Aufnahmetest für Medizinstudium: Debatte um Zahl der Studienplätze und Schwerpunkt
LINZ/WELS. Am Mittwoch, 21. Juli, werden österreichweit die Aufnahmetests der Medizinischen Universitäten durchgeführt. Der Test der Medizinischen Fakultät der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, wo sich 2.223 Personen angemeldet haben, wird wie im Vorjahr in der Messe Wels durchgeführt. Vergeben werden 240 Studienplätze, zu wenig wie Gesundheits-Stadtrat Michael Raml findet. Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander tritt hingegen für eine Änderung des Tests ein.
Insgesamt 2.223 Personen haben sich für das Studium der Humanmedizin an der Medizinischen Fakultät der JKU beworben. Davon sind 1.373 Frauen und 850 Männer. Diese Zahl ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, wo sich wie berichtet insgesamt etwa 1.600 Personen beworben haben. Vergeben werden jedoch nur 240 Plätze, was Kritik bei Gesundheits-Stadtrat Michael Raml (FPÖ) hervorruft: „Von den Medizin-Absolventen an österreichischen Unis wandern rund 40 Prozent ins Ausland ab. So können wir unseren Ärztemangel, der österreichweit und auch in unserer Heimatstadt bedrohend voranschreitet, nicht wirksam bekämpfen. Auch das österreichische Gesundheitssystem kann so nicht lange erhalten bleiben. Wir müssen dafür sorgen, dass in Österreich ausgebildete Mediziner auch in Österreich bleiben und für die Gesundheit der Menschen arbeiten. Deshalb brauchen wir mehr Studienplätze für österreichische Medizin-Studenten“.
Kritik an Quotenregelung
Um den Ärztemangel zu bekämpfen, müsse laut Raml zudem an der Quotenregel gearbeitet werden. Derzeit sind mindestens 95 Prozent der Studienplätze EU-Bürgern beziehungsweise ihnen gleichgestellten Personen vorbehalten und mindestens 75 Prozent Studienwerbenden mit einem Reifezeugnis aus Österreich. „Das machen sich bekanntlich viele Studienanwärter aus Deutschland zunutze. Diese erhalten eine vom österreichischen Steuerzahler finanzierte medizinische Ausbildung und wenden diese nach dem Studium oftmals lediglich zurück in ihrer Heimat an. Darüber hinaus müssen fünf Prozent der Plätze an Nicht-EU-Bürger vergeben werden. Ein Rechnungshofbericht zur Ärzteausbildung zeigte letztes Jahr Schockierendes auf: Beim Aufnahmetest für das Medizin-Studium muss jeder österreichische Bewerber mindestens 75 Prozent der Gesamtpunkte erreichen. Bei Nicht-EU-Ausländern reichte es, dank der Quote, in einigen Fällen, wenn sie nur 20 Prozent der Testfragen richtig hatten, also ein Fünftel. Rein statistisch ist das bei einem Multiple Choice-Test automatisch erfüllt“, führt Raml aus.
Bei Verfahren Ehrenamt und soziales Engagement berücksichtigen
Gesundheits-Landesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) meint wiederum, dass „dringend notwendiger medizinischer Nachwuchs“ im Bundesland gesichert werde. Sie verweist darauf, dass die Studienplätze bereits aufgestockt wurden. „Im Studienjahr 2014/15 standen 60 Studienplätze zur Verfügung, für das Studienjahr 2021/22 sind es bereits 240 Studienplätze für den Bachelor Humanmedizin. Die ersten Absolventinnen und Absolventen arbeiten bereits in den oberösterreichischen Krankenhäusern“. Dennoch fordert auch sie eine Änderung. Der Aufnahmetest fokussiere sehr stark auf Allgemeinwissen, berücksichtige aber nicht, ob sich jemand ehrenamtlich engagiere oder als Zivildiener im Gesundheits- und Sozialbereich tätig war. „Das sind oft Menschen, die unglaubliche Empathie und auch schon Grundwissen mitbringen und die für den Arztberuf besonders befähigt wären. Ich trete daher dafür ein, dass der Test verändert wird und auch Faktoren wie ehrenamtliches und soziales Engagement berücksichtigt werden“, sagt Haberlander.
Laut Webseite der JKU umfasst der Aufnahmetest Basiskenntnisse für medizinische Studien wie Biologie, Chemie und Physik, aber auch Textverständnis, kognitive Fähigkeiten wie Merkfähigkeit und Zahlenfolgen sowie sozial-emotionale Kompetenzen. Die Bewerber sollen spätestens bis 23. August erfahren, ob sie einen Studienplatz erhalten oder nicht. Österreichweit gibt es 1.740 Studienplätze für Human- und Zahnmedizin, die meisten davon in Wien.
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