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Hallstätter Gletscher verliert sein ewiges Eis in immer schnellerem Tempo

Emma Salveter, 07.10.2022 07:30

BEZIRK GMUNDEN. Der Hallstätter Gletscher am Dachstein hat in diesem Jahr so viel Eis verloren, wie noch nie. „Wir müssen jetzt endlich in die Gänge kommen“, fordert Klima-Landesrat Stefan Kaineder.

Meteorologe Klaus Reingruber und Landesrat Stefan Kaineder präsentieren die Renderings des Hallstätter Gletschers von apptauen.at im Jahresvergleich (1856, 1981 und 2022) (Foto: Land OÖ)
photo_library Meteorologe Klaus Reingruber und Landesrat Stefan Kaineder präsentieren die Renderings des Hallstätter Gletschers von apptauen.at im Jahresvergleich (1856, 1981 und 2022) (Foto: Land OÖ)

Erst vor drei Monaten, Anfang Juli 2022, ereignete sich ein katastrophaler Gletschersturz am Berg Marmolata in den Dolomiten. Ein riesiger Eisblock löste sich vom Gletscher, erfasste mehrere Seilschaften und riss elf Bergsteiger mit in den Tod, acht weitere wurden teilweise schwer verletzt. Als Grund für dieses tragische und außergewöhnliche Ereignis nennen Expert/innen die extrem hohen Temperaturen (10 Grad Celsius auf über 3.000 m) und zu wenig Schneefall im Winter, wodurch dem Gletscher eine Schnee-Schutzschicht gegen die Sonne fehlte. Das Unglück ist also eine direkte Folge der Klimakrise. Der Blick auf andere Gletscher bestätigt leider, was wir in auch in Oberösterreich sehen. Beim größten Gletscher Österreichs, der Pasterze am Großglockner, ist jetzt dort, wo früher Eis war, ein See. Die markante Gletscherzunge wird in den nächsten zwei bis drei Jahren die Verbindung zum eigentlichen Gletscher verlieren und damit der größte Toteiskörper Österreichs sein. Alleine heuer sind an der Pasterze laut Schätzungen bis zu 15 Millionen Kubikmeter Eis geschmolzen.

Gletscherschmelze passiert seit vielen Jahren

Die Gletscherschmelze ist kein neues Phänomen, sie passiert bereits seit vielen Jahren. Durch die fortschreitende Klimakrise nimmt die Geschwindigkeit des Abschmelzens aber rapide zu. Durch die globale Erwärmung verlieren die Gletscher im Sommer viel mehr Masse, als sie im Winter dazu gewinnen. Global gesehen hat in den vergangenen 30 Jahren der Massenverlust der Gletscher deutlich zugenommen: Derzeit verlieren die Gletscher weltweit 335 Mrd. Tonnen Eis pro Jahr. Diese Schmelze trägt jährlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels um knapp einen Millimeter bei. Damit macht das geschmolzene Eis der Gletscher 25 bis 30 Prozent des aktuellen Anstiegs des globalen Meeresspiegels aus.

Seit 16 Jahren werden am oberösterreichischen Gletscher, den Hallstätter Gletscher, im vom Umwelt- und Klimaressort des Landes und der Energie AG kofinanzierten Projekt die Auswirkungen der Klimakrise erforscht. Ziel ist, mit einem engmaschigem Monitoringsystem, die Zunahme oder den Verlust des Gletschers in Abhängigkeit von der Witterung zu untersuchen. Das Forschungsprojekt liefert wichtige Informationen zum besseren Verständnis des Verhaltens der Gletscher in den Nordalpen. Der am Hohen Dachstein (2996 m) gelegene Hallstätter Gletscher ist mit einer Fläche von knapp 2,4 km² der größte Gletscher der nördlichen Kalkalpen. Seit dem Gletschervorstoß von 1850 haben die Gletscher der Dachsteinregion über die Hälfte an Fläche verloren. Hatte der Hallstätter Gletscher 1856 noch ein Volumen von 397,2 Millionen Kubikmetern Eis, kann man heute nur - mit rund 100 Mio. Kubikmeter Eis - von einem Viertel davon sprechen. Seit Beginn des Forschungsprojektes 2006 hat der Gletscher eine Fläche von 800 Tausend Quadratmetern oder vereinfacht 112 Fußballfelder verloren.

