Covid-Experte Lamprecht: "Differenzierter Lockdown hätte große Wirkung"
OÖ/WIEN. Für einen „modifizierten, differenzierten“ Lockdown spricht sich Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz aus, angesichts der immer enger werdenden Situation an den Spitälern. „Ein differenzierter Lockdown hätte große Wirkung“, so Lamprecht in der ZIB 2 (ORF). Das „Experiment Eigenverantwortung“ könne man als beendet betrachten.
Mitte November könnten die Intensivkapazitäten in Österreich an ihre Grenzen stoßen – so Gesundheitsminister Rudi Anschober gestern in einem Pressestatement - Tips hat berichtet. Auch in Linz sei man nicht mehr sehr weit von der Grenze entfernt, so Lamprecht. Der kleine Spielraum werde zunehmend aufgezehrt, durch immer mehr Covid-Patienten.
Drei Szenarien gäbe es, um dem entgegenzuwirken: „Die Erweiterung der Kapazitäten – das wird aber nicht an der Ausstattung, sondern am qualifizierten Personal scheitern“, so der Covid-Experte. Die zweite Möglichkeit ist, andere Leistungen auf der Intensivmedizin zurückzufahren, das sei aber kaum möglich, weil hier akute Leistungen bei Verkehrsunfällen oder nach Herz-OPs erbracht werden müssten, und drittens: Den Zustrom zur bremsen – dazu müssten die Infektionszahlen gebremst werden.
Am Kepler Uniklinikum Linz – dem zweitgrößten Krankenhaus in Österreich – sei gerade die dritte Station für Covid eröffnet worden, „wir rechnen damit, dass wir schon am Montag die vierte öffnen müssen“, so Lamprecht imr ZIB 2-Interview.
„Experiment Eigenverantwortung als beendet betrachten“
„Wir wissen, das 5 bis 8 Prozent der bestätigten Covid-Infektionen eine Krankenhausbehandlung brauchen und ungefähr ein Prozent eine intensivmedizinische Betreuung. Das ist bei geringen Fallzahlen in Österreich wahrlich kein Problem, aber bei sehr hohen Infektionszahlen stößt auch das beste System ganz sicher an seine Grenzen“, so Lamprecht.
Für morgen, Samstag, hat die Bundesregierung angekündigt, neue Covid-Maßnahmen bekannt zu geben – mit möglichen Ausgangssperren und einem „Lockdown light“ wird spekuliert.
Für Lamprecht könne ein „differenzierter“ Lockdwown große Wirkung haben: „Wir haben sehr viel anderes probiert. Das beherzte Experiment mit der Eigenverantwortung kann in Österreich wie auch in anderen Teilen Europas wohl als beendet betrachtet werden“, so Lamprecht.
„Wir haben gesehen, das ein Lockdown eine extrem wirksame Maßnahmen ist – ich denke, das ein modifizierter, differenzierter Lockdown - wo Schulen geöffnet bleiben können, und Arbeitsplätze weiter zur Verfügung stehen, wo nur Abend- und Nachtleben beeinträchtigt ist und damit Kontakte in der Freizeit unterbunden werden - dass das durchaus große Wirkung zeigen kann“, so der Covid-Experte in der ZIB 2.
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