Die Geschichte eines lebendigen Kulturerbes: Wie zwei Mollner Familien das Maultrommel-Erbe bewahren
MOLLN. Vor zehn Jahren wurde die Erzeugung der Mollner Maultrommel von der Österreichischen UNESCO-Kommission in das Verzeichnis des Immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen. Von ursprünglich mehr als 30 Meistern produzieren heute noch zwei Mollner Familienbetriebe das kleine Musikinstrument – und halten das jahrhundertealte Handwerk lebendig.
Ein Metallrahmen und eine Stahlzunge, nicht größer als eine Handfläche: Das genügt, um zwischen die Zähne gelegt einen wunderbaren Ton zu erzeugen. „Die Maultrommel ist ein ganz besonderes Musikinstrument – sowohl im Spiel als auch in der Herstellung“, erzählt Roland Bades. Das zeigt auch die Urkunde, die an der Werkstattwand des Mollners hängt: 2014 nahm die UNESCO die Erzeugung der Mollner Maultrommel in die Liste der Immateriellen Kulturerbe auf, das „Maultrommelspiel in Österreich“ zählt schon seit 2012 dazu.
Molln und die Maultrommel
„Wir waren damals zu dritt bei der Urkundenübergabe: Wir von der Maultrommelmanufaktur Wimmer-Bades, Familie Schwarz und Maultrommel Jofen“, erzählt Roland Bades, dessen Familienbetrieb neben der Firma Schwarz mittlerweile als Einziger noch Maultrommeln erzeugt. Ein vergleichsweise kleiner Überrest einer einst großen Handwerksgemeinschaft: Ursprünglich gab es mehr als 30 Meister in der Region, deren Geschichte bis in das 15. Jahrhundert zurück reicht. Zu Spitzenzeiten wurden in Molln jährlich an die zwei Millionen Maultrommeln erzeugt.
Die Riesen-Maultrommel von Familie Wimmer-Bades
Seit 1770 produziert die Manufaktur Wimmer-Bades das traditionsreiche Volksinstrument. Im Nebenerwerb produziert sie heute jährlich rund 30.000 bis 50.000 Stück. Spezialisiert hat sich Roland Bades auf handgeschmiedete Maultrommeln. „Vor mehr als 30 Jahren habe ich das Handwerk von meinem Schwiegervater Franz Wimmer erlernt. 1996 übergab er den Betrieb an seine Tochter, meine Frau Ilse. Mittlerweile ist auch unser Sohn Florian in der Maultrommelwerkstatt zugange“, erzählt er mit sichtlicher Freude, dass dieses traditionelle Handwerk über Generationen weitergegeben werden konnte. Diese Leidenschaft zum Handwerk zeigt sich auch außerhalb seiner Werkstatt: Vor der Hauseinfahrt ragt seit vergangenem Jahr eine rund sechs Meter lange und über fünf Meter breite, maßstabsgetreue Riesen-Maultrommel in die Höhe.
Manufaktur Schwarz als älteste Erzeugungsstätte
Noch weiter zurück reicht die Maultrommel-Verbundenheit von Familie Schwarz: Bereits 1679 begann sie mit der Maultrommelproduktion. Mittlerweile ist die Familie Schwarz der einzige hauptberufliche Hersteller. „Wir sind seit 13 Generationen mit Herzblut dabei, und auch für den Nachwuchs ist bereits gesorgt“, erzählt Karl Schwarz, der schon von klein auf in der Werkstatt mitgearbeitet hat. Heute werden jährlich rund 80.000 bis 100.000 Schwarz-Maultrommeln produziert. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, dieses Handwerk weiterzuführen und an die nächsten Generationen weiterzugeben“, so Schwarz.
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