Klimakrise ist real: das „ewige Eis“ verschwindet so schnell wie noch nie

„Die Klimakrise ist real und sie kommt mit immer bedrohlicheren Schritten auf uns zu. Das ist auch Ergebnis unseres Forschungsprogrammes am Hallstätter Gletscher. Noch nie hat das „ewige Eis“ am Dachstein so viel an Masse verloren wie in diesem Jahr. Einmal mehr werden wir alarmiert und gewarnt, dass nur ein mutiger Klimaschutz und eine engagierte Energiewende unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Zukunft geben können“, gibt Umwelt und Klima-Landesrat Stefan Kaineder zu bedenken. „Wir müssen jetzt endlich in die Gänge kommen. Der Dachverband Erneuerbare Energien kritisiert heute zurecht, den stockenden Ausbau an Erneuerbaren. Der Dachverband sieht hier vor allem die Länder am Zug. Aber gerade Oberösterreich zieht eine große Bremsspur, wenn es um den Ausbau geht. Der Windkraft hat man hierzulande überhaupt gleich einen generellen Stopp verpasst. Wir brauchen hier schleunigst ein Umdenken und eine wirkungsvolle Klima- und Energiestrategie sowie einen Masterplan zur Umsetzung eines CO2-freien Oberösterreichs“, fordert Kaineder.

Sechs Prozent seines Volumens in nur einem Jahr verloren

Die vorläufige Auswertung der Eisschmelze an den einzelnen Messpunkten spiegelt die zu erwarten Tendenz wieder: das heurige Jahr war für den Hallstätter Gletscher das schlechteste seit Messbeginn. Die Auswirkungen der saisonalen Witterung im vergangenen Bilanzjahr sind dramatisch. Erstmals ist di Schneedecke des vergangenen Winters vollständig bis auf das Gipfelniveau von knapp 3000 Meter geschmolzen. Der Wintereinbruch der letzten Tage hat die Bilanz nicht mehr maßgeblich beeinflussen können. Ursachen des großen Eisverlustes sind eine unterdurchschnittliche Winterschneedecke, Saharastaub als dunkle Schicht auf der Schneeoberfläche, ausbleibende Schneefälle im Frühjahr/Frühsommer, sehr frühes Ausapern des Eises führte zu einem frühen Start der Ablation (Eisschmelze) und im Sommer anhaltend hohe Temperaturen, keine weiteren Schneefälle und Niederschläge ausschließlich als Regen bis in höhere Regionen.

Auswirkungen

Der Hallstätter Gletscher ist innerhalb weniger Monate signifikant kleiner geworden. Diese massiven Veränderungen betreffen die gesamte Gletscherfläche über alle Höhenstufen. Der Verlust an Eisdicke beträgt zumindest 2,5 Meter gemittelt über die gesamte Gletscherfläche; teilweise schmolzen gar über sechs Meter Eis. Erste Berechnung ergeben einen Verlust von -2900 mm Wasserwert: das Haushaltsjahr ist also das bisher negativste Haushaltsjahr am Hallstätter Gletscher (seit 2007). Das Eis der Gletscherzungen erscheint sehr dünn; unterhalb des Eissteins und auf der westlichen Zunge sind große Flächen eisfrei geworden. Am Übergang zum Schladminger Gletscher kommet es durch die Felsen zur Trennung der beiden Gletscher. Der Sommer 2022 hat ungewöhnlich viele Gletscherspalten zum Vorschein gebracht.


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