem Bau der letzten Etappe von Kerschbaum bis Wullowitz begonnen werden, 2031 der Lückenschluss an der Grenze - Tschechien baut bereits an der D3 bis zur Staatsgrenze - erfolgen. Somit sollte es 2031 möglich sein, von Linz nach Budweis bzw. umgekehrt durchgehend auf der Schnellstraße zu fahren.
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