Ein in Nußbach seit über 100 Jahren streng gehütetes Rezept
NUSSBACH. Die Gemeinde Nußbach ist über die Grenzen hinaus bekannt für ein Original, das dieses Wort sogar in seinem Namen trägt: der „Original Nussbacher Nussgeist“. Was dieses Getränk so besonders macht, hat Tips herausgefunden.
Beim Betreten des Verkaufsraumes von Familie Neubauer in Nußbach strömt den Besuchern ein süßlich-würziger Duft entgegen. So einzigartig wie sein Duft ist auch der Geschmack des Nussgeistes – verantwortlich dafür ist eine geheime Rezeptur, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Überlieferte Rezeptur
In Nußbach hat der Nussgeist eine lange Tradition. Seit 1899 wird die Rezeptur für die Gewürzmischung überliefert. Damals brachte sie Johann Höfinger mit, der in der Kremstalgemeinde ein Kaufhaus eröffnete. Seine Frau Theresia gab die Rezeptur an ihre Tochter Leopoldine Deinhofer weiter, die sie wiederum Margarete Löberbauer (geborene Deinhofer) gab. Sie war die letzte Inhaberin des Geschäftes und von ihr erhielt Christa Neubauer 2001 das Rezept, das nun ihr Sohn Armin hütet. Der 31-Jährige hat heuer den Betrieb seiner Mutter übernommen. Die Rezeptur für das Original Nussbacher Nussgeistgewürz hat nur Familie Neubauer.
Zigtausende Gewürz-Sackerl
Zigtausende mit dem besonderen Gewürz händisch abgefüllte Sackerl verlassen pro Jahr die AMA Genuss Region Manufaktur in Nußbach. Das meiste Gewürz wird in der Hauptsaison im Juni und Juli verkauft.
Rund 1.000 Liter pro Jahr
Familie Neubauer setzt auch rund 1.000 Liter Nussgeist pro Jahr an. Die Walnüsse wachsen auf den eigenen rund 30 Nussbäumen. Die beste Zeit der Ernte der grünen Nüsse ist rund um die Sommersonnenwende. Man kann den Nussgeist aber auch im Herbst mit Walnusskernen ansetzen. Dann wird er nicht so dunkel, ist weniger ölig und enthält keine Bitterstoffe.
Schnaps, Nüsse und Gewürz
Für den Nussgeist nimmt man Korn oder Obstler, wobei „er mit Korn neutraler schmeckt, beim Obstler kommt der Obstgeschmack durch“, erklärt Christa Neubauer. In den Schnaps kommen vier bis fünf halbierte grüne Walnüsse pro Liter sowie das Original Nussbacher Nussgeistgewürz. Die 58-Jährige lässt den Nussgeist in einem Glas zugedeckt an einem hellen, aber nicht sonnigen Ort bei Zimmertemperatur fünf bis sechs Wochen stehen und rührt öfters um.
Varianten möglich
Wer es nicht so bitter mag, entfernt die Nüsse schon nach ein bis zwei Wochen. Je mehr Nüsse und je länger diese im Schnaps bleiben, umso bitterer der Geschmack. „Es gibt auch Varianten mit Whisky, Cognac oder Honig“, erzählt Armin Neubauer: „Und je älter der Nussgeist, desto besser ist er, weil er milder wird.“
Meistens wird der Nussgeist pur getrunken. „Schon unsere Vorfahren verwendeten den Nussgeist als bewährtes Hausmittel. Er wird gerne nach dem Essen getrunken, um die Verdauung anzuregen“, verrät Christa Neubauer. Experimentierfreudige mischen ihn mit Cappy oder Cola. Er ist auch statt Rum zum Kochen und Backen zu verwenden und der Tee schmeckt durch die Gewürze wie Punsch. Der „Original Nussbacher Nussgeist“ hat also einiges zu bieten und macht Nußbach nicht grundlos über die Grenzen hinaus bekannt.
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