„Tour de Police“: Gewaltschutzzentrum OÖ und Polizei tauschen sich aus
OÖ. 2.464 Klienten betreute das Gewaltschutzzentrum OÖ 2018. Rund die Hälfte davon wurden durch die Exekutive aufgrund eines Betretungsverbotes überwiesen. Um die Zusammenarbeit mit der Polizei zu stärken startet das Gewaltschutzzentrum 2019 eine „Tour de Police“.
1.175 Betretungsverbote sprach die oberösterreichische Exekutive im vergangenen Jahr aus. Das bedeutet im vergeleich zum Jahr 2017 einen Rückgang von rund 10 Prozent. Im 1. Halbjahr 2019 kam es jedoch wieder zu einem deutlichen Anstieg, berichtet das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich.
Gewalt überwiegend männlich
Dessen Klienten zeigten im Jahr 2018 1.220 Gewaltdelikte an. Darunter 500 Körperverletzungen, 411 gefährliche Drohungen/Nötigungen, 113 Mal beharrliche Verfolgung also Stalking, 41 Vergewaltigungen, 13 Mal sexueller Missbrauch. In 45 Fällen wurde fortgesetzte Gewaltausübung angezeigt und sogar ein versuchter Mord bzw. Totschlag war unter den Angezeigten Delikten. 84 Prozent der Opfer sind Frauen und diese sind wiederum zu 92 Prozent der Gewalt von Männern ausgesetzt. Männliche Opfer waren zu 76 Prozent ebenso Opfer von männlicher Gewalt.“ Der Großteil, der Gewalt, die wir sehen, ist Gewalt von Männern gegen Frauen in Beziehungen oder Ex-Beziehungen“, so Sonja Ablinger, Vorstandsvorsitzende des Gewaltschutzzentrums OÖ. Besonders gefährlich ist die Trennungs-Zeit einer Beziehung.
Verbrennungen, Schläge und Drohungen
Das Spektrum an Gewalt dem die Frauen ausgesetzt sind ist dabei breit „Das reicht von Verbrennungen über Zuschlagen mit Sesseln, mit Vorhangstangen, mit Gürteln schlagen, mit Füßen trete, die Frauen zwingen zu Essen, den Frauen verbieten zu Essen, die Frauen zwingen am Boden zu schlafen, die Frauen zwingen nicht zu schlafen“, zählt Ablinger das Märtyrium von Gewaltopfern auf. Oft ist sind auch Drohungen im Spiel. „Das häufigste ist, dass er sagt 'Ich bringe dich um'. Das tragische ist, dass es nicht immer bei der Drohung bleibt.“ Die Folge sind Traumata. Diese und finanzielle Abhängigkeiten machen es den Frauen oft schwer die Gewaltbeziehung zu beenden. Hier ist auch eine effiziente Kooperation zwischen den Opferschutzverbänden und der Polizei wichtig, um die Frauen schützen zu können.
Kooperation mit der Polizei
Eine wichtige Basis für effektiven Opferschutz ist Vernetzungsarbeit. Daher setzt sich das Gewaltschutzzentrum OÖ im Zeitraum 2019/2020 einen neuen Schwerpunkt. Um die Kooperation mit der Polizei weiter zu intensivieren, werden im Rahmen des Projektes „Tour de Police“ alle 119 Polizeidienststellen von Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle besucht. „“Wir möchten einander kennen lernen und Erfahrungen in der Gewaltschutzarbeit mit den PolizistInnen vor Ort austauschen. Wir haben alle das gleiche Ziel, aber teilweise unterscheiden sich unsere Aufträge und Zugänge“, so Eva Schuh, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums. Bei den ersten Treffen zeigten bereits viele Beamten ihr Interesse an dem fachlich angeregten Austausch, freut sich Schuh.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden