Geplanter Handymast in Peuerbach: Gegner gehen auf die Barrikaden
PEUERBACH. Für Diskussionsstoff sorgt ein geplanter Handymast in der Stadtgemeinde Peuerbach. Ein Gruppe aus Anrainern und Kritiker hat sich gegen den Mast formiert und will diesen mit aller Kraft verhindern solange die Bevölkerung nicht ausreichend informiert werde und die gesundheitlichen Auswirkungen des Handymast nicht geklärt seien.
Mehr als 50 Zuschauer waren zur Gemeinderatssitzung am 5. März 2020 gekommen. So viele waren es in der 18-jährigen Amtszeit von Bürgermeister Wolfgang Oberlehner (ÖVP) noch nie. Alle warteten gespannt auf den Tagesordnungspunkt, an dem über die Flächenumwidmung für den geplanten Handmast in der Ortschaft Bruck abgestimmt werden sollte. Eine Entscheidung gab es an diesem Tag nicht, die Abstimmung wurde vertagt - auf die nächste Sitzung am 2. Juli. Im Gemeinderat war man sich einig, dass man bis zur Entscheidung die Peuerbacher Bürger bestmöglich über das Thema informieren wolle, ein Infoabend mit unabhängigen Experten zum Thema Handstrahlung und 5G-Netz solle es geben. Doch dazwischen kam die Corona-Krise. Nun naht der Sitzungstermin und die Zeit für einen ausführlichen Infoabend schwindet - dieser solle nun am 1. Juli stattfinden, nur einen Tag vor der geplanten Abstimmung im Gemeinderat. Auch wenn die Gemeinderatssitzung laut Bürgermeister Oberlehner nun doch auf 9. Juli verschoben wurde, damit genügend Zeit bleibe, verärgert der Umstand, dass durch die Corona Pandemie nicht alle Menschen an der Veranstaltung teilnehmen könnten, Gegner und Anrainer.
Krise missbraucht?
„Alleine der Gedanke, dass die Corona-Krise missbraucht wird, eine Veranstaltung durchzuziehen bei der nicht alle kommen können, macht uns wütend. Bei jetzigen Bedingungen sind maximal 250 Personen erlaubt“, meint Anrainerin Daniela Pointinger, die sich wie andere Anrainer und Handymast-Kritiker gegen das Projekt stemmt. Außerdem würde eine solche Veranstaltung in Corona-Zeiten bewusst ältere Personen oder Menschen mit gesundheitlichen Problemen ausgrenzen. Diese Bedenken entkräftigt Oberlehner, denn der Infotag werde so aufgebaut, dass es tagsüber Vorträge und Sprechstunden mit Experten geben werde und am Abend noch ein Vortrag mit Fragerunde geplant sei. Auch wird es die Möglichkeiten Fragen per Email einzusenden. „Ich denke mehr geht nicht mehr. Irgendwann müssen wir die Thematik abschließen. Die Situation wird die gleiche bleiben, ob wir das noch weiter verschieben oder nicht“, meint der Ortschef.
Aktionen geplant
Die Gegner erstellen aktuell eine Namensliste, wo sich Peuerbacher mit Name und Postleitzahl per Mail an glasfaser.statt.handymast@gmx.at eintragen können, die gerne zur Veranstaltung kommen würden. So will man sehen wie groß das Interesse an der Thematik ist. Außerdem wird eine Plakataktion organisiert und eine Online-Petition gestartet. Bereits im Vorfeld sammelte man 260 Unterschriften gegen den Mast. Für die Gegner ist klar: Erst nachdem die Bevölkerung ausreichend und objektiv informiert wurde, könne der Gemeinderat darüber abstimmen. Den Infotag am 1. Juli bezeichnen die Kritiker als „Alibiveranstaltung“.
Zu wenig Informationen
„Warum kann man nicht einfach abwarten, bis diese Gesundheitskrise vorbei ist, damit man alle Leute vernünftig aufklären kann“, lautet der Tenor der Handymast-Gegner. Auch Anrainer Richard Huber meint: „Es wäre ja nicht so dringend, wir in Peuerbach brauchen doch nicht Vorreiter sein. Mehrere Kommunen entscheiden sich schon jetzt aus gesundheitlichen Gründen für 5G freies Gemeindegebiet. Der gesamte Gemeinderat in Peuerbach sollte sich genauer mit der Materie befassen um dann objektiv die Für und Wieder abzuwägen und nicht schnell und leichtfertig zu entscheiden“.
Kritik von Bürgerliste
Kritik über die Vorgehensweise kommt auch von der Bürgerliste Gemeinsame Zukunft Bruck-Waasen/Peuerbach mit Gerhard Wallner: „Mich schockiert, dass wir in der tiefsten Corona-Krise ins Gemeindeamt zitiert wurden um über den Handymast zu sprechen. Auf Druck unsererseits wurde die Abstimmung im Gemeinderat um eine Woche verschoben. Wir finden auch, in Zeiten von Corona gibt es wichtigere Dinge als einen Handymast. Wir sind mit der Art der Infoveranstaltung einverstanden aber nicht mit dem Termin“, stellt Wallner klar.
Nicht gegen Fortschritt
Man sei nicht gegen den technischen Fortschritt aber „solange die gesundheitlichen Bedenken von 5G nicht geklärt sind, solle hier kein Mast hinkommen“, so Anrainerin Sandra Steinbock. Oberlehner erklärt, dass die Entscheidung beim Gemeindrat liege und es daher wichtig ist, dass dieser gut informiert sei.
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