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Karl Kern: Ruheloser Fotografenmeister im Ruhestand

Mag. Claudia Greindl, 21.12.2016 16:48

KALTENBERG. Als Profi hinter der Linse, aber auch als kritischer Geist und Querdenker ist Karl Kern weitum bekannt. Seit Kurzem ist er, einer der letzten Fotografenmeister im Bezirk, im Ruhestand.

Fast schon legendär hinter der Kamera: Fotografenmeister Karl Kern. „Ich habe immer versucht, ein Stück unserer wunderbaren Natur im Bild mit einzufangen.“ Foto: privat

Mit Leidenschaft hat Karl Kern seinen Beruf, der auch seine Berufung ist und war, ausgeübt. Dabei war sein Werdegang beileibe kein direkter und einfacher. „Wir waren fünf Kinder, meine Schwester hat studiert, da war für eine weitere teure Ausbildung kein Geld da“, erinnert sich der Kaltenberger. Also lernte Karl Maurer und erwarb die Sprengbefugnis. Schon bald bekam er allerdings eine Fotokamera in die Hände – und sein Interesse war geweckt. Er wechselte den Arbeitsplatz, und neben seiner Tätigkeit in einem Fotolabor absolvierte er die Gesellen- und 1989 sogar die Meisterprüfung.

Ein eigenes Geschäft

Der Zuspruch an Kundschaft bestärkte den frischgebackenen Fotografenmeister, sich in seinem Heimatort selbstständig zu machen. „Schon 1992 bin ich aber mit meinem Geschäft nach Unterweißenbach übersiedelt – es war nicht zuletzt durch die Nachbarschaft mit der Firma Kolm ein guter Boden für mich“, erinnert sich Kern an viele Brautpaare, die nach dem Kauf von Brautkleid und Hochzeitsanzug auch gleich in sein Geschäft kamen, um einen Termin für Hochzeitsfotos auszumachen. „Dafür sowie für Bilder von Schul- und Kindergartenkindern, die ich besonders gerne gemacht haben, bin ich bis zu 50 Kilometer im Umkreis von Unterweißenbach unterwegs gewesen“, blickt der Jung-Pensionist zurück.

Den Tränen oft nahe

Zu seinen rührendsten Erlebnissen zählte dabei die Hochzeit einer Pädagogin in der Ortschaft Hackstock. „Die Kinder haben der Braut ein von ihnen allein gemachtes Geschenk überreicht, da sind mir fast die Tränen gekommen.“ Einer der traurigsten Momente seiner Fotografen-Karriere war jener, als ein Vater in sein Geschäft kam, um dort abgespeicherte Fotos seiner tödlich verunglückten Kinder für die Totenbildchen abzuholen.

„Alles in allem bereue ich aber keinen Tag, Fotografenmeister geworden zu sein – das war der richtige Weg“, sagt Kern, der insgesamt vier Lehrlinge ausgebildet hat. Bekannt war er auch stets als kritischer Geist, der vor allem die Freigabe des Fotografen-Gewerbes bedauerte. „Jeder, der auf den Auslöser drücken kann, darf sich Fotograf nennen – der Qualitätsverlust, den die Branche dabei erlitten hat, ist beträchtlich“; hält er auch im Ruhestand mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg.

Leidenschaft Blockhausbau

Schon vor einiger Zeit hat Kern sein Fotografen-Geschäft in Unterweißenbach geschlossen und sein Gewerbe in seinem neu errichteten Blockhaus in der Kaltenberger Ortschaft Ebenort ausgeübt. „Mein Pensionshäuschen ist nach dem Beruf jetzt meine neue Leidenschaft, ich greife gerne zum Werkzeug und arbeite daran, es zu gestalten und noch gemütlicher zu machen.“ Dafür hat er auch eine andere Passion, nämlich das Bereisen ferner Länder, zurückgestellt.

Ganz abhanden kommen wird Karl Kern der Region als Fotograf übrigens nicht: „Ab 2017 bin ich im Rahmen eines Kleingewerbebetriebes für meine Stammkundschaften im Einsatz.“


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