C3-Award erstmals vergeben: Fabian Kriechbaum unter den Preisträgern
GRIESKIRCHEN/PRAMBACHKIRCHEN. Erstmals zeichnete das centrum für internationale entwicklung in Wien herausragende Vorwissenschaftliche Arbeiten im Bereich Internationale Entwicklung mit dem C3-Award aus. Einer der drei Preisträger war Fabian Kriechbaum mit seiner Arbeit über die „Diskrepanz zwischen Vorstellung und Realität am Beispiel ausgewählter Pateneltern“.
Der 18-Jährige Grieskirchner kümmert sich seit vier Jahren ehrenamtlich um den Internetauftritt des österreichischen Entwicklungshilfe-Vereins Childrenplanet, dessen Ziel es ist, Kindern in Kambodscha eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die Finanzierung entsprechender Projekte (Schule, Ausbildung, Beruf etc.) geschah bis Ende Dezember 2015 vor allem in Form der Kinderpatenschaften. „In den Vereinssitzungen wurde immer wieder über Problemstellungen in der Umsetzung diskutiert. Das hat mich letztendlich zu meiner Arbeit inspiriert“, erzählt der ehemalige Schüler des Gymnasiums Dachsberg in Prambachkirchen.
Eine hervorstechende Schwierigkeit war etwa die zum Teil sehr hohe Erwartungshaltung mancher Pateneltern. „Für ihre Spenden wollten sie andauernd mit Berichten, Fotos oder Briefen ihres Patenkindes versorgt werden. Das professionelle Betreuen erforderte ein Arbeitspensum von mindestens zehn ehrenamtlichen Stunden pro Woche, die damit für wesentliche andere Projekte, wie das Unterrichten oder die Bereitstellung der Trinkwasserversorgung fehlten“, so Kriechbaum. Auch die Umstände unter denen die Kinder leben, waren nicht immer verständlich. „Natürlich ist man als Entwicklungshilfe-Verein froh über jede Patenschaft, schließlich ist sie eine wichtige finanzielle Säule, eine kontinuierliche Unterstützung. Manche Pateneltern haben sich aber überhaupt nicht für die Umstände in denen die Kinder leben interessiert. Es gab sogar Anfragen, ob sie ihr Patenkind im Urlaub schnell mal besuchen könnten. Die Region Stung Treng ist aber alles andere als eine Urlaubsregion. Zudem wäre es für das Kind nicht zu verstehen, warum es auf der anderen Seite der Welt jemanden gibt, der es besuchen möchte“, zählt der 18-Jährige auf: „In meinen Augen ist leider der Sinn des Spendens zum Teil verloren gegangen. Zu oft wird eine Spende mit einer Gegenleistung verbunden.“
Mit Fragebögen und monatelangen Recherchen ist der Grieskirchner all diesen Problemstellungen auf den Grund gegangen. Unter anderem dank seiner gewonnenen Erkenntnisse hat Childrenplanet mit Jahreswechsel sein Kinder- auf ein Klassenpatenschaftssystem reformiert. Waren es zur besten Zeit 200 Kinderpatenschaften, die gepflegt werden mussten, kann jetzt für eine von sechs Klassen gespendet werden. Einmal im Monat erhalten die Paten ausführliche Infos über die Klasse. „Leider gingen einige Pateneltern verloren, die meisten haben aber den Umstieg verstanden“, so Kriechbaum.
„Die Vorteile der Umstellung für Spender, als auch für die Kinder in Kambodscha und Childrenplanet, können wir klar hervorheben“, betont Christian Gsöllradl-Samhaber. Die Klassenpatenschaften bieten den Paten nicht mehr nur die Patenschaft stellvertretend für ein Kind, sondern für eine ganze Klasse. So kann auch viel öfter über Neuigkeiten und Entwicklungsschritte einer ganzen Klasse informiert werden. Etwa über die schulischen Leistungen der Kinder, die individuellen Lebenswege, spezifische Schulprojekte, neue Unterrichtskonzepte und vieles mehr. Das Verfassen und Senden dieser Berichte wurde nun mit einmal pro Quartal festgelegt. Zusätzlich wird durch diese Reform auch die Arbeit der kambodschanischen Lehrkräfte erleichtert – diese können sich so wieder mehr auf den Unterricht konzentrieren – und die gesamte Administration der Patenschaftsbetreuung dadurch eklatant verbessert. Eine Reform, die viel flexibler und langfristig erfolgsversprechender ist.
„Unsere Prämisse lautet auch, dass wir nicht nur die humanitäre Projektarbeit laufend kritisch beäugen, sondern auch die Spendensysteme kritisch hinterfragen und nach Angemessenheit reformieren. Wir freuen uns darauf, so neue Klassenpaten auch aus dem Bezirk Eferding und Grieskirchen, die wir für unseren humanitären Einsatz dringend benötigen, gewinnen zu können“, so Gsöllradl-Samhaber abschließend.
Weitere Infos
Klassenpatenschaften sind ab 10 Euro pro Monat möglich. Weitere Infos unter www.childrenplanet.at/pate-werden Fragen gerne auch an info@childrenplanet.at
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