Von Kremsmünster nach Athen und zurück: 70 Jahre Verbundenheit mit dem Stiftsgymnasium und eine wichtige Botschaft
KREMSMÜNSTER. Eine ganz besondere Verbundenheit mit dem Stiftsgymnasium Kremsmünster war bei der Feier der runden Maturajubiläen zu erleben: Neben den Jahrgängen 2000, 1995 und 1990 hatten es sich auch acht Jubilare des Maturajahrgangs 1955 nicht nehmen lassen, zu diesem Anlass an ihre alte Schule zurückzukehren. Einer davon, Architekt Joseph Tupay-Isertingen, war sogar mit Gattin und Tochter extra aus Athen angereist.
Im Gespräch mit Direktor Klemens Keplinger erzählte Joseph Tupay-Isertingen: „ber Empfehlung einer Familienangehörigen, die Direktorin des Sacre-Coeur Graz war, bin ich nach Kremsmünster ins Konvikt gekommen und absolvierte hier die Oberstufe des Gymnasiums. Mich faszinierten von Anfang an die künstlerischen Fächer, da meine Begabungen ganz klar in diesem Bereich lagen. So maturierte ich schließlich auch in Kunst, Griechisch und Mathematik.“
Wie er den Unterricht damals erlebte? „Unsere Lehrer waren streng, aber die Begeisterung für ihr Fach sprang immer wieder über, auch wenn die Lehrmittel damals bescheiden waren. So wurden für unseren Griechisch-Professor beispielsweise das Geodreieck und das Lineal – eigentlich zum Zeichnen auf der Tafel gedacht – zu Schild und Schwert des Achill, in dessen Rolle er schlüpfte und plötzlich vom Katheder heruntersprang, um uns den Kampf um Troja dramatisch zu veranschaulichen. Freiheiten außerhalb des Unterrichts gab es nur wenige – kein Vergleich zu den zahlreichen Angeboten für die heutigen Schülerinnen und Schüler des Stiftsgymnasiums. Die Projekte, Exkursionen oder Gesprächsrunden mit interessanten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur, von denen uns der Herr Direktor berichtet hat, haben mich sehr beeindruckt.“
Auf die Frage, welchen Weg er nach der Matura in Kremsmünster eingeschlagen habe, antwortete Joseph Tupay: „Während meines Studiums habe ich meine Frau, die Griechin ist, kennengelernt und bin dann mit ihr nach Athen gezogen. Zuerst arbeitete ich für die Amerikaner und baute Flughäfen im arabischen Raum. Später machte ich mich mit einem eigenen Architekturbüro selbständig.“
Und was hat ihn bewogen, die weite Reise nun extra für diesen Anlass auf sich zu nehmen? „Ich bin heute zum zweiten Mal seit meiner eigenen Matura wieder in Kremsmünster und weiß nicht, ob ich beim nächsten runden Maturajubiläum nochmals dazu in der Lage sein werde. Nach vielen Jahren war es mir ein ehrliches Anliegen, danke zu sagen für all das, was ich von Kremsmünster mitbekommen habe, und für mein Leben mitnehmen durfte. Es war schön, meinen Klassenkameraden wieder zu begegnen, und es hat mich sehr beeindruckt zu sehen, wie lebendig und offen die Schule heute ist.“
Was möchte er den jungen Menschen von heute mitgeben? „Kooperation und ein respektvolles Miteinander sind der Schlüssel für eine gute Zukunft. Eine Welt, in der jedes Individuum nur danach strebt, am stärksten, besten, mächtigsten zu sein, schürt Aggression, Misstrauen, Spaltung – das ist kein lebenswerter Ort.“
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