LINZ. Am Dienstag gab Nestle bekannt, die Produktionsstätte in Linz bis zum Frühjahr 2018 zu schließen. 127 Arbeitskräfte sind davon betroffen. Die Gewerkschaft und die Politik verhandelt bereits einen Sozialplan.
Das Management informierte am Dienstag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fabrik am Europaplatz über die Schließungsabsicht. Im Jahr 1879 wurde das Linzer Werk eröffnet - und rund 6.000 Tonnen Lebensmittelprodukte pro Jahr hergestellt. Zuletzt kämpfte das Unternehmen mit Nachfrage- und Produktionsrückgängen, wie es heißt.
„Nestle-Chef Ulf Mark Schneider hat im Februar ein Sparprogramm von 500 Millionen Franken angekündigt. Anstatt bei Managergehältern und -boni zu sparen, sind die Arbeiterinnen und Arbeiter die Leidtragenden. Wir hoffen, dass Nestle bei der Abwicklung des Werks in Linz zumindest Fairness zeigt und dafür sorgt, dass die Beschäftigten finanziell entschädigt werden und gute Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten“, so Branchensekretär Gerhard Riess von der Gewerkschaft PRO-GE in einer Aussendung. Es werde noch am Dienstag begonnen, gemeinsam mit dem Betriebsrat und Arbeitnehmervertretern sozial verträgliche Lösungen für die 127 betroffenen Mitarbeiter zu finden.
Runder Tisch bei Landesrat Strugl
Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Michael Strugl (ÖVP) hat noch Dienstagnachmittag zu einem Runden Tisch in der Causa Nestle geladen, an dem Vertreter des Unternehmens, des Betriebsrats, der Gewerkschaft, des AMS und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) teilnahmen. “Dabei wurde festgelegt, dass im Rahmen eines Sozialplans für die Belegschaft eine Unternehmensstiftung zur Weiterqualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingerichtet werden soll, die von Nestle, dem Land OÖ und dem AMS OÖ finanziert wird“, betont Wirtschafts-Landesrat Strugl. Weiters habe das Unternehmen zugesichert, für alle Betroffenen individuelle Lösungen anzubieten, beispielsweise auch für Mitarbeiter/innen in Karenz oder Altersteilzeit. LH-Stv. Thomas Stelzer und der Linzer Bürgermeister Klaus Luger haben ebenfalls Unterstützung zugesagt.
„Gesellschaftliche Verantwortung schaut anders aus“
„Das sind absolut unerfreuliche Nachrichten für den Industriestandort Oberösterreich“, so SPÖ-Landesparteichefin Birgit Gerstorfer zu den heute Nachmittag bekannt gewordenen Plänen von Nestle, die Produktionswerkstätte in Linz 2018 zu schließen. „Damit verlieren 127 Menschen ihren Job, das ist in der ohnehin angeschlagenen Arbeitsmarktsituation ein herber Schlag ins Gesicht“, so Gerstorfer, die den Schritt von Nestle nicht nachvollziehen kann. „Es muss rasch ein Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten erstellt werden, damit diese wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Mit einer Stiftung könnte wenigstens eine kleine Perspektive angeboten werden“, sagt Gerstorfer. Nestle sei ein florierender Konzern, aber anstatt bei den Managergehältern zu sparen, seien nun die ArbeitnehmerInnen die Leidtragenden. „Gesellschaftliche Verantwortung schaut anders aus“, so Gerstorfer.
„Schmerzhafter Verlust“
Der Linzer Vize-Bürgermeister und Wirtschaftsreferent Bernhard Baier (ÖVP) bezeichnet die Schließung als „schmerzhaften Verlust für den Standort“. Jetzt gelte es, nach vorne zu schauen und für die Arbeitnehmer eine gute sozialverträgliche Lösung in Form einer Arbeitsstiftung zu finden. „Wichtig ist nun, dass für die Linzer Nestle-Mitarbeiter neue Zukunftsperspektiven geschaffen werden. Denn an einem Arbeitsplatz hängen oft ganze Familien“, merkt Baier an.
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