"Platz für zwölf Apostel" hat Resi Grafinger auch heute noch
GSCHWANDT. Resi Grafinger war immer Wirtin „mit Leib und Seele“. Krankheitsbedingt musste sie ihr Gasthaus Anfang Jänner schließen – doch für ihre Stammgäste hat sie immer noch ein offenes Ohr.
„Eigentlich hätte ich ja schon mit 55 in Pension gehen können, aber ich hab meine Arbeit immer gern gemacht“, erzählt die 79-Jährige. 1975 übernahm sie den Familienbetrieb „Gasthaus Grafinger“– in den ersten Jahren als Pächterin ihrer Eltern, später als Eigentümerin. Vorbild war ihr dabei auch die Großmutter: „Ihr Motto war: Nicht Gewinn, sondern das Lob und die Zufriedenheit der Gäste sind das Ziel eines guten Wirtshauses. Ich hab sie zwar nicht mehr kennen lernen können, aber das hat mir immer gefallen.“ Auch Grafingers Rezepte, wie das beliebte Tellerfleisch, stammen zum Großteil aus der Familientradition.
„Wer die Resi kränkt, wird aufgehängt!“
Dass sie sich als Wirtin auch bei Gäste-Streitereien durchsetzen konnte, beweist ein Schild, das lange Zeit in der Gaststube hing – mit der augenzwinkernden Drohung “Wer die Resi kränkt, wird aufgehängt!“. „Leider ist das Schild gestohlen worden, das hätte ich mir gern mitgenommen“, erzählt die Gschwandtnerin.
Mangels Nachfolger schloss Resi Grafinger nun auf Anraten der Ärzte den Gasthof und zog in ein Haus um. Dass viele der früheren Stammgäste auch heute noch gern auf einen privaten Ratscher bei „ihrer“ Resi vorbeischauen, freut sie sehr: „Ich hab immer gern Leute um mich. Aber mein Wohnzimmer ist keine Wirtsstube, da hab ich nur Platz für zwölf Apostel“, so die 79-Jährige.
Wunsch: „Gasthaus Grafinger“ soll wieder ein Wirtshaus werden
Ein Anliegen ist ihr jedoch, den bis ins Jahr 1570 zurückreichenden „Wirt in Gschwandt“ – so der Hausname der Gastwirtschaft – wieder mit Leben zu erwecken: „Ich bin sehr interessiert, dass das wieder ein Wirtshaus wird.“ Gespräche mit Gemeinde und Pfarre laufen. Und sie hofft auch auf junge Menschen mit Interesse fürs Gastgewerbe: „Das ist ein Beruf fürs Leben, der einem wirklich etwas gibt! Und damit könnte man auch dem Wirtesterben ein Schnippchen schlagen.“
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