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„Im ländlichen Raum wird Gewalt an Frauen häufig tabuisiert“

Mag. Melanie Mai, 30.01.2019 07:12

BEZIRK PERG. Die Vorkommnisse an Gewalt an Frauen der letzten Wochen erschüttert das ganze Land. 38 Betretungsverbote gab es von Jänner bis November 2018 im Bezirk Perg. Diese Zahl ist laut der Frauenberatung Perg relativ konstant. Tips hat sich mit Gabriele Schauer von der Frauenberatung Perg unterhalten.

Der Täter gibt gerne dem Opfer die Schuld. Foto:  VGstockstudio/Shutterstock.com
Der Täter gibt gerne dem Opfer die Schuld. Foto: VGstockstudio/Shutterstock.com

„Die häufigsten Themen der Beratungsarbeit sind familiäre Probleme beziehungsweise Beziehungskonflikte, finanzielle Probleme, Gesundheit, Wohnung, Gewalt, Arbeit, Kinder, Soziales und Probleme in Zusammenhang mit Migration“, sagt Gabriele Schauer von der Frauenberatung Perg.

Gewalt hat viele Gesichter

In der Beratungsarbeit in Perg ist Gewalt in Beziehungen immer wieder Thema. Sie kommt in allen Schichten unabhängig von Alter, Bildungsstand und Einkommen vor. Die Formen und Ausprägungen, die Frauen erleben, reichen von verbalen und psychischen Gewaltformen – wie Beschimpfungen, Drohungen, Einschüchterungen, Erniedrigungen – bis zur ökonomischen Gewalt, wo Frauen nicht mehr frei über Geld und Sachmittel verfügen können und letztlich zur körperlichen und sexuellen Gewalt. Die Gewalt an Frauen in Partnerschaften ist ein komplexes System aus Macht und Kontrolle. Dahinter steht ein ungleiches Machtverhältnis. Täter nutzen und setzen gezielt ihre körperliche oder ökonomische Überlegenheit, um ihre Interessen gegen den Willen des Opfers durchzusetzen. Das Besondere an häuslicher Gewalt ist, dass es nicht bei einer einzelnen Gewalttat bleibt, sondern sich wiederholt – das ist eine sogenannte Gewaltspirale. Nach dem ersten Gewaltvorfall sind Täter und Opfer meist erschrocken. Der gewalttätige Partner bereut, entschuldigt sich, bemüht sich und verspricht, dass das nie wieder vorkommt. In der Folge kommt es oft zu einer Verschiebung, wo der Täter dem Opfer die Schuld gibt. Charakteristisch ist, dass immer wieder die gleichen Phasen durchlaufen und die Abstände mit der Zeit kürzer werden.

Trennungen sind oft schwer

Wenn sich gewaltbetroffene Frauen von ihrem Partner trennen, schlittern sie nicht selten in eine ökonomische Existenzkrise, insbesondere Frauen mit Kindern. Eine Trennung kann den Verlust des Arbeitsplatzes nach sich ziehen, Kindergarten und Schule müssen eventuell gewechselt werden. Die gesamte Existenz gerät ins Wanken. Häufig ist es schwierig, eine geeignete, leistbare Wohnung zu finden. Für Migrantinnen ist die Arbeits- und Wohnungssuche noch schwieriger. Manchmal lässt der Aufenthaltstitel eine Trennung gar nicht zu.

Gesellschaftliches Problem

Das Thema wird weiterhin tabuisiert und aufgrund der sozialen Struktur im ländlichen Raum spielt in der Situation oft Scham, Angst und Unsicherheit mit. „Häufig stellt sich im Beratungsprozess heraus, dass Frauen noch nie mit jemandem über ihre Situation gesprochen haben“, so Schauer. „Dies liegt einerseits daran, dass Informationen über Hilfs- und Opferschutzeinrichtungen fehlen, andererseits ist der Druck, den Schein der Normalität nach außen zu wahren, im ländlichen Bereich sehr groß“, sagt sie weiter. „Doch alle Menschen haben ein Recht auf ein Leben frei von Gewalt. Ohne eine tatsächliche Gleichstellung zwischen Männern und Frauen wird es auch kein Ende von häuslicher Gewalt oder Gewalt an Frauen geben“, betont Schauer.


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Frauenforum Salzkammergut
Frauenforum Salzkammergut
04.02.2019 11:06

Das Probelm endlich an der Wurzel packen!

Bravo, Gabriele Schauer! "Ohne eine tatsächliche Gleichstellung zwischen Männern und Frauen wird es auch kein Ende von häuslicher Gewalt oder Gewalt an Frauen geben" - so ist es! Das Frauenforum Salzkammergut beackert das weite Feld der Geschlechtergerechtigkeit nun schon im 25. Jahr seines Bestehens. Die geschriebenen Gesetze sind allesamt in Kraft, um die verfassungsrechtlich angestrebte Gleichberechtigung zu erreichen, allein die tausenden ungeschriebenen Gesetze in unseren Köpfen warten noch auf ein Ankommen im Jahr 2019 ... dicke Bretter, Partnerschaft und Liebe mittendrin, Abhängigkeit und Gewalt aber eben auch. Und "das Schweigen der Männer" macht die Situation nicht einfacher. Solidarisiert euch mit den Frauen, die bis heute tagtäglich den Widerspruch zwischen Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit aus rechtlicher Sicht auf der einen und erlebtem Alltag auf der anderen Seite erleben. Arbeiten wir gemeinsam daran, die diesbezügliche Schere zwischen Schein und Sein eines Tages zu schließen! www.frauenforum-salzkammergut.at


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