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WAIZENKIRCHEN. Johannes Kutzenberger aus Waizenkirchen schuf als Abschlussprojekt des vierten Jahrgangs der HTBLA Hallstatt für Zupf- und Streichinstrumentenbau eine besondere Geige: Die Violino D’Acobra basiert auf einem Modell vom italienischen Geigenbauer Niccolò Amati aus dem 17. Jahrhundert. Zur Langen Nacht der Kirchen wurde das Instrument vom Wiener Philharmoniker Dominik Hellsberg in der Hofburgkapelle in Wien gespielt.

V. l.: Johann, Johannes und Gertrud Kutzenberger vor ihrer Kapelle (Foto: Josef Pointinger)
  1 / 3   V. l.: Johann, Johannes und Gertrud Kutzenberger vor ihrer Kapelle (Foto: Josef Pointinger)

Johannes Kutzenberger arbeitete zwei Monate lang mit höchster Konzentration an diesem Einzelstück, das den traditionellen Geigenbau bewusst verlässt – ohne seine Wurzeln zu verleugnen. Auch wenn das Instrument auf einem Modell von Amati basiert, ist es visuell und akustisch ein Kunstwerk für sich: Ein vergoldeter Innenboden, giftzahnartige Schalllöcher, die Einblick in das Innere geben, und ein geschnitzter Schlangenkopf mit Rubinaugen zieren das Instrument. „Der Schlangenkopf ist so konzipiert, dass er den Spieler direkt über das Griffbrett hinweg ansieht, und ein Blickkontakt entsteht – wie eine echte Kobra. Dieses Gefühl fährt durch Mark und Bein“, erklärt der Waizenkirchner Instrumentenbauschüler. Die Idee dazu stammt aus einer prägenden Kindheitserinnerung. Der Klang des Instruments sei warm, edel und kräftig, da es mit zusätzlichen Resonanzsaiten ausgestattet ist, welche das Instrument kirchenhall-ähnlich zum Schwingen bringen – ideal für Werke von Bach, Tartini und Telemann, die Hellsberg in der Hofburgkapelle aufführte. Publikum und Musiker zeigten sich gleichermaßen begeistert.

Das gesamte Projekt zur Entstehung des Instruments hat Kutzenberger in seiner Abschlussarbeit „Konzentrierte Kraft“, die es auch in Buchform gibt, dokumentiert. Der Waizenkirchner, der auch über Abschlüsse in Tischlereitechnik und Landwirtschaft verfügt, tritt nach seiner Prüfung eine Gesellenstelle bei Geigenbaumeister Übelhör in Linz an. Für seine Zukunft plant er eine eigene Werkstatt in Waizenkirchen.

Kapelle aus Dankbarkeit

Seine Eltern Johann und Gertrud Kutzenberger freuen sich besonders, dass er seinem Traum nun ein großes Stück nähergerückt ist, denn Johannes hatte keinen einfachen Start ins Leben. Er wurde mit einem schweren Geburtsfehler geboren, musste lange Zeit in der Kinderklinik bleiben und zweimal operiert werden. Als er drei Jahre später endlich über den Berg war, war die Dankbarkeit für seine Genesung so groß, dass sein Vater hinter dem Familienhof eine eigene Kapelle baute. „Wenn Johannes etwas macht, dann macht er es ganz genau. Und mit dem Instrumentenbau will er sich seinen Traum verwirklichen“, erzählt Johann Kutzenberger stolz.


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