"Notruf" der Krisenpflegeeltern: "Wir helfen gerne und mit Leidenschaft, aber die Rahmenbedingungen müssen sich ändern"
Linz/Leonding. Durch einen neuen Erlass des Familienministeriums vom Juli des Vorjahres bekommen Krisenpflegeeltern erst ab dem 91. Tag der Betreuung Kinderbetreuungsgeld. Auf Kritik stößt diese Regelung nicht nur bei den Krisenpflegemüttern, sondern auch der Linzer Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.
32 Krisenpflegefamilien betreuten im Vorjahr 67 Kleinkinder und Säuglinge, 29 davon waren Linzer Kinder. Krisenpflegefamlien öffnen ihren privaten Raum, ihre Familie und sind von einer Stunde auf die nächste verfügbar, um in Krisensituationen zu helfen. „Wenn nichts mehr geht, dann kommen die Kinder zu uns. Sie sind oft traumatisiert, verwahrlost und stehen unter einer hohen Stressbelastung. Vor Kurzem hatten wir ein Baby mit Drogenentzug zu Hause, es hat zwei Wochen lang Tag und Nacht ununterbrochen geweint. Manchmal lassen sich die Kinder nicht trösten, manche Sachen kann man nicht sofort verändern. Das muss man erst einmal gemeinsam aushalten und durchhalten“, erzählt Birgit Gramberger von ihrer Arbeit, die gleichzeitig Berufung ist und betont: „Besonders schön zu sehen ist, es dass wir etwas bewirken können, und etwas positiv verändern können“.
Kritik der Krisenpflegemütter
Dass aber durch den Erlass des Familienministeriums die ersten drei Monate quasi fast unbezahlt betreut werden müssen, sorgt für Kritik bei den Krisenpflegemüttern, der Linzer Vizebürgermeisterin und Sozialreferentin Karin Hörzing und plan B-Geschäftsführer Alexander König: „Diese so genannte „Gesetzesreparatur“ ist nicht gut gelungen. Es wäre mehr als angemessen gewesen, das Kinderbetreuungsgeld ab dem ersten Tag über die gesamte Betreuungszeit zuzusprechen“, so König. Insgesamt verdienen Krisenpflegemütter 578 Euro brutto pro Monat, mit einem Wegfall des Kinderbetreuungsgeldes reduziert sich das Einkommen um zwei Drittel.
Appell an die Bundesregierung
Im Durchschnitt dauert die Krisenpflegekinderbetreuung in der Hälfte aller Fälle weniger als drei Monate, da die Kinder entweder zu den leiblichen Eltern zurück kommen, oder bei einer Dauerpflegefamilie untergebracht werden. „Mir fehlt jedes Verständnis, warum man nicht ab dem ersten Tag das Kinderbetreuungsgeld auszahlt, das sind Menschen, die sich engagieren, sie helfen in Krisensituationen, sie sind Stützen unserer Gesellschaft, das sollte honoriert werden. Deshalb ist das hier ein „Notruf“ an die Verantwortlichen, ein Appell an die Bundesregierung dieses Gesetz zu überdenken“, sagt Hörzing. Für die Stadt Linz sind für die 4.800 Betreuungsstunden Aufwendungen von 690.000 Euro entstanden. „Wir wollen gerne helfen, wir machen unsere Aufgabe aus ganzem Herzen, wenn aber die finanziellen Rahmenbedingungen nicht tragbar sind, muss man sich fragen, wie lange das noch geht“; kritisiert Birgit Gramberger den Erlass des Familienministeriums.
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