Thomas Scheuringer aus Neukirchen ist den Vorfahren auf der Spur
NEUKIRCHEN. Thomas Scheuringer ist hauptberuflicher Genealoge, ein Ahnen- und Heimatforscher. Mit Tips sprach er über die Faszination in seiner Arbeit und gibt Tipps, wie man selbst forschen kann.
Seine Ahnen zu erforschen, die Besitznachfolge am eigenen Hof festzuhalten oder die Geschichte des Vereines oder der Gemeinde aufzuarbeiten – die Heimatforschung hat in den letzten Jahrzehnten immer mehr und auch immer jüngere Menschen fasziniert. Die Kurse, die dazu angeboten werden, haben regen Zulauf. Dort wird das Hintergrundwissen und die Vorgehensweise gelehrt.
Thomas Scheuringer aus Neukirchen am Walde ist einer jener Referenten, der das nötige Handwerkszeug dafür mitgibt. Die „Genealogie“, so der Fachausdruck für die Ahnenforschung, ist vor fast 12 Jahren sogar zu seinem Beruf geworden.
Qualifikation selbst erarbeitet
Es ist ein Beruf, für den es aber keine Ausbildung gibt. Auch hauptberufliche Kollegen hat Scheuringer nicht viele. Der Verband der deutschsprachigen Berufsgenealogen, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist, zählt gerade einmal 23 Mitglieder. In Österreich sind es zwei.
Der 57-Jährige hat sich schon in der Hauptschulzeit für seine eigenen Ahnen interessiert. Sein Großvater hat ihm die Kurrentschrift gelehrt und er hat in alten Matriken in den Pfarrämtern zu forschen begonnen. Das hat sich zu seinem großen Hobby entwickelt, für Bekannte hat er immer wieder Forschungen betrieben.
Seit 25 Jahren gibt er sein umfangreiches Wissen, das er sich über die Jahre selbst erarbeitet hat, auch in Kursen weiter. Die Akademie der Volkskultur Oberösterreich ist vor fast 25 Jahren unter anderem mit den Heimatforscher-Lehrgängen entstanden. Von Anfang an unterrichtet Scheuringer dort.
Besonders fasziniert ihn die Kurrentschrift, so sehr, dass er seit seiner Jugend mit der Hand fast nur mehr in Kurrent schreibt. In Kursen lehrt er auch das Lesen und Schreiben dieser Schrift, die bis Anfang des 20. Jahrhunderts üblich war.
Vom Hobby zum Beruf
Hauptberuflich hat es den Neukirchner aber nach der Matura an der Handelsakademie zunächst in die EDV-Branche verschlagen. 30 Jahre lang war er als Projekt- und Servicemanager im IT-Bereich tätig.
2013 hat er sich entschlossen, hauptberuflich Genealoge zu werden (https://zeitmaschine-historien.at/). Seine Auftraggeber hat er von Wien bis in die Schweiz. Die Familiengeschichte, die Hofgeschichte, die Firmengeschichte oder die männliche Erblinie aufzuarbeiten, sind häufig die Anliegen seiner Kunden. Auch recht ungewöhnliche Aufträge sind da dabei, wie Scheuringer erzählt. „Wo die Reise hingeht, weiß man oft nicht so genau – aber die Hoffnung, adelige Vorfahren zu haben, braucht man nicht zu haben“, meint er. Zum überwiegenden Teil hätten die Oberösterreicher nämlich Vorfahren im bäuerlichen oder in den Städten im bürgerlichen Umfeld, die meisten in den ehemaligen Kronländern von Österreich-Ungarn.
Transkriptionen aus dem Kurrent
Scheuringer macht aber auch noch andere historische Dienstleistungen, wie zum Beispiel Transkriptionen von alten Rechtsunterlagen aus dem Kurrent für Notare. Auch bei der Erstellung von Heimatbüchern (wie die vor einigen Jahren für Neumarkt und Kallham) wirkt er mit.
Beeindruckend ist seine private Bibliothek. Diese umfasst rund 20.000 Bände, davon sind alleine rund 1.500 Heimatbücher der verschiedensten Gemeinden.
In seiner Freizeit ist Scheuringer in verschiedenen Vereinen, Verbänden und in der Pfarre aktiv. Mit dem Verein „Kultur & Kunst“ zeigt er immer wieder alte Ansichten aus den Gemeinden Neukirchen und Eschenau.
Selbst forschen
Wie geht der Laie bei der Ahnenforschung vor, will die Tips noch wissen. Hier geben natürlich die Kurse das Rüstzeug mit. Als ersten Schritt empfiehlt Scheuringer, die Eltern und Großeltern zu befragen. Mit diesen Informationen lässt sich meist schon ein kleiner Stammbaum aufstellen.
Danach kann man in Tauf-, Heirats- und Sterbebüchern der Pfarren (bis 1939) weitersuchen. Diese Matriken sind heute alle digitalisiert und (außerhalb der Schutzfrist) online einsehbar. Das älteste Taufbuch Oberösterreichs ist übrigens aus Grieskirchen und reicht bis 1568 zurück.
Weitere gute Quellen sind die Dokumente der Grundherrschaften, die es bis 1848 gab. In den Städten und Märkten geben auch die alten Ratsprotokolle Interessantes zutage. Alte Zeitungsberichte oder Kriegsgräberdatenbanken sind ebenso Quellen, mit denen man arbeiten kann. Unerlässlich für diese Forschungen ist das Kurrentlesen.
Eine Chronik oder Stammbau erstellen
Im Schnitt kommt man bei den Ahnenforschungen bis Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. Wenn man alte Urbare, so hat man Besitzverzeichnisse genannt, findet, dann kann man auch noch zu Informationen aus dem Mittelalter kommen.
Die Forschungsergebnisse kann man sich dann als Stammbaum an die Wand hängen oder in einer Familienchronik festhalten.
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