LINZ. Der Geruch von Sägespänen, glitzernde Kinderaugen, Damen in aufwändigen Kostümen, Pferde und Clowns. Wer träumt nicht von der Zirkuswelt. Tips hat einen Artisten des Cirkus Knie – der noch bis 6. April in Linz gastiert – getroffen, um zu erfahren, welche Besonderheiten das Leben im Zirkus mit sich bringt.
In den Adern von Arce Marin Luis Alejandro fließt Zirkusblut. Kein Wunder, denn auch sein Onkel ist dem Leben unter dem Zirkusdach verfallen. Und so trainiert der aus Kolumbien stammende Artist zwei Mal am Tag, um den Besuchern am Abend am Hochseil gemeinsam mit drei anderen Akrobaten eine wagemutige Übung zeigen zu können. Dass das Arbeiten in schwindelerregender Höhe nicht ungefährlich ist, zeigte sich erst kürzlich: Alejandro stürzte während einer Vorstellung ab und musste im Krankenhaus versorgt werden. Schon nach wenigen Tagen wagte sich der 27-Jährige aber schon wieder auf das Seil. „Es kann immer etwas passieren, aber Angst wäre ein ganz schlechter Partner. Daher muss man sofort wieder beginnen zu arbeiten“, erklärt Alejandro. Eine andere Arbeit könnte sich der Vater von zwei Kindern nicht mehr vorstellen: „Ich habe einmal meine Zirkuskarriere unterbrochen und in einer Fabrik gearbeitet. Doch wenn man einmal Zirkusluft geschnuppert hat, ist man dem Metier für immer verfallen.“ Dass Artisten sich kein anderes Leben vorstellen können hat viele Gründe. Alejandro: „Man ist wie eine große Familie, erlebt Schönes und Trauriges gemeinsam und hilft sich bei Schwierigkeiten und Problemen.“ Und auch das „Vagabundenleben“ hat für ihn mehr Reize, als Nachteile: „Man lernt viele neue Länder, Städte und Menschen kennen. Einmal hat man – wenn man aus dem Wohnwagen sieht – einen Fluss vor sich, einmal einen Berg und das nächste Mal vielleicht eine alte Burg.“ So bereist die Mannschaft des Cirkus Knie halb Europa, um dem Publikum Spektakuläres, Heiteres und Schönes zu bieten. Und auf diesen Reisen immer dabei, die Kinder der Artisten, die ebenso kein alltägliches Leben führen. So beschäftigt der Cirkus Knie einen Lehrer, der einen flexiblen Unterricht gestalten muss. Ist etwa Montag Anreisetag, entfallen an diesem Tag die Schulstunden, dafür muss auch einmal am Samstag Deutsch und Mathematik gelernt werden. Dass die schulpflichtigen Kinder in keine regulären Schulen gehen, hat einen praktischen Grund. „Wir sind nicht lange in einer Stadt und so kämen die Kinder immer wieder in eine neue Schule. Und in der einen Woche würde im Unterricht wohl nur über das Leben im Zirkus gesprochen und nicht gelernt werden „, erzählt Alejandro.
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