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Bad Goisern erinnert an das Ende des Zweiten Weltkriegs

Mag. Lisa-Maria Laserer, 06.05.2025 20:12

BAD GOISERN. Zum 80. Mal jährt sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Herrschaft in Europa. Auch Bad Goisern, wo am 7. Mai 1945 eine der letzten Kampfhandlungen des Krieges stattfand, widmet sich in einer Gedenkveranstaltung diesem Ereignis. Im Kurpark wird der „Stein des Anstoßes“ eingeweiht, zudem wird in einem Vortrag die dramatische Endphase des Krieges in der Region beleuchtet.

  1 / 3   Bürgermeister Leopold Schilcher vor dem "Stein des Anstoßes", wo die Gedenktafel montiert wird. (Foto: Besendorfer)

In Bad Goisern ereignete sich vermutlich eine der letzten Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges. Am Montag, 7. Mai 1945, griffen amerikanische Tiefflieger eine auf der Straße von St. Agatha Richtung Pötschenpass stehende Wehrmachtskolonne an. Die genaue Ursache des Angriffs ist nicht eindeutig geklärt. Entweder wurde aus der Kolonne auf die Flieger geschossen oder die Besatzungstruppen forderten die sofortige Räumung der Straße, die nicht erfolgte. Der Angriff führte zu erheblichen Zerstörungen. Die Gemeindechronik berichtet, dass zahlreiche Militärfahrzeuge in Brand gerieten und auch zivile Gebäude schwer beschädigt wurden. Der Wirtschaftsgebäudekomplex beim Agathawirt ging vollständig in Flammen auf. Neben mehreren Soldaten wurde auch eine ältere Frau tödlich verletzt. Pferde verendeten, Bäume entlang der Straße brannten und viele Häuser, darunter auch die Schule in St. Agatha, erlitten schwere Treffer. In den Chroniken der Gemeinde und der Schule wird das Ereignis als dramatische Zäsur geschildert. Insgesamt standen rund 700 Fahrzeuge auf der Strecke, etwa 300 davon brannten nach dem Angriff. Einzelne Bomben verursachten Erdrutsche und Schäden an der Infrastruktur. Die Bevölkerung von Goisern lebte in Angst vor weiteren Angriffen oder Vergeltungsmaßnahmen.

Die örtliche Feuerwehr konnte nicht eingreifen, da der andauernde Beschuss jede Löschaktion unmöglich machte. In der Folge wurde von den Besatzungstruppen angeordnet, die ausgebrannten Wracks von der Straße zu räumen. Laut Gendarmeriebericht dauerte es vier Wochen, bis die Straße wieder passierbar war.

Stein des Anstoßes

Zum Gedenken an die Opfer der NS-Zeit wird im Kurpark Bad Goisern der „Stein des Anstoßes“ samt Gedenktafel errichtet. Dieser Ort wurde bewusst gewählt: Der Kurpark entstand auf dem Areal der ehemaligen Goiserermühle, die 1938 von den Nationalsozialisten enteignet worden war. Der Stein soll an jene Goiserer erinnern, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft oder als sogenannte „Mischlinge“ verfolgt und enteignet wurden. Zu den betroffenen Familien zählen unter anderem die Familie Schenner, ehemalige Eigentümer der Goiserermühle, und die Familie Horowitz, der das Parksanatorium, heute Hanuschhof, genommen wurde. Der Gedenkstein soll einerseits an die damaligen Opfer erinnern, andererseits Mahnung sein und Anstoß zum Nachdenken bieten. Das Projekt ist langfristig angelegt: Weitere Tafeln sollen an weitere Opfergruppen erinnern, etwa an Goiserer mit Beeinträchtigungen, die im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet wurden. Vorschläge für zusätzliche Erinnerungsprojekte können beim Bürgermeister eingebracht und im Kulturausschuss behandelt werden.

Die Einweihung des „Stein des Anstoßes“ findet am Donnerstag, 8. Mai, um 17 Uhr im Kurpark Bad Goisern statt.

Vortrag über die letzten Kriegstage in Goisern

Am gleichen Abend um 19 Uhr wird im Festsaal Bad Goisern ein Vortrag von Michael Kurz stattfinden. Thema sind die letzten Kriegstage in Goisern. Kurz wird dabei insbesondere auf die Kampfhandlungen vom 7. Mai 1945 eingehen. Der Vortrag thematisiert diese Kampfhandlungen, die Rolle der österreichischen Freiheitsbewegung, die sich in den letzten Kriegstagen formierte, sowie die lokale Wahrnehmung und Verarbeitung dieser Ereignisse. Darüber hinaus referiert Kurz auch über die spätere Entdeckung von Kriegsrelikten. So wurde im Jahr 2019 bei Grabungsarbeiten in St. Agatha eine 150 Kilogramm schwere Bombe gefunden, die entschärft werden musste – ein direktes Relikt des Angriffs von 1945.

Letzter Flugzeugverlust in Europa über dem Traunsee

Im Vortrag wird auch ein Blick auf die Umgebung geworfen: Am 7. Mai 1945 verlor die US Air Force über dem Traunsee bei Ebensee das letzte Flugzeug in Europa. Der Pilot, Leutnant Henry G. Mohr, musste nach einem Fliegerunfall notwassern und wurde von Einheimischen gerettet. Das Wrack seiner P-47 Thunderbolt wurde Jahrzehnte später geborgen und restauriert.

Die Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, sich mit der bewegten Geschichte Bad Goiserns am Ende des Zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen. Sie sollen das Erinnern an die lokalen Opfer fördern und die historischen Zusammenhänge aufzeigen.


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